Kapitel 33

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"Captain Rogers, setzen Sie sich."
Mit einem kurzen Nicken als Gruß erwiderte Steve die Begrüßung und nahm an dem großen Schreibtisch in Nick Furys Büro in New York Platz.
Auf seinem Weg hierher hatte er gesehen, dass die Arbeiten an der Ruine des Avengers Towers große Fortschritte machten.
Die Überreste waren abgetragen worden und die ersten zwei Etagen schienen bereits neu errichtet zu sein.
Ein wehmütiges Gefühl beschlich den Supersoldaten, als er vom Büro des ehemaligen S.H.I.E.L.D Directors aus den Bauarbeiten zusehen konnte.

Auf seinem Flug hierher hatte er die Schäden gesehen, die der Kampf gegen Thanos hinterlassen hatte.
Die Aufbauten gingen gut voran und Steve wusste, dass eine von Tony finanzierte Stiftung die Schäden der Avengers stets kostenfrei für die Opfer behob.
In spätestens zwei Jahren würde man von der Zerstörung nichts mehr sehen.
Es sei denn, man würde auf die Friedhöfe gehen.
Ein seltsam melancholisches Gefühl beschlich Steve Rogers, als er die Welt so sah.
Als habe er nicht mehr wirklich einen Platz darin.

"Captain, ich habe einen Auftrag für Sie..."
"Bitte was?"
Aus seinen Gedanken schreckend sah Steve erneut zu seinem Gegenüber herüber, der ihm eine Akte zu schob.
Ohne die Akte zu öffnen, schob Steve sie zurück und schüttelte den Kopf.
"Danke, aber ich lehne ab."
Sichtlich verblüfft verschränkte Nick Fury die Arme vor der Brust und versuchte seiner Stimme mehr Druck zu verleihen.
"Und wieso, wenn ich fragen darf?
Sie sind geheilt, haben sogar etwas Urlaub in Wakanda genießen dürfen... Finden Sie nicht, dass es Zeit wird Amerika..."
"Ich schulde Amerika gar nichts mehr", stellte Steve ruhig aber bestimmt klar. "Das Universum schuldet mir endlich meinen Frieden."
"Was soll das heißen?" Nun war Fury wirklich ungehalten, merkte er doch, dass jedwedes Argument an Steve abperlte wie der Regen an seiner Scheibe.
"Sie wissen, dass sie defacto Amerikas Eigen..."
"Ich bin niemandes *Eigentum*“, stellte der Soldat nun ebenfalls etwas deutlicher klar und fügte in Gedanken hinzu *Fragen Sie mal Tony...*
"Und was meine Dienstzeit betrifft, Director Fury... Ich bin jetzt in etwa 106 Jahre alt.
Ich wurde mit 25 ins Supersoldatenprogramm aufgenommen und bin seither Teil der amerikanischen Streitkräfte.
Das wäre dann eine Dienstzeit von etwas mehr als 80 Jahren, von denen Amerika mir übrigens noch einiges an Sold schuldet.
Ich *denke* also Director Fury... Meine Schuld ist abgetragen und ich stehe ab sofort nicht länger zur Verfügung."
Das unbedeckte Auge des Agentenchefs wurde schmal.
Er konnte kaum glauben, was er da gerade hörte.
Noch weniger fassen konnte er, dass Steve Rogers einfach aufstand, ihm noch einmal zu nickte und dann einfach aus der Tür ging.

Nicht viel anders erging es Steve.
In den letzten Wochen war es immer nur eine vage Idee gewesen.
Doch diese Idee war immer mehr gereift und hatte sich bei seiner Rückkehr in die "normale Welt" in ihm manifestiert.
Er wollte einfach nicht mehr kämpfen...
Alles was er wollte, war ein friedliches Leben, soweit das mit Tony jemals möglich sein würde.

Nachdenklich schritt er ein paar Bereiche seiner alten Heimat ab.
Seine alte Laufstrecke, wo er Sam Wilson das erste Mal getroffen hatte.
Es fühlte sich an, als sei dies alles eine ganze Lebensspanne lang entfernt und nicht erst ein paar Jahre.
Am Schawarma Restaurant vorbeigehend, wo das Team nach ihrem ersten Kampf zusammen in den Trümmern noch gespeist hatte, bestellte er zwei Portionen und ging zurück zum Jet.
New York, das spürte er deutlich, würde er nicht wirklich vermissen ohne seine Freunde.

Stony.   My Shield  51 Kapitel LangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt