Kapitel 10

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"Hey... Queens!"
Peter fuhr herum als er die Stimme des Captains hinter ihm hörte.
Seit ihrer ersten Begegnung war dies der Spitzname, den Steve Rogers in Anlehnung an dessen Geburtsort benutzte.
Zu gern hätte Peter ihm einfach mal mit einem Grinsen zurück erwidert *Hey Brooklyn...* Doch das wagte er nicht mal in seinen Träumen.
"Captain... Mister Rogers!" Für den 21-jährigen war es noch immer schwierig die richtigen Anredeformen für die anderen im Team zu finden. Im Grunde war es für den Jungen, trotz allem was er mit den Avengers erlebt hatte, völlig surreal, dass er überhaupt mit ihnen in einem Raum sein durfte.

Als Steve zu ihm aufschloss und ihn freundlich grüßte, spürte Peter wieder dieses warme, unglaublich aufregende Gefühl seine Wirbelsäule herauf kriechen.
Seine Spinnensinne fühlten sich an, wie ein regelrechter warmer Sturm in seinem Nacken.

Steves Lächeln, als er vor dem Jungen stand, war aus tiefstem Herzen ehrlich gemeint.
Er erinnerte sich noch sehr genau daran, wie Tony gelitten hatte, als Peter durch den Blip einfach aus dieser Welt gerissen worden war.

Der Multimilliardär hatte für Peter so etwas wie eine Vaterrolle übernommen.
"Ich hab den Jungen verloren..."
Nie hatte Steve seinen Freund mehr entsetzt gesehen, als in diesem Moment als Tony realisiert hatte, dass Peter sich in seinen Händen aufgelöst hatte.
Und tief in seinem Inneren war Steve überzeugt, dass dieser Junge vor ihm der wahre Anstoß für Tony gewesen war, die Arbeit an der Zeitreise überhaupt nur in Erwägung zu ziehen.

"Wie geht es dir?"
Diese einfache, eigentlich völlig alltägliche Frage wäre im normalen Leben ein so banaler Gesprächsbeginn gewesen, das Peter für einen Moment beinahe einfach mit einem achselzuckenden 'Gut' geantwortet hätte.
"Ich heile recht schnell...", versuchte er es daher stattdessen mit einer eher ausweichenden Antwort.
Eine Antwort, die Steve mit einem gutmütigen Nicken zur Kenntnis nahm.

Er führte den jungen Mann zu einer Bank im Freien.
Die Abendsonne tauchte die Umgebung in ein warmes rot und ließ die Steppe vor ihnen beinahe friedlich erscheinen.
"Hast du dich bei deiner Tante melden können?"
"Ja… Vor ein paar Tagen…" Wieder wich Peter der eigentlichen Antwort aus, was Steve vermuten ließ, dass Peters Erziehungsberechtigte sich zu Recht erhebliche Sorgen um ihn machte.
Wobei die, so wie Steve von Tony oft genug gehört hatte, immer noch der Meinung war, dass Peter auf einem Berufspraktikum für Stark Industries war.
Bei einem Angriff auf eben diese Firma war dies allerdings nicht unbedingt eine Beruhigung...
"Dann geh Heim, Peter..."
Irritiert rückte der Kopf des Jungen zu Steve herum.
Große, verletzliche Augen, die offensichtlich erst etwas gänzlich anderes sagen wollten, als es schließlich der Mund tat.
"Sir... Captain… Mr. Rog... Ich"
"Steve...", korrigierte der körperlich fast 40 Jahre alte Soldat sanft, dass ein wahres Emotionschaos auslöste.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Peter seine Sprache wieder gefunden hatte. Doch als er sein Gegenüber dann wieder ansah, lag ein so jungenhaftes Grinsen in seinem Gesicht, dass Steve nicht anders konnte, als ihm ebenfalls zu zulächeln.
Der jugendliche Charme des Jungen war einfach ansteckend.

"Also Mister Ro.... Steve..." Mit einem leichten Rot um die Nase senke Peter kurz den Blick, nur um dann vor sich in die Steppe zu sehen.
"Steve… Ich will helfen...", schaffte er schließlich doch noch heraus zu bringen.
Mit einer aus tiefstem Herzen empfundenen Ehrlichkeit, dass Steve sich sofort an ihn selbst als Jugendlicher erinnert fühlte.
"Ich weiß…", nickte er. "Aber deine Tante braucht dich dringender. Du musst wieder zur Schule, deine Nachbarschaft braucht ihren Beschützer wieder..."
"Wird komisch sein...", gestand Peter leise.
"Alle meine Freunde... Sie sind jetzt fünf Jahre älter. Im Grunde..." In einer hilflosen Geste zuckte der Junge, der als freundliche Spinne seiner Nachbarschaft ganz Queens beschützt hatte, wirkte plötzlich ziemlich klein und verloren neben dem breitschuldigen Soldaten.
"Und du wirst es schaffen.", sagte Steve überzeugt.
"Tony hält große Stücke auf dich. Ich weiß, er erwartet viel von dir."
"Wirklich?"
Es war eine emotionale Achterbahn, die Steve Rogers dort in diesem Jungen neben sich erleben konnte.
Trauer, Hoffnung, Stolz der Wunsch seinem Förderer gerecht zu werden...
Es war einfach sehr viel für einen 21-jährigen.
"Es gibt auf der Erde sehr viele Menschen, die mit den Folgen des Blip zurecht kommen müssen...
Und du hast uns... Du hast mich."
In ehrfürchtigem Staunen drehte Peter sich nun vollends zu seinem Gegenüber um und musste sich zusammenreißen, um seinen Kiefer nicht vollends herunter fallen zu lassen.
"Sie... Äh…"
"Ich bin für dich da Peter.
Wann immer du mich brauchst.", versicherte Steven Rogers ernst, während er ihm beide Hände auf die Schultern legte und ihm tief in die Augen sah.
"Egal wann... Ruf mich an, wann immer du reden willst.
Ich werde dich wissen lassen, wie es Tony geht.
Das verspreche ich dir."


Stony.   My Shield  51 Kapitel LangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt