1992
Die restliche, erste Woche in Hogwarts verging für Ginny wie im Flug. Sie stand früh auf, frühstückte in der großen Halle, ging zum Unterricht und verbrachte den Rest des Tages meistens mit Tatia und Kira. Die drei waren mittlerweile beste Freundinnen geworden. Ginny kam es tatsächlich so vor, als wären sie und die beiden anderen Mädchen unzertrennlich geworden, denn sie konnte es sich kaum vorstellen einen Tag, ohne ihre beiden Freundinnen zu verbringen. Und auch wenn Kira ab und an ziemlich mürrisch war, Tatias Optimismus glich diese Stimmung in den meisten Fällen wieder aus.
Mit Draco Malfoy hatte die Weasley seit dem Zusammenstoß nach der Besenflugstunde nur einmal kurz im Gemeinschaftsraum der Slytherins unterhalten und dabei festgestellt, dass der blonde Slytherin zwar ziemlich arrogant war, aber auch ganz nett sein konnte. Zumindest wenn er Lust dazu hatte.
Auch mit Tom, ihrem Freund aus dem Tagebuch schrieb die Weasley noch immer sehr viel. Sie steckte das Tagebuch mittlerweile sogar in ihre Schultasche, damit sie ihren Freund immer bei sich hatte.
Was Ginny allerdings wirklich wurmte, war die Tatsache, dass sie zwar mit ihren Freunden sehr viel, aber dafür kaum noch mit ihren Brüdern Kontakt hatte.
Sie hatte einmal nach dem Frühstück kurz mit Fred und George geredet, aber das war es dann auch schon gewesen. Harry oder Hermine sah die Weasley nur noch ab und zu beim Essen am Gryffindortisch sitzen.
Geredet hatte sie nicht mit ihnen. Und das störte die Weasleytochter, auch wenn sie es nicht nach außen zeigte.
>>Ich muss mit ihnen sprechen! << sagte sich Ginny beim Frühstück am zweiten Montag ihres noch jungen Schuljahres, als sie mal wieder fast ein wenig sehnsüchtig zu ihren Brüdern hinüberstarrte.
Im selben Moment kam die Post für die Schüler und wie jeden Morgen flatterten die Eulen in die große Halle. Tatia, die neben Ginny saß, bekam Post von ihren Eltern, Kira hingegen bekam keinen Brief, das schien die weißblonde aber auch nicht wirklich zu stören. Dann kam Errol angeflogen.
Die alte Eule der Weasleys brachte dieses Mal auch Ginny einen Brief und die rothaarige wusste instinktiv, dass der nur von ihren Eltern sein konnte. Während Errol wild mit den Flügeln schlug, Federn auf den ganzen Slytherintisch verteilte und dann zu den Gryffindors weiterflog, entfaltete die Weasley mit zittrigen Fingern den Brief. Sie war auf einmal ganz aufgeregt.
Liebe Ginny,
Wir sind natürlich enttäuscht und auch besorgt, dass du nicht zu deinen Brüdern nach Gryffindor gekommen bist. Aber wenn es dir in Slytherin gefällt, dann ist das natürlich auch in Ordnung.
Es ist schön, dass du schon Freunde gefunden hast. Vielleicht bringst du sie mal mit in den Fuchsbau, wenn sie Lust haben.
Wir schreiben dir so oft wir könnenMum und Dad
Ginnys Euphorie von eben erhielt einen jähen Dämpfer.
Sie merkte anhand der Wortwahl sofort, dass ihre Eltern nicht besonders glücklich über die Auswahl des sprechenden Hutes waren. Die Weasley spürte eine Hand auf ihrer Schulter und blickte in Tatias Gesicht, das sie mitfühlend anblickte. Offenbar hatte die braunhaarige mitgelesen, aber das störte Ginny nicht wirklich. Sie vertraute Tatia und wusste, dass ihre Freundin das Briefgeheimnis wahren würde.
„Ich würde gerne mit dir in den... Fuchsbau kommen.", meinte die braunhaarige und lächelte, Ginny fiel auf, dass sie über den Namen ihres Hauses gestolpert war und setzte schon zu einer Erklärung an. Tatia war jedoch schneller. „Der Fuchsbau ist das Haus, in dem du mit deiner Familie wohnst, nicht wahr?". Ginny bejahte die Frage. „Klar ich freue mich.", sagte sie anschließend, „Und wie du siehst, meine Eltern sind auch einverstanden..." So richtig begeistert, wie sich ihre Worte anhörten, war die Weasely aber nicht.

DU LIEST GERADE
Das ist der Weg
FantasyWir schreiben das Jahr 1992: Ginny Weasley darf endlich nach Hogwarts. Voller Vorfreude auf ihr erstes Schuljahr macht sie sich mit ihrer Familie auf zur Winkelgasse und reist wenig später zum ersten mal nach Hogwarts. Doch was dort passiert, wird d...