Die Türklingel läutete, als Percy die Eingangstür von Ollivanders Zauberstabgeschäft aufschob und den Laden betrat. Ginny, die Percy unmittelbar gefolgt war, blieb auf der Türschwelle stehen und sah sich neugierig in dem vor ihr liegenden Raum um. Sie erblickte unzählige Regale an den Wänden, jedes von ihnen war vollgestopft mit verschiedenfarbigen, kleinen Schachteln, die auf unterschiedlichste Art und Weise verziert waren. Im Zentrum des Zimmers stand ein großer Tisch, auf dem viele verschiedene Dinge Kreuz und Quer durcheinanderlagen. Im Raum selbst befand sich, außer ihr und Percy niemand, Ginnys Blick fiel jedoch auf eine angelehnte Türe, die sich hinter dem Schreibtisch in der hölzernen Wand auftat. Durch den kleinen Spalt der Türe fiel etwas Licht und die jüngste Weasley meinte, leise Stimmen vernehmen zu können. Nachdem sie sich ein weiteres Mal staunend umgesehen hatte, trat sie schließlich langsam über die Türschwelle in den Laden, während Percy, der die Türe aufgehalten hatte, diese hinter ihr wieder zufallen ließ.
Im selben Moment schob ein älterer Mann die angelehnte Türe auf und betrat den Hauptraum des Geschäfts. „Seid gegrüßt ihr beiden", begrüßte er seine beiden Kunden und schloss die Türe zum Nebenzimmer, „Willkommen in meinem Zauberstabgeschäft." Percy erwiderte den Gruß des älteren Herren. „Guten Tag Mr. Ollivander. Wir brauchen einen Zauberstab für meine Schwester Ginny Weasley.", erklärte er anschließend. Ollivander nickte langsam, während Ginny den Verkäufer aufgeregt ansah. Sie konnte vor lauter Spannung kaum stillstehen. „Ah ja, eine Erstklässlerin, wie ich sehe.", meinte er lächelnd, „nun, dann sehen wir mal, was wir hier haben." Mit diesen Worten inspizierte der Zauberstabverkäufer die rothaarige aufmerksam, wandte sich anschließend von den beiden Weasleys ab und stapfte in den hinteren Teil des Zimmers. Ginny Blick folgte dem Verkäufer aufgeregt, sie wollte ihm am liebsten sofort nachlaufen und jedes einzelne Kästchen aufreißen, um jeden Zauberstab im Laden zu testen, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig zusammenreißen. >>Ich hab so lange auf diesen Moment gewartet<<, sagte sie sich, >>Da kommt es auf 5 Minuten mehr auch nicht an.<<
Mr. Ollivander stieg indes auf eine kleine Leiter und inspizierte eine Reihe Kästchen in einem der oberen Regale, während er unaufhörlich leise etwas vor sich hinmurmelte. Nach kurzer Zeit zog der ältere Mann dann schließlich zwei Kästchen aus dem prall gefüllten, obersten Regal und stieg seine Leiter wieder hinunter, bevor er wieder zu den beiden Weasleys zurücklief. „Probieren sie diesen hier zuerst", forderte er Ginny auf, öffnete ein schickes, gelbes Kästchen und reichte ihr einen hellbraunen Zauberstab. „15 Zoll, Birkenholz Phönixfeder als Kern." Erklärte er, während Ginny den Zauberstab vorsichtig in die Hände nahm. „Denken Sie daran, der Zauberstab sucht sich den Zauberer aus, achten Sie also gut darauf, was sie spüren.". Ginny nickte langsam und betrachtete das Stück Holz in ihren Händen. „Sie müssen ihn", Forderte Ollivander und beobachtete Ginny aufmerksam, während die angesprochene den Zauberstab hob. Dann schwang sie den Stab in einer kleinen Schleife durch die Luft. Ein kleiner Funkenregen stob aus der Spitze auf, doch ansonsten tat sich nichts. Bei diesem Anblick verzog Ollivander das Gesicht und schüttelte den Kopf, „Nein, nein, der hier ist es nicht.", meinte er schnell und entriss Ginny den Birkenholzzauberstab wieder. Ein wenig überrascht starrte Sie in Ollivanders Richtung, während dieser einen zweiten Zauberstab aus dem anderen Kästchen hervorholte. „Probieren sie mal diesen hier, zehn Zoll, Schwarzeiche mit Einhornhaaren als Kern." Meinte er und drückte Ginny den zweiten Stab in die Hand.
Die Weasley nickte langsam, noch immer ein wenig überrascht von Ollivanders Reaktion bei ihrem ersten Versuch und hob erneut den Zauberstab. Dieses Mal tat sich rein gar nichts, als sie den Stab schwang und Ollivander schüttelte erneut den Kopf, „Nein, der ist es auch nicht..." meinte er, woraufhin er Ginny auch den Schwarzeichenstab wieder wegnahm. Die jüngste Weasley spürte, wie sie allmählich Mut und Aufregung verließen und von einem unwohlen Gefühl ersetzt wurden. >>Warum passt kein Zauberstab zu mir? Mache ich etwas falsch?<<, fragte sie sich zweifelnd.
Ollivander war, während in ihre düsteren Gedanken versunken war, wieder nach hinten gehuscht und suchte nun ein weiteres Regal ab. Sein Finger wanderte über die lange Reihe der schick verzierten Kästchen und blieb schließlich bei einem schwarzen, einzelnen Kasten stehen, dass ganz unten unter dem untersten Regalbrett lag. „Vielleicht dieser hier? Nein das glaub ich kaum...andererseits?...Es wäre einen Versuch wert...", sagte er zu sich selbst und klang dabei ein wenig skeptisch. Percy hob bei seinen Worten eine Augenbraue, sagte aber nichts. Auch Ginny schwieg, sie betrachtete Ollivander mit einem unwohlen Gefühl im Bauch. „Vielleicht..." Murmelte der alte Mann und zog das schwarze Kästchen schließlich mit einem Ruck aus dem Regal. Dann lief er, langsamer als zuvor, zurück zu den beiden anderen, die ihn gebannt beobachteten. „Dieser hier", erklärte Ollivander, „Ebenholz, zwölf mit einem Kern aus den Schwanzfedern eines Thestrals. Hier, probieren sie." Er reichte Ginny den Zauberstab.
Bereits in dem Moment, in dem die rothaarige mit ihren Fingerspitzen den Zauberstab berührte, verspürte sie plötzlich eine Wärme in den Fingern, die vom Zauberstab auszugehen schien. Das Gefühl intensivierte sich noch, als sie den Stab schließlich aus dem Kästchen nahm. Erstaunt riss sie die Augen auf, als die Spitze des Stabes zu leuchten begann und den ganzen Raum in ein helles, grünes Licht tauchte. Eine leichte Windbrise zerzauste ihr Haar und brachte die Türglocke des Ladens zum Bimmeln. Ollivander klatschte begeistert in die Hände, „Wunderbar, wunderbar. Das ist es, wir haben es." Freute er sich, während Percy tatsächlich ein wenig überrascht aussah. Staunend blickte Ginny Bruder auf die grün leuchtende Spitze des Zauberstabs und murmelte leise etwas vor sich hin, das die jüngste Weasley nicht verstehen konnte. Auf Ihrem Gesicht breitete sich nichtsdestotrotz ein breites Lächeln aus, die Zweifel, die sie zuvor verspürt hatte, verschwanden und wurden von puren Glücksgefühlen ersetzt. Glücklich sah sie zu Percy, der schließlich den Kopf schüttelte und sie stolz anblickte. Ginny senkte den Zauberstab und legte ihn zurück in das schick verzierte Kästchen, dass Ollivander ihr breit lächelnd entgegenstreckte. Das grüne Licht erlosch in dem Moment, in dem ihre Finger den Zauberstab losließen und die Wärme in Ginnys Fingern verschwand ebenfalls wieder.
>>Ich mochte das Gefühl.<<, dachte Ginny ein wenig enttäuscht, >>Schade dass ich ihn zuhause nicht ausprobieren kann. Schüler dürfen ja außerhalb von Hogwarts nicht zaubern<< Bei diesem Gedanken verzog Ginny leicht ihr Gesicht, denn sie fand diese Regel nicht unbedingt sinnvoll, sondern zum Teil sogar fast ein wenig schwachsinnig.
"Das Ministerium und Hogwarts haben diese Regel eingeführt, damit die Zauberer weiterhin in der Muggelwelt unerkannt bleiben.", hatte Molly ihr damals erklärt, als Ginny bei ihrer Mutter nachgefragt hatte, "Außerdem dient diese Regelung als Sicherheitsvorkehrung, es gab schon genug Vorfälle in denen nicht richtig ausgeführte Zaubersprüche eine Katastrophe ausgelöst haben."
Ginny gab ihrer Mutter in diesem Punkt zwar Recht, aber was wenn es tatsächlich ein Notfall war und der Schüler nicht helfen konnte, weil er eben nicht durfte? Weil er keinen rettenden Zauber sprechen durfte?
>>Wenn ich mal groß bin<<, sagte sie sich, >>Dann werde ich im Ministerium arbeiten und diese Regel so ändern, dass...<<
"Ginny, bist du noch da?". Percy's Stimme riss Ginny schließlich aus ihren Gedanken und sie nickte hastig. "Jaja, war nur in Gedanken", murmelte sie schnell, während sie vor Verlegenheit wieder ein wenig rot im Gesicht wurde.
Percy nickte ihr daraufhin kurz zu, während die rothaarige bemerkte, wie Ollivander hinter seinem großen Schreibtisch etwas hervorkramte, das Kästchen mit Ginny Zauberstab darin stand ganz vorne auf dem Tisch.
"Kommen sie Mr Weasley", meinte der alte Verkäufer dann und winkte Percy zu seinem Schreibtisch. Percy nickte und lief zu Ollivander hinüber, vermutlich um den Zauberstab seiner Schwester zu bezahlen.
Die rothaarige selbst blieb an Ort und Stelle stehen und konnte auf einmal nicht mehr aufhören zu grinsen. >>Ich habe einen Zauberstab. Ich habe einen Zauberstab<< dachte sie glücklich.
Kurz darauf kam Percy mit dem Kästchen zurück und gab es ihr. "Verlier den bloß nicht!",warnte er, "Noch einen können wir uns nicht leisten". Ginny nickte schnell, "Ja Percy, versprochen", meinte sie grinsend und ließ das Kästchen in der Tasche ihres Umhangs verschwinden.
>>Ich habe einen Zauberstab. Ich gehe nach Hogwarts<<, dachte sie voller Vorfreude.
Und das war im Moment alles, was sie interessierte. Ollivanders sorgenvollen Blick, der stets auf ihre Manteltasche mit dem Zauberstab darin gerichtet war, bemerkte sie nicht...
Ginny folgte Percy, der mit schnellen Schritten durch die Winkelgasse eilte. Ihre linke Hand war tief in ihrer Tasche vergraben, während sie immer wieder mit ihren Fingern das kleine Kästchen berührte, das sich darin verbarg. Sie konnte es immer noch kaum glauben, dass sich daran ihr eigener Zauberstab befand. Nachdem sie Ollivanders Geschäft verlassen hatten, war die nächste Station der beiden Weasleys die Buchhandlung Flourish & Blotts, in der sich die beiden mit ihrer Familie und Harry wiedertreffen wollten.
Ginny versuchte noch immer ihre Aufregung und ihre innere Unruhe zu bändigen, während sie rasch zu Percy aufschloss, der gerade die Tür von Flourish & Blotts öffnete und sie für Ginny aufhielt. Die rothaarige trat über die Türschwelle und wäre fast in einen Mann hineingerannt, wenn sie nicht gerade rechtzeitig noch angehalten hätte. „Was ist denn hier los?", wunderte sie sich und sah zu Percy, der hinter ihr den Laden betrat. Der Raum vor ihnen war gefüllt von vielen Zauberern und Hexen, die alle zu einem blonden Mann nach vorne blickten, der irgendetwas erzählte. „Ich glaube, das ist Gilderoy Lockhart, der neue Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts. Angeblich gibt er hier eine Autogrammstunde, um sein neues Buch zu signieren.", erklärte Ginnys Bruder, „Zumindest stand das auf einem der Plakate im Schaufenster draußen."
Während die jüngste Weasley nach Percys Erklärung die Menschenmenge weiterhin nach ihrer Familie absuchte, tauchte auf einmal Harry aus der Menge auf, Ginnys Bruder Ron und Hermine, eine Freundin der beiden Jungen direkt hinter ihm.
„Mann der Typ scheint dich echt zu vergöttern", kommentierte Ron seufzend, während Harry nur ratlos mit den Schultern zuckte, „Scheint wohl so", meinte er. Ginny sah Ron verwirrt an, >>Sprechen die beiden über diesen Lockhart oder was meinen sie?<<, fragte sie sich. „Professor Lockhart hat Harry alle Schulbücher für dieses Jahr geschenkt", erklärte Hermine, der Ginnys verwirrter Gesichtsausdruck wohl nicht entgangen war
„Typisch Potter", erklang auf einmal eine Stimme von hinten, „Er kann nicht mal in einen Buchladen gehen, ohne gleich auf der Titelseite vom Tagespropheten zu landen."
Wie alle anderen drehte Ginny sich rasch in Richtung des Neuankömmlings um und obwohl sie ihn noch nicht persönlich getroffen hatte, ahnte sie bereits, wer dort vor ihr stehen würde.
Draco Malfoy

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Das ist der Weg
FantasyWir schreiben das Jahr 1992: Ginny Weasley darf endlich nach Hogwarts. Voller Vorfreude auf ihr erstes Schuljahr macht sie sich mit ihrer Familie auf zur Winkelgasse und reist wenig später zum ersten mal nach Hogwarts. Doch was dort passiert, wird d...