Kapitel 9

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Nur mit Mühe kann ich mich zusammenreißen, nicht aus meinem Versteck zu springen. Irgendwie tut mir Emilia total leid... Am liebsten würde ich sie jetzt in den Arm nehmen. Aber wenn ich jetzt herauskäme, würden sich die beide erschrecken und Emilia mich daraufhin vielleicht angreifen? Sie weiß ja schließlich nicht, wer ich bin... Er nimmt sie tröstend in den Arm.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hat, sagt sie mit noch immer zitternder Stimme: "Ich muss wieder..." Und zeigt auf den Ausgang. Dann steht sie auf und geht zur Tür. Als sie diese öffnen will, wird sie von Nick zurückgehalten. "Ich werde versuchen dir zu helfen!", verspricht er ihr. Ich kann aber leider nicht sehen wie sie reagiert...
Als Emilia die Tür geschlossen hat, schlurft Nick langsam zurück und setzt sich auf die Bettkante. Soll ich mich zeigen? Oder wird er wütend sein, dass ich die beiden belauscht habe? Schließlich entscheide ich mich dafür, aus meinem Versteck zu treten. Ich räuspere mich also und Nick springt auf. Sofort zieht er ein Schwert und will mich angreifen. "He! Ich bin's. Mia!", rufe ich schnell. Als er mich erkennt nimmt er das Schwert weg und steckt es zurück in die Scheide. "Was um Gottes Willen machst du denn hier?", fragt er entsetzt. "Hast du uns etwa belauscht?"
Ich sage zögerlich: "Ich... äh... das wollte ich nicht! Sarah hatte mich hierher gebracht um mich zu schützen...", er sagt nichts, sondern sieht mich immernoch wütend an. Also berichte ich weiter: "Aber da wurde ich doch von jemandem angegriffen. Und dann dachte ich, es würde noch ein Angreifer kommen. Aber es war nur Emilia. Und danach habe ich mich nicht getraut raus zu kommen... Sie kennt mich ja gar nicht und hätte vielleicht angegriffen und-" Nick unterbricht mich: "Was denkst du denn von ihr? Wieso sollte sie dich angreifen?? Apropos angreifen, vorhin hat jemand gegen dich gekämpft?"
"Ja. Er war genauso angezogen wie Emilia. Ich hatte kurz vor dem Angriff eine Vision und-" Schon wieder unterbricht er mich: "Eine Vision?" "Ja. Ich habe mich praktisch von oben gesehen und dann war da diese Person und ich habe was gesagt und da sind Blitze aus meinen Fingern gekommen und daraufhin hatte ich die Person besiegt... Und genau das ist dann auch in Wirklichkeit passiert.", erzähle ich hektisch.
Ich muss wieder an die Gestalt denken. "Oh mein Gott, Nick! Ich habe jemanden umgebracht! Ich bin nicht besser als die, die meine Eltern ermordet haben! Ich bin eine grausame Mörderin!", rufe ich verzweifelt.
Nick ist verwirrt und blickt sich um. "Äh... sicher, dass das alles wirklich passiert ist, Mia? Ich sehe hier niemanden... Vielleicht hast du ja alles nur äh... geträumt? In deiner Vision?" Ich schaue ihn geschockt an. "Ist das dein Ernst???" Er lächelt mich an, als wäre ich ein Kleinkind. "Das ist doch nicht schlimm. Vielleicht ist dir das alles ein bisschen zu viel geworden mit deinen Eltern... Eventuell hast du dir das ja alles nur eingebildet..."
Ohne noch etwas zu sagen renne ich aus der Tür. Was denkt der sich denn? Dass ich den Verstand verloren habe? Ich weiß doch wohl, wann ich träume und wann es real ist! Ich renne immer weiter, bis mir einfällt, das hier ja eigentlich gekämpft wurde. Ist es schon vorbei? Oder werde ich gleich wieder in einen Kampf verwickelt?
In diesem Moment höre ich hinter mir ein Rascheln. Ich wirbele herum. "Ha-hallo?", frage ich. Eine schwarz gekleidete Gestalt kommt hinter einem Baum hervor. Ohne zu zögern renne ich weg. Dann höre ich die Kreatur mit einer mir bekannten Stimme: "Hey, Mia. Ich bin's doch. Dein Dad!"

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