Kapitel 2

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Die ganze Nacht über kann ich kein Auge zu machen. Bilde ich mir das nur ein, oder heulen da draußen Wölfe? Aber das kann doch gar nicht sein... Hier gibt es doch schon seit Jahren keine mehr! Automatisch denke ich an das, was das Mädchen mit den Goldaugen gesagt hatte. Sind das da draußen etwa WERwölfe?

Ich liege immer noch auf meinem Bett und seit Stunden habe ich kein Geräusch mehr gehört, doch wirklich schlafen konnte ich bis jetzt noch nicht...
Plötzlich ertönt ein Horn und ich schrecke auf. Der Mann von gestern, der, wie ich mittlerweile erfahren habe, Geronimos heißt, kommt herein. "Entschuldige, hast du dich wegen des Horns erschreckt? Ich habe vergessen, es dir zu sagen! Dadurch werden alle zum Frühstück gerufen.", sagt er. "Wer ist denn "Alle"? Gibt es hier noch mehr Menschen?", will ich von ihm wissen. Er lächelt. "Ich würde vielleicht nicht gerade Menschen sagen... Aber ja. Es gibt hier noch mehr Leute, als Sarah, das Mädchen das du gestern kennengelernt hast, dich und mich. Sogar sehr viele mehr!" Dann dreht er sich um, geht zu einem Schrank und holt dort ein kleines Bündel heraus. "Hier! Zieh dich an. Ich warte draußen auf dich, damit wir zusammen zum Essen gehen können, okay?" Ich murmele eine Art "gut" und als er das Zimmer verlässt, nehme ich das Bündel und wickele es auf. Darin liegt ein Kleid, das mich an etwas Griechisches erinnert.
Ich trete aus der Hütte, nachdem ich das Kleid angezogen habe. Dort steht Geronimos. Er betrachtet mich kurz und nickt dann unmerklich.
Während wir laufen blicke ich mich immer wieder um. Alles sieht so fremd aus. Es ist eine Art "Camp" oder "Lager", wie mir Geronimos erklärt. Für alle, die irgendwie besonders sind. "Was heißt denn besonders? Und was hat das mit mir zu tun?" Er zögert, das merke ich genau und gerade, als er anfangen will zu sprechen, kommt ein Junge auf uns zugelaufen. Er ist in etwa so alt wie ich. Vielleicht ein Jahr älter. "Geronimos! Guten Morgen. Na? Wer ist das denn an deiner Seite?" Er betrachtet mich, verschmitzt lächelnd. Als er mir direkt in die Augen schaut, kann ich nicht mehr klar denken. Ich tauche ein, in diese grünen Augen und kann mich nicht mehr davon lösen. Das ist der Wahnsinn. Wie können mich zwei Augen nur so konfus machen, dass ich nicht mehr klar denken kann?? Nein! Jetzt guckt er wieder weg. Wie schade!
"Das ist Nick. Nick, das ist Mia. Sie ist neu hier.", stellt Geronimos uns vor. Nick blickt mich wieder an und lächelt. Hmmmm... Dieses Lächeln.
"Ich bin auch noch nicht so lange hier.", sagt er zu mir, "Wenn du willst, kann ich dich etwas rumführen und dir alles zeigen!" "Äh... Klar. Gerne!", antworte ich. "Na dann. Gehen wir erstmal frühstücken? Oder wolltet ihr gerade woanders hin, Gero?", fragt er. Bei Geronimos' Spitznamen muss ich grinsen. "Nein, wir waren auch gerade auf dem Weg! Also: Geht ruhig. Ich habe sowieso keinen Hunger! Guten Appetit!", wünscht er uns, dann dreht er sich um und verschwindet in die andere Richtung.
Wir laufen los und Nick beginnt mir zu erklären, was die verschiedenen Schilder bedeuten, an denen wir vorbei laufen. Nach einer kleinen Weile legt er den Arm um mich. Auf meinem Gesicht bildet sich schlagartig ein Lächeln und das verschwindet auch nicht mehr von meinem Gesicht, als wir an der großen Hütte ankommen, in der es Essen gibt.

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