Kapitel 18

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Nick versteht nicht, was ich meine. Er übergeht meine Frage und will mir stattdessen beim Aufstehen helfen. "Kannst du...?", fragt er doch ich will keine Hilfe von ihm. Ich stütze mich auf, wobei ein Schmerz durch meinen Arm zieht. Ich ignoriere ihn, mache weiter und endlich stehe ich aufrecht vor Nick. "Wer hat die Fackeln angemacht, Nick?!", schreie ich. Doch er weiß noch immer nicht wovon ich rede. "Ich habe in meiner Vision jemanden gesehen, der ein paar Sekunden, bevor wir durch den Gang kamen, die Fackeln angezündet hat. Das heißt wir sind hier nicht alleine.", ich flüstere wieder und würde mich am liebsten Ohrfeigen! Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein, hier zu schreien?! Seine Augen weiten sich und er hat es endlich kapiert. Sogleich packt er meinen Arm und wir rennen davon. Nach einiger Zeit laufen wir an ein paar Bäumen vorbei. Sie verdichten sich und dann landen wir, fast ohne es zu merken in einem Wald. Die Mischung aus Kiefern und Laubbäumen erinnert mich an zu Hause. Früher bin ich mit meinen Eltern oft durch den Wald nahe unseres Hauses gelaufen.
Die Bäume ragen gespenstisch groß über uns auf. Ich wusste nicht, dass Kiefern so hoch werden können. Auch die Laubbäume kommen mir ungewöhnlich hoch vor. Und ist es nicht kälter geworden? Naja das kommt wahrscheinlich davon, dass die Sonne nicht mehr scheint. Der vorhin noch wolkenlose Himmel ist jetzt dicht behangen. Diese schnelle Wetteränderung... "Halt" Wie aus dem Nichts ist vor uns ein Mann aufgetaucht.  Er trägt eine schwarze Kutte und... Oh mein Gott! Es ist der Mann aus meiner Vision! Nick will umdrehen, doch plötzlich tauchen hinter den Bäumen noch mehr Männer auf. Alle in Kutten gehüllt. Sie kommen langsam näher und der Kreis wird kleiner. Wir haben keine Chance zu fliehen. Ich sehe aus dem Augenwinkeln wie Nick sich anspannt: Bereit zum Kampf.
Auch die Kuttenmänner machen sich bereit und im nächsten Moment stürzen sie sich alle gleichzeitig auf uns. Nick und ich wehren uns so gut wir können, aber es hilft nichts. Mein Arm tut immernoch weh und ich kann ihn nicht so benutzen, wie ich es sonst tun würde. Wir können ihnen zwar einige Schläge und Tritte verpassen (von mir nicht so kräftig wie von Nick), aber nach wenigen Minuten haben sie uns überwältigt.
Sie schleppen uns gefesselt und geknebelt zu einem großen Steinhaufen. Dort legen sie uns erstaunlich sanft auf dem Boden ab und gruppieren sich dann in einer Art Kreis um uns. Als ob wir irgendeine Chance hätten, auszubrechen!
Wir sitzen schon eine gefühlte Ewigkeit an den Stein gelehnt. Die Fesseln an meinen Händen schneiden tief ein, wenn ich sie bewege. Außerdem ist mein schmerzender Arm meines Erachtens zu weit nach hinten gedreht worden. Auf einmal höre ich ein lautes Brummen, doch in meiner Sitzposition kann ich nicht erkennen, woher es kommt. Ich schreie laut auf, als plötzlich alle Männer auf uns zustürzen. Sie packen uns unsanft und tragen uns ein Stück weiter. Dort lassen sie uns wieder fallen und jetzt konnte ich auch erkennen, woher das Geräusch kommt. Ein Hubschrauber kommt direkt auf uns zu und senkt sich dabei langsam. Als er fast bei uns angelangt ist, schlägt uns ein starker Wind entgegen und ich bekomme durch den blöden Knebel Erde in meinen Mund. Ich versuche verzweifelt auszuspucken (was natürlich nicht funktioniert) und beginne dann zu husten. Außer Nick, der mich besorgt ansieht, interessiert es aber keinen. Als der Hubschrauber gelandet ist, werden wir hineingeschleppt und direkt hinter uns die Tür wieder geschlossen. Die vielen Kuttenträger bleiben draußen stehen und als wir aufsteigen, sehe ich, wie sie sich wieder zerstreuen und in den Wald gehen.
Mutlos schlage ich meinen Kopf an die Wand und warte... Ich weiß nicht worauf. Besser kann es wohl kaum werden.
Auch Nick hat sich seinem Schicksal ergeben.

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