Kapitel 14

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Wir fahren stundenlang mit diesem Bus. Meine Wunde tut nun schon kaum mehr weh aber ich bin so müde, dass ich die meiste Zeit der Fahrt verschlafe. Plötzlich rüttelt mich Nick wach und wir steigen aus. "Von hier aus sind es nur noch einige Kilometer. Wie wäre es wenn wir da etwas essen gehen?", fragt er und zeigt auf ein Haus vor uns. Es ist ein altes Fachwerkhaus und daran hängt ein Schild auf dem "Hel's" steht. Ich nicke und wir betreten das kleine Restaurant. Auch von drinnen mutet es sehr gemütlich an. Ich fühle mich sofort wohl und so setzen wir uns an einen kleinen Tisch in eine Ecke. Die Bedienung kommt und bringt uns die Karte. Doch als sie näher kommt sehe ich, dass... Ich kann es kaum glauben, doch sie scheint zur Hälfte verfault zu sein. Oh mein Gott das kann doch nicht wahr sein? Aber als sie direkt vor mir steht, bin ich mir ganz sicher! Ihre rechte Hälfte ist verfault und... sie stinkt!
Die Frau bemerkt wie ich sie anschaue, also blicke ich schnell zur Seite. Als sie sich entfernt flüstere ich zu Nick: "Hast du das gesehen?" Er blickt mich verwirrt an und fragt: "Was?" "Na, die Frau war doch zur Hälfte verfault!" Er schüttelt den Kopf und scheint nicht zu wissen was ich meine... "Hast du das nicht gesehen? Halluziniere ich?", frage ich hysterisch. "Ähm... Vielleicht kommt das von deinen magischen Fähigkeiten?" "Hmm...", murmele ich und hoffe dass ich das nur geträumt habe, doch als sie wieder kommt um die Bestellungen aufzunehmen, hat sich an meiner Wahrnehmung nichts geändert.
Zwar bin ich geschockt aber trotzdem versuche ich mich normal zu verhalten. Als sie sich wieder entfernt, stehe ich auf und folge ihr. Zu Nick sage ich: "Geh kurz aufs Klo." Die Frau geht in Richtung der Küche. Einen einzigen Moment lang bin ich unaufmerksam und behalte sie nicht im Blick weil ich die Fotos an der Wand betracht und schon ist sie verschwunden. Ich drehe mich um, sehe aber nichts. Ich wende mich wieder um und plötzlich stoße ich fast mit meiner Nase an die der Frau. Ich keuche und will zurückspringen. Doch die Frau fasst mit ihrer fauligen Hand um meinen Arm und zieht mich in die Küche. Mit der anderen hält sie mir den Mund zu, sodass ich nicht schreien kann. Als wir in der Küche angekommen sind, stößt sie mich gegen die Wand und kommt so nah an mein Gesicht, dass ich ihren fauligen Atem rieche. "Du kannst mich sehen!", zischt sie röchelnd. "Ja. Ja... Natürlich sie sind ja kein Gespenst!", lache ich hysterisch und versuche meine Angst zu überspielen. "Nein. Du kannst mich so sehen wie ich bin!" Sie sieht mir tief in die Augen und kann scheinbar darin lesen dass sie recht hat. Im nächsten Moment lässt sie mich los und geht einige Schritte zurück. "Was wollen sie von mir?", frage ich voller Angst. "Entschuldige dass ich dich so erschreckt habe. Das wollte ich nicht! Ich war nur so überrascht das du mich sehen kannst. Ich bin Hel! Vielleicht kennst du mich aus der nordischen Mythologie?"

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