Kapitel 10

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Was? Mein Dad?? Aber... der ist doch... tot, oder etwa nicht? Wieso ist da jemand hinter mir, der sagt, dass er mein toter Vater wäre und auch noch exakt mit dessen Stimme spricht? Ich bin mir unsicher, was ich machen soll: Umdrehen, oder trotzdem einfach weglaufen? Ich meine: Es ist ja komplett unmöglich, dass das mein Dad da hinter mir ist. Aber was, wenn doch? Vielleicht hat er es ja durch einen unglaublichen Zufall überlebt?
Ich drehe mich also um und... tatsächlich: Da steht er. Es ist mein Vater. Im ersten Moment will ich auf ihn zustürmen, denn ich hatte ja bis eben angenommen, dass ich ihn nie wieder sehen würde, weil er ja umgebracht wurde... Doch ich kann mich gerade noch rechtzeitig besinnen. "Du bist tot!", sage ich. Ja, Mia, super. Du siehst deinen Vater plötzlich wieder, nachdem du dachtest er sei gestorben und das erste was du zu ihm sagst ist: 'Du bist tot.' Tolle Begrüßung!
"Oh Mia... Komm her. Dann erkläre ich dir alles!", sagt er und dabei fährt er sich unsicher durch die Haare. Das gibt bei mir den Ausschlag. Es ist die typische Bewegung von meinem Vater, wenn er nervös ist. Es kann nicht anders sein!
"Daddy!", rufe ich und renne mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Endlich liege ich wieder in seinen Armen und kann mich an ihn kuscheln. Er streichelt mir den Rücken. "Schsch. Alles ist ja gut. Wir sind wieder zusammen.", sagt er beruhigend, denn er hat einen meiner Schluchzer vernommen. Ganz tief atme ich ein, um seinen Geruch in mir aufzunehmen. Er riecht nach Pfefferminztee und... das ist neu! Vanille? Naja ist ja auch egal.
Plötzlich schiebt sich wieder eine Nebelwand vor meine Augen. Oh nein! Nicht ausgerechnet jetzt. Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, denn diesen Moment will ich auf keinen Fall versauen. Ich kann uns von oben sehen. Da stehen mein Vater und ich, eng umschlugen am Waldrand. Einige Zeit passiert scheinbar kaum etwas, doch auf einmal kann ich sehen, wie mein Dad beginnt sich zu verändern. Am Anfang sieht es so aus, als ob sich seine Haare bloß etwas im Wind bewegen. Erst nach einigen Sekunden sehe ich, dass seine Haare blond werden. Oh Gott, und sein Körper wird plötzlich kleiner! Was passiert da bloß? Mit einem Mal schnellen wir auseinander und er zieht ein Schwert. Ich sage etwas, doch ich kann mich selbst nicht hören. Als wäre alles schallisoliert. Doch jetzt kann ich mich auf einmal verstehen: "... Nicht mein Vater, oder?" Er nickt und gerade als er mich angreifen will, springe ich zur Seite, als hätte ich es geahnt. Ich rufe "Echnopas", doch es funktioniert nicht. Ich blicke verwundert und als er nocheinmal zusticht kann ich nicht mehr ausweichen.
Genau in diesem Moment verschwindet der Nebel und ich liege wieder in den Armen meines Vaters. Ich sauge erneut seinen Duft ein. Wieder sticht mir dieser ungewöhnliche Geruch in die Nase. Warum bloß riecht er denn plötzlich nach Vanille??
Ich kann jetzt fühlen wie sich etwas an seinem Körper verändert. Als er mich vorhin das erste Mal in den Arm nahm, konnte ich meinen Kopf auf seine Brust legen. Doch jetzt ist mein Kopf schon an seiner Schulter angelangt.
Meine Vision scheint sich zu bewahrheiten, also stoße ich mich von ihm. Als ich ihn mit einiger Distanz betrachte, hat er sich schon komplett verändert und sieht nicht mehr aus wie mein Vater. Nur schwer kann ich mir die Tränen verkneifen, denn die Enttäuschung, dass nicht mein Vater vor mir steht, ist für mich zu groß. Er zieht ein Schwert und blickt mich wütend und böse an.
"Wer bist du? Bist du einer von den... Den Kuttenträgern? Du bist nicht mein Vater, oder?", frage ich mit einer letzten Hoffnung in der Stimme. Er nickt und grinst fies. Jetzt weiß ich mit Sicherheit, dass er es nicht ist. Genau in dem Moment, als es mir klar wird, will er zustechen. Doch ich kann noch zur Seite springen, bevor er mich trifft. Ich erinnere mich an die Vision. Zwar hat dort "Echnopas" nicht gewirkt, aber vielleicht kommt es ja in der Wirklichkeit anders und ich kann ihn besiegen? Also spreche ich das magische Wort, was mir schon einmal das Leben gerettet hat. Dabei strecke ich die Hände aus, doch es passiert leider nichts. Er nutzt die Gelegenheit und schwingt sein Schwert. Wie ich es auch schon in der Vision gesehen habe, kann ich nicht rechtzeitig zur Seite gehen. Mit einer unglaublichen Wucht trifft er mich am Arm. Ich schreie und versuche wegzulaufen, doch er rennt hinter mir her und sticht erneut zu. Ich spüre, wie das Schwert sich in mich bohrt. Doch dieses Mal fühle ich nichts, denn der Schmerz allein würde mich wahrscheinlich umbringen.

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