Kapitel 26

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Überrascht schauen Nick und ich uns an. Magnus ist da draußen? Haben wir etwa sein Büro gefunden?! "Was sollen wir jetzt machen?", flüstere ich so leise, dass ich es für ein Wunder halte, dass Nick mich überhaupt verstanden hat. Er zuckt mit den Schultern und überlegt dann einen Moment. Daraufhin beginnt er mir mit seinen Händen irgendwelche Zeichen zu machen. Wahrscheinlich will er mir somit einen Plan erklären, doch da es echt ziemlich dunkel ist, kann ich kaum etwas erkennen. Dann sieht mich Nick fragend an. Er will eine Zustimmung. denke ich, doch ich schüttele nur den Kopf und hoffe, dass er versteht, dass ich nicht weiß, was er vor hat. Doch er hat mein Kopschütteln scheinbar als eine Art Nicken verstanden. Er hebt seine rechte Hand mit drei in die höhe gereckten Fingern. Er senkt den Mittelfinger. Und jetzt den Zeige- Oh mein Gott. Er zählt runter! Gleich soll sein Plan beginnen. Noch bevor ich ihn aufhalten kann, hat sich auch sein Daumen gesenkt und Nick öffnet, mit einem mächtigen Sprung dagegen, die Schranktür. Im Raum ist das Licht an und ich muss erst einmal verwirrt blinzeln. Als ich dann klar sehe, entdecke ich Nick, der schnell auf einen Mann zu rennt. DAS muss Magnus sein! Er sitzt hinter seinem Schreibtisch und kann kaum glauben, dass gerade zwei Jugendliche aus seinem Schrank gesprungen sind und der eine sich auf ihn stürzt. Doch er erfasst die Situation schnell. Zu schnell. Er drückt einen Knopf, wie er sich oft zum Beispiel an Kassen befindet. Damit will er Hilfe holen. Oh verdammt. Was kann ich tun? Wenn ich doch bloß Nicks Zeichen verstanden hätte! Doch mir jetzt Vorwürfe zu machen bringt ja auch nichts. Ich drehe mich um und sehe die Tür hinter mir. Schnell renne ich darauf zu und schließe gleich mehrmals ab. Puh. Das wird sie erstmal aufhalten. Dann drehe ich mich wieder zu Nick. Er kämpft immer noch mit Magnus, der sich für sein Alter leider erstaunlich gut schlägt. Ich sehe, wie er mit einer Hand Nick boxt und mit der anderen nach etwas auf seinem Tisch greift. Jetzt hat er es gefunden. Ein Messer. Erst jetzt bemerke ich, dass ich wie angewurzelt da stehe. "Nick! Pass auf!", kreische ich. Doch da ist es auch schon zu spät. Magnus hält Nick mit einer Hand fest und sticht mit der anderen auf ihn ein. "Nein!", will ich schreien, doch ich komme nicht dazu, weil sich meine Hände wie von selbst heben und rote und grüne Blitze schleudern. Die roten direkt auf Magnus zu und als sie ihn nach wenigen Augenblicken getroffen haben, fällt er um und liegt reglos am Boden. Die grünen dagegen treffen Nick und seine Stichwunden verschwinden auf wundersame Weise, samt dem ganzen Blut. Ich bin überglücklich, dass ihm nichts passiert ist. Ich renne schnell um den Tisch herum, direkt auf ihn zu und falle ihm in die Arme. Wir küssen uns und alles scheint gut zu sein.

Doch dann rüttelt jemand an der Tür. "Abgeschlossen!", ruft eine mir bekannte Stimme. Es ist Emilia. "Warte.", ruft ein Mann, der Melonenträger. Einen Moment später hören wir einen Schlag und die Tür ist offen. Hinter dem Melonenmann (der im übrigen gar keine Melone trägt, was mich tatsächlich erstaunt), kommt Emilia herein und starrt uns entsetzt an. "Wie... wie konntet ihr fliehen?", kreischt sie entsetzt. Dann fällt ihr auf, dass sie wegen einem Notruf hierher gekommen ist und sie sucht mit ihren Augen hektisch den Raum ab, bis sie Magnus am Boden liegend, findet. Sie und der Melonenmann rennen auf ihn zu. Emilia fühlt seinen Puls. "Er lebt noch. Wir müssen ihn schnell pflegen. Die Konsequenzen möchte ich mir nicht ausmalen, wenn er...", sagt sie, will aufstehen, aber die Hand von Magnus, die sie urplötzlich am Handgelenk packt, hält sie zurück. Er röchelt etwas, das klingt wie "Ich liebe dich, meine Tochter." Dann schließt er seine Augen und seine Hand wird schlaff. "Was habt ihr getan, ihr...", schreit Emilia uns an, doch bevor sie uns beleidigen kann, löst sie sich vor unseren Augen in Rauch auf. Erschrocken schlage ich die Hände vor den Mund, als sich auch der Melonenmensch auflöst. Ich stehe wie erstarrt da, bis Nick meine Hand nimmt und mich wegzieht. Als wir aus der Tür treten, kann ich gerade noch sehen, wie sich auch von Magnus' Leichnam eine dünne Rauchsäule nach oben schlängelt. Als wir nach draußen rennen, hält niemand uns auf. Es wirkt wie ausgestorben. Als hätten sich alle in Luft aufgelöst. Das haben sie ja vielleicht auch.


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