15 - Sicily

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Mein Schädel brummt, während ich auf das Tablett starre, welches mir Nacer gestern auf den Tisch gelegt hat. Pasquale hat versprochen, dass er mir etwas zum Essen mitbringt, während ich mich bei der Arbeit krankgemeldet habe. Heute wäre eigentlich wieder einmal ein Pub-Tag gewesen, weshalb mich das ziemlich stark ärgert, aber ich habe momentan nicht die Nerven mich mit Dingen auseinanderzusetzen, welche außerhalb meiner Zimmertür liegen. Daher löse ich so viel ich kann von Zuhause aus, aber mehr als das mache ich heute nicht. Gerade als ich die letzte Rechnung eingezahlt habe, kommt Pasquale in mein Zimmer und hält mir eine Tüte hin, welche nach Essen duftet. Auf seinem Gesicht liegt ein seltsamer Ausdruck, während er mir das Essen hinhält und ich es auf meinen Schreibtisch stelle.

„Was ist los?", will ich wissen, während er sich auf mein Bett wirft. Auf mich kommt eine Zeitung zugeflogen, welche ich im letzten Moment auffange, bevor sie mir ins Gesicht klatschen kann.

„Was ist das?"

„Eine Zeitung", gluckst er, worauf ich mit den Augen rolle. Ich werfe ihm einen strengen blick zu und falte das Papier auf. Nacer und ich haben es auf die Titelseite geschafft. Mein Herz sinkt in sich zusammen, während ich das Bild betrachte. Wir stehen vor dem Restaurant, Hand in Hand und sehen uns in die Augen. Auf meinen Lippen liegt ein sanftes Lächeln, während Nacer mir einen liebevollen Blick zuwirft. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gute Schauspieler sein könnten, aber so ist das eben. Doch darunter steht nichts romantisches, sondern nichts Weiteres als eine skandalös lange Schlagzeile – Das Ferrari-Team brennt in den Flammen des Ruins, Formel 1 Star Nacer Veenstra hingegen in den Flammen der Liebe.

Ich blicke zu Pasque und werfe ihm einen weiteren fragenden Blick zu.

„Sollte ich es lesen oder werde ich mich später nur darüber aufregen?", frage ich vorsichtig, während ich die Zeitung wieder zusammenfalte. So viel zum Thema gute Publicity. Es ärgert mich, zu welcher wandelnden Katastrophe sich diese Situation entwickelt hat und dass sie schlussendlich vollkommen unnötig gewesen ist.

„Ich kann dir auch sagen, was drinsteht. Der Rest der Saison wird die Hölle für unser Team, wenn der Fall nicht schon vorher abgeschlossen werden kann."

„Was meinst du damit?"

„Es gibt eine Untersuchung des Unfalls – ganz offiziell. Bisher wurde ermittelt, dass es nicht wirklich ein Unfall gewesen ist, weil etwas mit dem Auto nicht in Ordnung gewesen ist. Ohne Zufall."

Mein Atem stockt.

„Meinst du das ernst?"

Pasquale nickt und reibt sich über das Gesicht.

„Deswegen ist Nacer in letzter Zeit auch zusätzlich gestresst, weil man munkelt, dass auch bei ihm so etwas geschehen könnte, wenn es ein Angriff auf das Team gewesen ist und nicht spezifisch mich."

Ich presse die Lippen zusammen, weil ich eigentlich nichts von Nacer hören möchte. Aber es macht mir dennoch Sorgen, wenn ich an Pasquales Unfall denke und daran, wie böse das alles hätte enden können. Es ist mir nicht egal, ob die Gefahrenstufe immer höher wird für die beiden.

„Das hat er mir nicht gesagt."

„Er will vermutlich nicht, dass du dir Sorgen machst."

Ich nicke stumpf und betrachte die Zeitung. Das Team wird Schwierigkeiten haben. Also auch Pasquale.

„Ist dir das denn nicht zu viel? Wieder zu fahren, nachdem du erst vor kurzem einen derartig fatalen Unfall gehabt hast?"

Pasquale seufzt, denn wir wissen beide, dass dieses Gespräch nicht zu vermeiden gewesen ist. Ich habe beinahe den ganzen Sommer gewartet und versucht, dieses Thema nicht anzusprechen, auch wenn ich es schon längst hätte tun sollen.

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