15 ~ Pflicht

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Tja, einmal Klischee muss auch in diesem Buch sein X] Danke @jesusheiligevorhaut dafür, diese Kapi geht an dich :3

PoV Rezo:

"Pflicht", sage ich mit fester Stimme, obwohl ich innerlich vor Angst bebe und am liebsten schon nach Hause gefahren wäre, weg von hier, weg von der spontanen Feier, die den Abschluss der Dreharbeiten für heute zelebriert, in der Wohnung, die wir extra für diese gemietet haben. Momentan befinden wir uns im Wohnzimmer dieser, in Kreis platziert auf der hellen Couch, auf dem Tisch vor uns thronen ein paar Flaschen.

"Hm, lass mich eine gute Aufgabe überlegen", murmelt Joon, der mir genau gegenübersitzt sich nachdenklich durch die Haare fährt. Ein paar Freunde rechts und links von ihm beugen sich zu ihm hinüber, flüstern ihm leise Ideen ins Ohr, sehr... böse Ideen, wie ich anhand des Grinsens Joons feststellen kann, das von Wort zu Wort wächst. Scheiße.

Plötzlich spüre ich ein Gewicht auf meiner Schulter, dass sich langsam absenkt. Zuerst erschrecke ich mich leicht, doch als ich merke, dass es Ju ist, der seinem Kinn eine Stütze gesucht und diese anscheinend gefunden hat, entspanne ich mich. Zwei Sekunden später fahre ich aber dennoch sofort wieder zusammen, denn Ju platziert seine Lippen näher an meinem Ohr, so nah, dass mich sein anfänglicher Bart, welcher wegen der Hauptvideos kurz abrasiert werden musste, am Ohr kitzelt und flüstert: "Na, hat da etwa jemand Angst?"

Hoffentlich merkt er nicht, wie sich mein Gesicht augenblicklich leicht rötlich verfärbt und sich eine sanfte Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet. Ich hoffe umsonst: Seine Hand streift meinen Arm, lässt die Gänsehaut stärker werden, was er mit einem Grinsen quittiert. Sehen kann ich es zwar nicht, doch ich spüre, wie sich seine Mundwinkel heben. Und er denkt nicht daran, weder das Kinn noch seinen Arm von meinem Körper zu entfernen. "Also ich habe mich entschie-", fängt Joon seinen Satz an, als er stutzt, zu uns hinübersieht und fragt:" Ähh, was macht ihr denn da?"

Sofort will ich von Ju abrücken, Distanz zwischen uns bringen, so tun, als ob nichts passiert wäre. Nicht dass jemand auf falsche Gedanken kommt.

"Okaaay, dass lässt mich meine Aufgabe nochmal überlegen. Also... Du und Ju, ihr beide für... fangen wir mal langsam an, sagen wir für fünf Minuten in den Schrank im Nebenzimmer. Das kann ja in der nächsten Aufgabe noch mehr werden. Die Zeit zählt, wenn wir die Schranktür hören." Ich hätte es mir denken können, shit, was mache ich denn jetzt!? Ich spüre, wie sich die Couch hinter mir wieder in die übliche Position begibt, was mir signalisiert, dass Ju aufgestanden sein muss. Wie betäubt stehe ich ebenfalls auf,  folge ihm, ignoriere das Klatschen, das hinter mir ertönt, ebenso das Grinsen auf Carinas Gesicht, als sie ihrem Freund Tom einen bedeutungsvollen Blick zuwirft. Sie ahnt was. Sie hat einen sechsten Sinn für sowas, denn jetzt zwinkert sie mir unauffällig zu.

Was soll ich nur machen?

Okay, beruhig dich, denke ich, erstmal Ju folgen, der hat bestimmt einen Plan, und trabe gehorsam dem jungen Mann hinterher, der das Zimmer schon fast erreicht hat. Dort angekommen, wirft er die Tür zu und steigt ohne mich anzusehen in den dunklen Holzschrank, der für mich eine bedrohliche Wirkung ausstrahlt, die sich wie ein Schleier über meinen Verstand legt, mir graut es jetzt schon, in diesen dunklen, kalten Kasten zu steigen. Nur wenige Menschen werden diese Angst, die sich jetzt in mir ausbreitet, verstehen. Nicht viele stellen sich die Fragen, die mir gerade durch den Kopf schießen. Was wäre, wenn die Tür nicht mehr aufgehen würde? Wenn wir dann alleine im Dunkeln sitzen, unsere Rufe ignoriert werden? Sie dann einfach nach Hause gehen, uns hier lassen? Und hier sind wir wieder, an dem Punkt meiner ausgeprägten Platzangst, die mich schon seit meiner Kindheit verfolgt. Am Schlimmsten sind dunkle, enge, geschlossene Räume, ohne Fenster, ohne Ausweg. Und ein Schrank gehört da definitiv mit dazu.

Juzo ~ OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt