TRIGGERWARNUNG
~> wenn es euch nicht gut geht, ihr keinen zum Reden habt etc: ich bin immer erreichbar. Keiner sollte alleine sein.PoV Rezo:
Zweieinhalb Monate waren vergangen, ganze zwei die ich tatsächlich überlebt hatte, nach dem vielleicht dunkelsten Tag meines Lebens. Zwei Monate ohne ihn, ein Kampf für mich. Und noch immer taste ich automatisch mit der Hand nach ihm, suche seine Nähe. Noch immer freue ich mich darauf, nach Hause zu kommen, in dem Glauben, er würde mich dort erwarten, mir in die Arme springen, wenn ich die Tür aufschließe. Noch immer kann ich nicht mal ansatzweise an unseren Lieblingsplätzen vorbeigehen, vor meinem Inneren Auge sehe ich uns dort sitzen, aneinandergeschmiegt. Noch immer breche ich vor seinem Grab in Tränen aus.
Wann wird es aufhören? All mein Schmerz, all diese Flashbacks von Erinnerungen? All die Alpträume, die mich nachts jagen, er als ekelhaft blutiges Monster, dass vor meinen Augen zu Staub zerfällt, er wie er im Krankenhaus liegt, an zahlreiche Schläuche angeschlossen. Wenn ich dann am nächsten Morgen aufwache, bin ich schweißgebadet, die Decke habe ich im Laufe der Zeit dann weggestrampelt.
Und wann wird es aufhören, dass ich mich noch immer davor sträube, einen Anruf auf meinem Handy entgegenzunehmen? Denn noch immer habe ich Angst, die Stimme der Krankenschwester erneut hören zu müssen, mitleidig und mit sanften Unterton hatte sie sich damals gemeldet und mir leise verkündet, dass er diese Nacht von uns gegangen wäre. Mir war die Luft weggeblieben, doch richtig fassen hatte ich seinen Verlust nicht gekonnt, war zu erstaunt gewesen, um zu antworten, ja sogar um zu weinen, hatte einfach mit einem simplen "Danke", aufgelegt, sie abgewürgt, weitere Erklärungen wären sowieso an mir vorbeigerauscht. Die Wand war ich schon lange heruntergerutscht, durch den dünnen Stoff meiner Jogginghose hatte ich das Kalt des Bodens gefühlt, dass sich nun in mir ausgebreitet hatte, gegangen war es bis heute nicht, im Gegenteil, es war nur noch schlimmer geworden. Kauernd hatte ich auf dem Boden gesessen, doch Tränen ließen sich immer noch keine blicken, tausende von zerstörerischen Zweifeln waren über mich hergefallen, war er mir nicht wichtig genug gewesen? Hatte ich ihn überhaupt richtig geliebt?
Doch spätestens in der ersten Nacht komplett ohne ihn hatte ich es erst realisiert. Er war weg. Er war tot. Nicht hier, um mit mir zu kuscheln, nicht hier, um mich zu lieben, nicht hier, um zu leben. Und das würde Ju auch nicht mehr. Stumm und leise hatten sich dann doch einige Tränen in meinen Augenwinkeln versammelt, als Trost wollte ich nach seiner Hand greifen, ihn darum bitten, die Flüssigkeit meiner Tränen beiseite zu wischen, mich zu trösten, doch natürlich griff ich ins Leere, erwischen tat ich nur den Zipfel seines Kissens. Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, was mich durchfahren war, ein Gefühl der eisigen Leere, als die vertraute Absenkung in der Matratze nicht mehr da war. Wimmernd war ich mich mit letzter Kraft in die Mitte des Bettes gekrabbelt, hatte nach seinem Kissen gegriffen, ein Rettungsanker in der Not, ein Rettungsanker, der noch ein wenig seines vertrauten Geruchs und Wärme gespeichert hatte, das, was ich in dem Moment am meisten gebraucht hatte.
Ich hatte es an mich gepresst, laut schluchzend, ja fast schreiend vor Schmerz hatte ich seinen Geruch eingesogen, stellte mir vor, er würde gleich nach Hause kommen, sich entschuldigend, weil es so spät geworden war. Stellte mir vor, er hätte in mein Gesicht gesehen, mich besorgt mit seinen dunklen Augen gemustert, mich fragend, ob alles okay wäre. Nein nichts ist okay, hatte ich in den weichen Stoff geschrien, nichts, du fehlst mir so sehr.
Dann, aufgrund meinen häufigen Tagträumen und den darauffolgenden Tränen, die hemmungslos meine Wangen herunterliefen und welche für Unwissende sehr verwirrend wirkten, riet mir meine Familie, ich sollte sein Grab nicht mehr besuchen, all seine Sachen aus meinem Zimmer entfernen, mir vielleicht sogar eine neue Wohnung suchen, ihn vergessen. Empört war ich aus dem Zimmer gerannt, hatte mich auf unser Bett geschmissen, den Tränen freien Lauf gelassen. Ich konnte das doch nicht, einfach alle meine Andenken an ihn wegzuwerfen, schließlich waren sie ein Teil von ihm gewesen, also würden sie es auch von mir sein!
Niemals könnte ich nach allem, was zwischen uns war, es einfach vergessen. Selbst das Mal, nach dem ich das erste Mal seit langem mal wieder mit meinen und unseren Freunden draußen war, Spaß gehabt hatte -was, wenn man es von außen betrachtete nur ein Versuch gewesen war, mich abzulenken- , kam sofort das schlechte Gewissen. Ich war glücklich gewesen, ohne ihn. Zwar nur für einen kurzen Moment, doch es fühlte sich wie fremdgehen an, ich wollte Ju nicht verletzten. Durfte ich überhaupt glücklich ohne ihn sein?
Als ich mein Leben also selbst nicht mehr richtig auf die Reihe bekam, beschlossen meine Freunde und Familie das Ruder zu übernehmen. Suchten mir eine neue Wohnung, drängten mich dazu alle seine Sachen in eine Erinnerungskiste zu packen, die Kiste, die ich am Tag des Umzugs als erstes ins Auto stellte. Als ich dann viele Stunden später in unserem Schlafzimmer, das einzige Zimmer mit noch Kartons, alle anderen waren bereits weggeräumt, stand, fiel mir ein Zettel auf, einer, der so offensichtlich auf den Deckel eines Kartons gelegt hatte, es konnte nur einer von ihnen gewesen sein. Also näherte ich mich diesem, las die Aufschrift.
"Für dich", stand dort in einer gut leserlichen Handschrift.
Neugierig knibbelte ich an dem Tesa, dass den Brief geschlossen hielt, um diesen zu öffnen. Als ich es endlich schaffte, sprang mir eine kurz Aufschrift, die vielleicht aus vier Zeilen bestand, entgegen, die meinem Herz trotzdem einen heftigen Ausschlag gaben, um es kurz darauf doppelt so schnell weiterschlagen zu lassen. Es war nicht viel, eher so eine Notiz wie ich sie früher meiner Mutter hinterlassen hatte, wenn sie nicht da war und ich rausgehen und spielen wollte, nur ein bisschen länger. Und mit dem Unterschied, dass der Sender dieser nie zurückkommen würde.
Hey, du,
Ich wollte dir nur kurz gute Nacht sagen, die haben einfach mein Handy vergessen mitzunehmen, wunder dich also nicht, wenn ich nicht antworte, ich frag einfach deine Mutter, ob die das hier mitnehmen kann. Und wenn du das hier liest, hat's ja anscheinend geklappt, Props an deine Mum :) Wir sehen uns also morgen? Du kommst doch oder, sonst gibt's... Hm, lass mich das nochmal überlegen.
Ich vermisse dich jetzt schon, hab dich lieb, Ju.
Das "ich sehe dich morgen" gab es nicht.
Langsam durchweichte sich der untere Teil des dünnen Papiers, schnell brachte ich es in Sicherheit vor dem anfangenden Sturm, legte es behutsam auf seinen Nachttisch. Meinem Sturm. Ich lief zügig durch das Zimmer schlug in seine blanke Matratze, trat in einzelne Kartons, stellte mich in die Mitte des Zimmers, reckte provozierend mein Kinn nach oben, sprach mit ihm, schrie die Decke an: " Wie kannst du mir das antun? Willst du mich noch weiter zerstören, hm? Reicht das hier dir nicht?" Wütend zeigte ich mit meinem tränennassen Zeigefinger auf mich selbst, einem Haufen Elend, das in diesem Moment zusammenbrach.
Doch nach dem Umzug wurde es langsam besser, die neue Wohnung tat mir gut, nachdem ich realisiert hatte, dass in der alten zu viele Erinnerungen verankert waren. Nur noch ab und zu versank ich zu sehr in diesen, das waren die Momente, in denen mit frischen Blumen zum Friedhof fuhr, für einen kurzen Augenblick meine Ruhe hatte, seine Nähe genießen und mit ihm sprechen konnte, später dann auch ohne Zusammenbrüche. Diese Besuche bei ihm wurden mir allerdings durch den neuen, längeren Weg erschwert, darum war die Variante, seine Kiste herauszuholen, deutlich angenehmer und weniger umständlich. So wie heute, wo ich unser erstes und letztes gemeinsames Polaroid seines letzten Geburtstages betrachtete. Er hatte breit lachend einen Arm um mich gelegt, ich gab ihm glücklich und mit einem schrägen Partyhütchen einen Kuss auf die Wange, den anderen Arm mit einem Regenbogenfähnchen hoch erhoben. Wehmütig lächelte ich bei diesem Anblick. Dort hatten wir noch nichts von der Zukunft gewusst, hatten fröhlich und unbeschwingt gelebt. Wie gerne ich die Zeit zurückdrehen würde.
Bis er sich mir vorstellte, er, mein neuer Nachbar Julien, auch ein Streamer und Youtuber, hatte nur ein wenig mehr Reichweite als ich. Ein Job, für den ich meinen früheren Ju auch hatte begeistern wollen, doch er hatte wenig Interesse gezeigt, er hatte sein Studium beenden wollen. Bis er zu krank wurde und auch diesen Traum aufs Glatteis legen musste. Als ich meinem neuen Nachbar das erste Mal in die Augen gesehen hatte, durchfuhr mich bei seinem Anblick so ein Schmerz, dass ich mich kurz hinsetzten musste. Denn nicht nur sein Name glich meinem alten Ju: Schwarze Haare, dunkle Augen, kleiner als ich, nur dass diese neue Version meiner großen Liebe Halbasiate war und Tattoos besaß, war neu. Doch das störte mich nicht. Endlich war er zurück. Und legte seine Lippen vorsichtig auf meine.
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Hab euch lieb <3{1430 Wörter}
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Juzo ~ Oneshots
FanfictionHeey du da draußen!! Hier wirds Juzo One (manchmal auch Twoshots wegen ner Fortsetzung) geben :) Wenn ihr Ideen habt, gerne her damit (●'◡'●) Ansonsten viel Spaß beim Lesen :) Tags (macht iwie jeder ¯\_(ツ)_/¯) #1 in Juzo #1 in Shipping #4 in Oneshot...