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Jasper Pov

Ein Schreien riss mich aus meinem Schlaf. Jules. Ehe ich mich versah stand ich schon auf meinen Beinen und stand schon in dem Gästezimmer.

Es war schräg, jemanden in dem Bett zu sehen oder generell diese Tür geöffnet zu haben.

Jules zitterte am ganzen Körper, ihre Augen waren fest zugekniffen. Sie hatte einen Albtraum. Ich wollte mir nicht vorstellen, was sie gerade wieder erlebte. Ein Blick auf ihre freien Oberarme verriet mir schon genug. Was für ein Monster würde seiner Mate sowas antun?

Ich schüttelte die Gedanken ab, denn sie halfen keinem.

"Hey" ich fasste sie vorsichtig an den Schultern. Es schien, als würde ihr Körper auf meine Berührung reagieren. Das Zittern erlosch. Bis ich bemerkte, dass sie nun wie eingefroren da lag. Mein Herz zog sich zusammen. Was passierte wohl gerade in ihrem Kopf?

"Jules, ich bins Jasper" flüsterte ich leise. "du hast nur einen schlechten Traum. Du bist in Sicherheit."

Ich konnte kaum so schnell reagieren, als Jules mit ihrem Oberkörper hoch schoss und hektisch atmete. Ihre Bruste hob und sank im Sekundentakt. Ihr Blick wich durch die ganzen Raum, als würden sie jemanden oder etwas anderen erwarten.

"Hey, alles gut" sprach ich und nahm ihr Gesicht in meine beiden Hände. "Schau mir in die Augen, ich bins."

Jules braune Augen fanden schließlich meine und so langsam beruhigte sich ihre Atmund und sie presste ihre Stirn gegen meine. Erst jetzt fiel mir die Nähe zwischen uns auf. Ich spürte Jules Atem auf meinem Oberkörper. Auch fiel mir jetzt erst auf, dass ich kein Tshirt anhatte. Da ich direkt rüber zu ihr gerannt bin.

Als würde Jules diese Dinge auch gerade erst bemerken, brachte sie Abstand zwischen uns. Meine Hände, welche gerade noch ihr Gesicht umfassten, lagen nun neben ihr auf dem Bett. Und ich musste gestehen mir fehlte die Wärme, die sehr gerade ausgestrahlt hatte.

"E-es tut mir leid" stotterte sie, es schien als würden sich ihre Wangen rot färben und ich musste mir ein Lächeln unterdrücken. "Manchmal, manchmal verfolgen mich diese Bilder-" bevor sie weiter sprechen konnte unterbrach ich sie auch schon. Hatte sie wirklich das Gefühl, sie musste sich wegen ihrer Albträume rechtfertigen?

Ebenfalls wollte ich nicht, dass sie aus dem Affekt mir Sachen erzählt für die sie noch nicht bereit war.

"Alles gut, Jules. Es war nur ein Albtraum."

Für einen Moment schien Jules diese Worte zu verarbeiten, ehe sie den Kopf schüttelte.

"Es sind nicht nur Albträume" erwiderte sie mit einer so schmerzgeplagten Stimme, dass etwas in mir erwachte. Der Wunsch, dass sie nie wieder so einen Schmerzen fühlen sollte.

Es waren nicht nur Albträume, es waren Jules Erinnerungen welche sie das verfolgten.

"Ich weiß" gestand ich, auch wenn ich es mir nicht vorstellen konnte. Ich wusste was Schmerz war, aber ich konnte mir Folter nicht vorstellen. Vor allem, durch die Person mit welcher man verbunden ist. Sein Gegenstück.

Es herrschte für einen weiteren Moment Stille. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich Jules Narben anschaute ehe sie anfing mit ihren Fingern über eine an ihrem Handgelenk zu streichen.

"Ich hatte versucht mich umzubringen" sprach sie, während sie immer wieder mit ihren Fingern über diese Narbe strich. Als würde sie sich diesen Moment wieder ins Gedächtnis rufen.  "Mehr als nur einmal, doch dieses eine Mal hatte es fast geklappt." Sie holte tief Luft. "Er war gerade mit mir fertig gewesen und ließ mich nackt auf dem Boden zurück. Er dachte ich wäre zu schwach um mich zu bewegen, er hatte auch nicht aufgeräumt." Ihr Blicke wich zum Fenster und ich versuchte mir nicht vorzustellen was vorher passiert war. Wie er sie gebraucht liegen gelassen hat. "Von einem Glas, welches im Akt zerbrochen war lagen noch die Glasscherben auf dem Boden. Ich wollte es einfach beenden. Ich wusste, dass keiner kommen würde und ich hatte nicht genug Kraft. Ich hatte immer noch die Hoffnung, dass er sich ändern würde. Das mein Schmerz etwas in ihm wecken würde." Sie schüttelte den Kopf und versteckte ihr Gesicht unter ihren Haaren. "Ich habe mich geirrt. Die ganze Zeit über. Also setzte ich den Schnitt. Er hat mich kurz vorher noch gefunden, mein Blut hätte ihn wahnsinnig gemacht."

Sprachlos saß ich ihr immer noch gegenüber. Unfähig irgendwas zu sagen.

Ich spürte Wut. Wut gegenüber Jules Rudel, dass sie sie nicht befreit haben. Wut, dass ihr Mate ein Bastard war, welcher immer noch lebt. Wut, dass Jules all das alleine durchstehen musste. Wut, dass ich jetzt nichts sagen konnte.

Ich würde dafür sorgen, dass sich die Zeit nicht wiederholt.

Wie alt war Jules? Ich weiß, dass sie zwei Jahre mit ihm alleine war. Zwei Jahre voller physischer und psychischer Misshandlung. Und doch kann sie noch lächeln.

"Wie fühlt es sich an seinen Mate zu verlieren?" Fragte Jules und fing meinen Blick auf.

"Mit ihr habe ich einen Teil von mir selbst verloren" antwortete ich ehrlich, während ich in ihrem Gesicht jede Emotion lesen konnte. "Ich bin fast selbst dran kaputt gegangen."

Jules nickte und schob ihre Haare hinter die Ohren.

"Wieso fragst du?" Fragte ich vorsichtig, ehe sich ein unsicheres Lächeln auf Jules Lippen legte.

"Ich muss wissen auf mich zu kommt, wenn ich ihn umbringe" antwortete sie kühl und ohne jegliche Emotion.

Ist sie wahnsinnig?

"Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich noch einmal so nah an ihn ran lasse" erwiderte ich mit einem Kopfschütteln.

"Er oder ich" widersprach sie mir. "Es hat nicht gereicht ihn abzulehnen, es endet erst mit dem Tod. Er hat meine Familie umgebracht. Und er wird dich auch umbringen. Jasper, das hier geht nicht."

"Jules." Ich erkannte meine Stimme selbst nicht mehr. Auch Jules schien für einen Moment alles zu überdenken, doch sie schüttelte den Kopf

"Es geht nicht anders. Ich bin bereit."

Run AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt