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Frustriert lag ich auf dem Bett und begutachtete die Decke, wie schon die restlichen Stunden.

Mir war nicht klar was ich hier sollte oder was ich war. Anfangs war ich ein Eindringling, dann eine Gefangene und aufeinmal war ich eine, der man den Schutz nicht verweigern durfte und liege nun auf einen fremden Bett, in einem fremden Haus von einem fremden Rudel.

Doch ich durfte mich nicht beschweren, ich wollte leben und ich war am leben. Doch um welchen Preis? Klar, hätte es mich schlimmer treffen können, viel schlimmer, doch ich konnte mich hier nicht wohlfühlen, denn ich war nicht willkommen. Auch spürte ich ihn die ganze Zeit im Nacken.

Und nicht zu vergessen waren da noch die Schuldgefühle, welche mich plagten. Und der Grund weshalb ich fliehen musste. Und mein Rudel den Preis zahlen musste. Die Schreie hallten immer noch in meinem Ohr, der Geruch von Blut hing immer noch in meiner Nase. Beides sorgte dafür, dass sich mein Magen drehte.

Unerwartet wurde meine Tür geöffnet und ein Mädchen kam rein, welches einen Stapel Anziehsachen auf einen Tisch ablegte.

Sie schaute kurz zur Tür, als wolle Sie schon wieder gehen, doch Sie blieb stehen und wandte ihren Blick zu mir.

"Das Essen ist fertig, im Rudel essen wir alle zusammen und da du ein Gast bist sollst du mit uns essen" sagte Sie, worauf ich die Augenbrauen zusammen zog. Doch bevor ich überhaupt was sagen konnte, unterband Sie dies schon.

"Ich habe keine Lust hier länger, als nötig Zeit zu verbringen, also würdest du bitte mitkommen. Es ist auf Befehl der Eltern des neuen Alphas" fügte Sie hinzu.

Mit einem nicken stand ich auf, während in meinem Kopf die wildesten Gedanken sich abspielten.

Ich musste mich hier irgendwie ablenken, auch hatte ich das Gefühl dass ich mit keinem hier richtig gesprochen hatte. Jedoch hatte ich auch nicht das Gefühl, dass irgendjemand hier wirklich auch mit mir sprechen wollte.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, entschied ich mit den Mädchen zu unterhalten. Vielleicht könnte ich hier ein paar Freunde machen. Doch bei dem Gedanken an Freunden gefeierte mein Blut. Es wären nur weitere Namen auf seiner Liste. Ich sollte nicht so denken.

"Ich bin Jules und du?" Fragte ich Sie, doch Sie antwortete nicht ehe wir in eine  großen Saal ankamen. Im Saal standen mehrere Tischgruppen, wobei eine am meisten auffiel. Der Tisch des Alphas. Auf welchen wir direkt zu gingen.

Bei uns war es Verboten den Alpha beim Essen zu stören, wenn es nicht um Leben und Tod ginge, weshalb es sich jetzt so fremd und eigenartig fühlte direkt auf ihn zu zusteuern. Doch vielleicht herrschen hier ja andere Regeln.

Die  Zeit bis zum Tisch hielt das Mädchen ihren Kopf gesenkt, während ich ein paar Blicke auf mir spürte. Welche mir wieder das Gefühl gaben, dass jeder hier mehr weiß als ich. Auch fiel mir auf, dass ich noch meine dreckige Kleidung an hatte. Appetitlich.

Als ich meinen Kopf hob und mir den Alpha Tisch genauer anschaute fielen mir ein bekanntes Gesicht auf, die ich jedoch nicht zuordnen konnte.

Das Mädchen schob mir den Stuhl zu Seite, sodass ich mich besser draufsetzen konnte und verschwand dann wieder, während ich den mir bekannten, aber fremden Gesicht gegenüber saß.

Die ältere Frau lächelte mich herzhaft an, während der ältere Mann mich musterte. Neben ihnen saß der Alpha und Jasper, waren Sie also doch Brüder? 

"Du bist deiner Mutter, wie aus dem Gesicht geschnitten" sprach die Dame, als Sie mir ihre Hand reichte. "Ich bin Clarisse und dies sind meine Söhne Jasper und Carter, unser neuer Alpha" stellte sich die ältere Dame vor.

"Es ist schon ziemlich lange her, ich weiß nicht ob du dich noch an uns erinnern kannst, doch wir waren früher sehr gut mit deinen Eltern befreundet" sprach Sie, wobei ich versuchte mich zu erinnern.

"Früher haben die Rudel eng zusammen gearbeitet,wobei dein Vater öfter mal das Leben meines Mannes gerettet hatte. Weshalb es jetzt für uns selbstverständlich ist,dass wir dich solange aufnehmen" sprach Clarisse sanft. Ihre Stimme löste eine wohltuende Wärme aus. Mütterliche Fürsorge. Wie lange ich das nicht mehr gespürt habe.

Doch mir entging nicht, wie sich Jasper und Alpha Carter anspannten, als Clarisse über ihren Vater gesprochen hatte. War der alte Mann nivht ihr Vater?

"Und dafür danke ich ihnen sehr, wissen Sie bereits ob es Überlebende aus meinem Rudel gibt?" Fragte ich nach, worauf Clarisse Lächeln sich auf ein paar Millimeter veränderte und dadurch gezwungen wirkte.

"Lass uns darüber später reden Kindchen, jetzt wollen wir erstmal essen. Morgen werden dich die Jungs persönlich rumführen und wir werden weiter schauen" sprach Sie, wobei die beiden nicht begeistert aussahen. Doch Sie hatten auch nicht vor ihrer Mutter zu widersprechen.

Es erinnerte mich stark an die Situation, wenn meine Eltern wollten dass ich meine kleine Schwester irgendwo mit hinnehme aber ich gar keine Lust drauf hatte.

Ich schenkte Clarisse noch ein Lächeln, ehe ich begann zu essen und die restlichen Gedanken zur Seite zu schieben.

Meiner Familie wird es gut tun, Sie waren klug. Viel klüger als ich. Sie werden es überlebt haben, redete ich mir ein. Wobei ich die Geräusch Kulisse um mich herum für einen Moment ausblenden konnte und es sich anfühlte als wäre dies ein normales Essen bei uns im Rudel.

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