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Konzentriert schlug ich auf den Boxsack ein, wobei der Boxsack immer mehr die Gestalt von ihm annahm. Unbewusst setzte ich immer mehr Kraft in die Schläge und setzte sie immer präziser.

Erst als der Boxsack aus seiner Ankerung flog und ich ein räuspern wahrnahm, wachte ich aus meinen Tagtraum auf. Erschrocken von mir selbst, nahm ich meine schmerzenden Arme runter und sah mir den völlig demolierten Boxsack an.

Unschlüssig drehte ich mich in Richtung Räuspern um, nur um Carter zu sehen, welcher angelehnt am Türrahmen stand.

"Ich habe mich noch nicht von dir verabschiedet" sagte er, als er mit offenen Armen auf mich zu kam.

"Ist es schon so spät?" Fragte ich, während ich seine Umarmung erwiderte und meinen Augen für einen Moment schloss. Ich würde definitiv die Zeit mit ihm vermissen, doch ich musste abschließen. Für ihn würde ein neues Kapitel anfangen, wenn er zurück kommt. Auch bezweifel ich, dass Jasper irgendwas noch von meiner Anwesendheit mitbekommt.

"Versprich mir, dass du nichts unüberlegtes machst" flüsterte er mir ins Ohr, während er mich fester an sich zog.

"Versprochen" antworte ich ihm, es wäre nichts unüberlegtes. Ich meine ich denke schon mehrere Wochen darüber nach.

Mit einem Lächeln löste er sich von mir und musterte mich noch einmal.

"Du weißt, dass ich nicht gut in Abschieden bin, ich hoffe ich bin nicht all zu lange weg" sprach er, wobei er sich durchs Gesicht fuhr und auf seine uhr schaute. "Machs gut, Jules."

Für einen Moment beobachtete ich, wie er die Treppen hoch ging und lauschte wann die Tür wieder ins Schloss fallen würde, ehe ich tief ausatmete und mir mit den Händen durch die Haare fuhr.

Als ich sicher war, dass ich alleine war zog ich vorsichtig die Boxhandschuhe aus, ehe ich auch schon meine Blutverschmierten Hände sah.

Ich hatte schon mit Carter einen Streit gehabt, da er meinte ich würde vom Krafttraining besessen werden. Deshalb gab er mir die Handschuhe, dass ich mir nicht noch schlimmere Verletzungen zu ziehen würde.

Die Handschuhe verstaute ich, wie jedesmal, etwas weiter hinten im Schrank, ehe ich mich auf den Weg in mein Zimmer machte um dort duschen zu gehen. Meine Hände vergrub ich auf den Weg dahin in den Taschen meines Pullovers.

Wie jedesmal fiel ich nicht im Rudel besonders groß auf, weshalb ich ohne Probleme in mein Zimmer kam. Ebenfalls spielte ich hier keine große große, sodass ich ein ziemlich ruhiges Leben hatte. Anders als in meinem eigentlichen Rudel, in welchem jeder etwas von mir wollte, da ich die Tochter des Alphas war und man mich eher überzeugen konnte als ihn.

Als ich mein Zimmer betrat fiel mir der Zettel auf meinen Bett auf, jedoch nahm ich keinen fremden Geruch auf. Zögerlich ging ich auf den Zettel zu und nahm ihn schließlich.

Lichtung im Wald, 22 Uhr.
Komm alleine.
-J

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen musterte ich kritisch den kleinen Zettel und dessen beschriebenen Wörtern. J musste Jasper stehen, doch wieso schreibt er mir einen Zettel? Ich meine er hätte mich auch ansprechen können, auch wenn dies nicht zu seinen Stärken gehört. Jasper wirkte nicht, wie der Typ der einem kleine Briefe hinterlässt.

Auch fragte ich mich weshalb er sich mit mir alleine im Wald treffen wollte, denn mir war sofort klar welche Lichtung er meinte.

Unschlüssig schaute ich von dem Zettel zu meinen Händen und beschloss erstmal duschen zu gehen, bevor ich irgendwas anderes tue.

Jedoch half mir das warme Wasser nicht beim entspannen, denn ich versuchte mich mit alle Konzentration an mein letztes Gespräch mit Jasper zu erinnern, um nicht wie ein volltrottel später dazu stehen.

Jedoch fiel mir nur unser Gesprächsthema ein und seine letzten Worte.

"Du brauchst keinen Typen um dich selber zu finden, erst recht nicht mich."

Ich hatte Jasper gefragt ob er mir beim Training weiter hilft, als die ersten Zeichen meines Wolfes zu sehen waren. Doch anstatt mich weiter zu trainieren nahm er Abstand und meinte ich sollte mich nicht auf ihn und seine Hilfe stützen. Danach ging er mir aus dem Weg, weshalb es jetzt noch seltsamer war, einen Zettel von ihm zu finden.

Auf einer Seite bin ich froh, dass ich es fast alleine geschafft habe die Verbindung zu meinem Wolf wieder aufzubauen und zu mir selbst zu finden, jedoch hätte ich mich nicht von ein bisschen Unterstützung seinerseits beschwert. Ich meine er hätte mich wenigstens begleiten können, wie Carter. Denn die ersten richtigen Verwandlungen waren schmerzvoll, genauso wie der Muskelaufbau und die ganzen Verletzungen welche ich beim Kämpfen bekommen habe.

Frustriert fuhr ich mir durch mein Gesicht, ehe ich das Wasser austellte und meine Haare in ein Handtuch wickelte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch genügend Zeit hatte, weshalb ich beschloss mich erst nochmal ein bisschen hin zu legen um so vielleicht auf andere Gedanken zu kommen.

Run AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt