"Trainier mich."
"Weißt du noch wie es das letzte mal geendet hat?" Fragte er skeptisch nach, als er aus seinem Glas trank. Augenrollend übersah ich seine Antwort und setzte zum nächsten Versuch.
"Ihr könnt mich nicht immer beschützen, ihr müsst es auch nicht. Ich will nur sagen, ich möchte mich selber verteidigen können" erklärte ich, doch Carter schien nicht wirklich beeindruckt.
"Du kannst soviel trainieren, wie du willst, wenn du keine Verbindung zu deinem Wolf hast wird dir Training nichts bringen" antwortete er mir, worauf sich ein breites Lächeln auf meine Lippen legte.
"Wer sagt, dass ich keine Verbindung zu meinem Wolf habe?" Fragte ich, wobei ich mit den Augenbrauen wackelte und mein Kinn auf meine Hände abstützte. Doch Carter verstand nichts.
"Jeder der dich trainieren gesehen hat?"
Genervt stöhnte ich auf, während ich mich wieder zurück lehnte und Carter beim essen beobachtete.
Kennt ihr das, wenn ihr wisst jemand beobachtet euch und ihr versucht euch normal zu verhalten, doch aufeinmal vergisst ihr wie die einfachsten Bewegungen funktionieren und alles läuft schief?
Genau das passierte gerade Carter, denn als der große Alpha seine Cornflakes aß sah es aus als hätte er vergessen, dass sich auf den Löffel ebenfalls Milch befindet. Generell sah er dabei ziemlich hilflos aus.
"Kannst du bitte damit aufhören mich so zu beobachten?" Fragte er nachdem er sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr.
"Man sieht nicht alle Tage einen Alpha, welcher Cheerios zum Frühstück ist" antwortete ich ihm, worauf er die Augen verdrehte und einfach weiter aß.
Gerade als ich versuchte auf das vorige Thema zurückzukehren, unterbrach mich Carter.
"Meine Antwort bleibt nein, du solltest nicht mehr draußen sein, als sonst" sagte er, worauf ich nach Luft schnappte.
"Ich bin kein Kind und auch gehöre ich nicht zum Rudel, sodass ich nicht auf dich hören muss" verteidigte ich mich, doch Carter warf mir nur einen sonst-noch-was-Blick zu.
Dann werde ich halt seinen Bruder fragen.
-
"Nein."
"Was nein?" Fragte ich nach, während ich ihm beim Sport beobachtete. Er machte gerade um die 100 Liegestützen, da er angeblich mit irgendwelchen anderen Wölfen eine Wette am laufen hat. Wer die meisten schafft gewinnt irgendwas unbedeutendes. Was total dämlich ist, denn Jasper könnte dies machen bis er verdurstet.
"Bitte Jasper, ich denke ich bin bereit für den nächsten Schritt. Doch dein Bruder hört mir nichtmals richtig zu, da er es als zu großes Risiko empfindet" erzählte ich Jasper, welcher mich kaum beachtete.
"Was hat er gesagt?"
"Er meinte nur, es würde nichts bringen wenn es keine Verbindung gibt und es würde zusätzlich das Risiko steigen, dass ich angegriffen werden kann. Doch dies kann mir genauso gut drinnen passieren, wenn ich schlafe" erzählte ich ihm, während er kurz in seiner Bewegung stoppte und mich anschaute.
"Denkst du, du bist wirklich bereit für den nächsten Schritt?" Fragte er mich, worauf ich schnell mit den Kopf schüttelte.
"Heute Abend nach dem Essen treffen wir uns hier" sagte er, ehe er auch schon weiter mit seinen Liegestützen machte.
Mit einem Lächeln im Gesicht machte ich mich zurück zum Rudelhaus. Ich war so weit, redete ich mir immer wieder ein.
Ich hatte mich jemanden anvertraut, meinen Wolf wieder gespürt und ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Es stand mir nichts mehr im Weg. Ich war bestens vorbereitet, auch hatte ich das Gefühl das meine Stärke langsam wieder zurück kommt. Also war ich meinerseits in bester Laune.
Den Rest bis zum Abendessen verbrachte ich in meinem Zimmer und starrte in den Spiegel, da ich dachte es würde mir helfen wenn ich mit meinem Wolf reden würde. Doch irgendwie tat sich nicht wirklich etwas.
Das einzige was passierte war, dass ich mir selber die Augen starren zu schien. Ich hasse mein Spiegelbild. Doch ich gab nicht auf, sondern versuchte es erneut. Das war mein Körper, ob ich wollte oder nicht. Das war ich und daran würde sich nichts ändern.
"Ich weiß du bist sauer auf mich, aber schau dir an was er mit uns getan hat. Er würde es wieder tun, wir wären nie frei" sagte ich, als ich mein Tshirt auszog und im Spiegel meine Narben anschaute.
"Sein Wolf hat dich manipuliert, sodass wir bei ihm bleiben. Verstehst du?" Fragte ich, obwohl ich mir ziemlich dumm dabei vorkam. Ich sprach schließlich mit mir selber, denn bis jetzt spürte ich meinen Wolf nicht. Ich müsste doch wenigstens ein kribbeln spüren.
Mit einem tiefen Atemzug zog ich meine Hose aus und begutachtete auf die Narben auf meinen Beinen. Meine Knie, die Innenseite meiner Oberschenkel.
"Das war und ist keine Liebe."
Normalerweise spürt man immer die Präsenz seinens Wolf, sei es durch die Kraft die man durch ihn hat oder durch andere Dinge, wie zum Beispiel wenn er mit einem redet. Und während ich all die Jahre dachte, ich hätte nie einen richtigen Wolf gehabt, da ich das Gefühl vergessen hatte, fehlte einfach nur die Verbindung zu ihm.
"Es tut mir wirklich Leid, dass ich mich gegen dich gestellt habe. Doch ich hätte es nicht länger ausgehalten und du warst auch keine wirkliche große Hilfe, aber wir wollen ja jetzt keinem die Schuld geben" sagte ich, wobei ich eine Art Schmerz spürte. Sie hört mir zu.
"Also was hälst du von ein bisschen Training?"
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Run Away
Hombres LoboJules ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Dabei lernt sie die beiden Brüder Carter und Jasper kennen. Und auf einmal wirkt es, als würde sie eine zweite Chance bekommen um neu anfangen zu können. Die Geschichte ist vollständig. TW: Gewalt...