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Innerlich hoffte ich, dass mein von Angst geleiteter Körper irgendwelche super Werwolf Instinkte in mir weckt. Doch es änderte sich nichts. Ich spürte keine Kraft die meinen Körper durchzog und mich stärkte. Da war einfach nichts. Bis auf die Schuld, die Trauer und die Einsamkeit. Ich war mal wieder auf mich allein gestellt. Keiner würde mir jetzt zur Rettung kommen.

Langsam rutschte ich weiter an den Baum, während meine Augen nach der Ursache des Geräusches suchten. Die Rinde bohrte sich unangenehm in meine Haut, doch ich schluckte den Schmerz runter.

Ich musste mich echt anstrengen und konzentrieren um irgendwas wahrnehmen zu können. Doch da war nur dieser Geruch eines anderen Wolfes, welchen ich nicht sehen konnte. Ich konnte ihn nur hören und riechen.

Doch solange sein Geruch nicht stärker wird wäre es kein Problem, oder? Es würde bedeuten er würde nicht näher kommen und dass wäre mir umso lieber. Bis mir einfiel, dass ich mich in seinem Revier befinden könnte. Dann hätte ich mehr als nur ein kleines Problem. In meinem Rudel wurden Grenzüberschreitungen von fremden Wölfen bestraft, egal ob unabsichtlich oder nicht. Es gab keine Ausnahme.

Bei den Gedanken an mein altes Rudel zog sich mein Herz zusammen, ich hätte nicht abhauen dürfen. Ich hätte ihnen beistehen müssen. Ich hätte sie und sowohl mich verteidigen sollen. Doch in diesem Moment gab es keine andere Wahl für mich,  es war als hätte jemand anderes für mich entschieden und mich gelenkt. Vielleicht denken sie ja, dass ich von ihnen entführt wurde und nicht dass ich einfach abgehauen bin. Doch ich weiß nicht was mir lieber wäre. Eins stand jedoch fest ich war ein Feigling und ein Verräter.
Ich kann mir genau den enttäuschten Blick meiner Eltern vorstellen. Sie würden sowas sagen wie "was hast du denn anderes erwartet?" Und hatten damit wahrscheinlich auch recht. Was für einen anderen Ausgang hatte ich mir denn vorgestellt? Es musste auf diese Art enden.

Als ich wieder meinen Kopf hob, erschrak ich, wobei mein ganzer Körper sich zusammen zog. Am Baum vor mir stand plötzlich ein Junge, welcher vor einer Sekunde nicht da stand.

Scheiße, war der erste klare Gedanke den ich fassen konnte. Wie konnte ich so unaufmerksam sein? Mit diesen schlechten Sinn war ich mehr Mensch, als Wolf.

Mit großen  Schritten kam er auf mich zu, wobei er ziemlich zielstrebig aussah. Sein Blick hatte mich vollständig eingenommen. Ich fühlte mich hilflos und erwischt.

"Wer bist du?" Fragte er, während ich mir Fluchtmöglichkeiten überlegte. Doch eine Flucht kommt nicht infrage, er würde mich schon, bevor ich überhaupt aufstehen könnte, abfangen. Er war in Topform, ein Wolf wie man ihn kennt. Ein Wolf, wie er sein sollte.

Als ich nicht antwortete setzte er sich vor mir hin und musterte mich, wobei ich mich unwohl fühlte. Jedoch war er nicht in Angriffshaltung. Er strahlte eine Autorität aus, welche mich aber nicht gänzlich einschüchterte.

"Jules" antwortete ich ihm schließlich, als ich mich dazu überreden konnte meine Angst runterzuschlucken.

"Also Jules, du weißt was passieren wird oder? Rudellose Wölfe dürfen nicht in die Reviere anderer" Fragte er mich, weshalb mein Herz began schneller zu schlagen.

Ich bin gerade erst vor dem Tod geflohen, nur um wieder in ihn rein zu rennen? Gleichzeitig hätte er dann keine Macht mehr über mein Leben, weil es schlichtweg nicht mehr existieren würde. Und ich wäre nicht durch seine Hand gestorben. Auch würde er vielleicht endlich mal Seelenqualen erleiden.

"Tut mir eigentlich leid, du siehst noch ziemlich jung aus, aber Regeln sind Regeln. Ich werde dich jetzt zum Alpha bringen" erklärte er mir, worauf ich den Kopf schüttelte.

Denn eines der Wörter machte mir noch mehr Angst, als die Tatsache dass ich hier sterben könnte.

Doch dies beachtete der Junge nicht, als er mich an meinen Armen hochzog und hinter sich herzog. Es wirkte nicht mal, als würde er sich anstrengen.

Ich könnte mich nicht wehren, er ist viel zu stark. Auch würde er mich sofort fangen, würde ich abhauen.  Kurz gesagt ein schwacher Wolf ist ein nutzloser Wolf. Doch egal wie viel ich trainierte ich wurde nicht stärker, hatte ich das Gefühl. Training stärkte weder meine menschliche Seite, noch meine nicht menschliche Seite. Wenn sich überhaupt mal was bei meiner nicht menschlichen Seite tun würde.

"Warte" rief ich, als mir seine Worte wieder einfielen. Vielleicht würde ich auch anders aus dieser Situation rauskommen. Fragend schaute er mich an, während ich tief Luft holte. Einen Versuch war es wert. "Du meintest vorhin ich bin Rudellos, doch das stimmt nicht" sagte ich, wobei er die Augenbrauen zusammem zog.

"Was machst du dann hier?" Fragte er mich wiederum. Sein Blick wanderte meinen dreckigen Körper entlang. Und ich muss zugeben, ich sah ziemlich nach rudellos aus.

"Mein Rudel wurde angegriffen und ich war auf der Flucht vor einem anderen Wolf. Ich hatte nicht gemerkt dass ich mich in einem anderen Revier befand, da mein ganzer Körper schmerzte."

Er sah wenig beeindruckt aus von der kleinen Geschichte, ehe wir auch wieder weiter gingen. Ich versuchte nach Luft zu ringen und zu überlegen, in welchem Rudel ich mich befinden könnte. Doch ich konnte nicht sagen in welche Richtung ich gerannt und wie lange ich unterwegs war.

Und ehe ich die Hoffnung aufgab, antworte er schließlich.

"Erzähl das meinem Alpha, vielleicht wird er dir Gnade zeigen und dir helfen."

Run AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt