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"Wir werden uns bald wieder sehen" waren die letzten Worte, welche er an mich richtete. Doch ich antwortete ihm nicht darauf, es wäre ein unnützer Kampf. Er wollte sich gerade ein Stück zu mir rüber lehnen, doch Jasoer ging einen bedrohlichen Schritt nach vorne.

"Das werden wir" antwortete Jasper für mich, doch er schenkte ihm keinen Blick. Denn seine Augen hingen nur an mir.

Als wir uns sicher waren, dass er und der Rest das Revier verlassen hatten, brachte mich Jasper auf mein Zimmer. Auch wenn ich Angst vor ihm hatte und mich durch Jasper und Carter ein bisschen sicherer fühlte, war ihr Verhalten übertrieben. Sie kannten mich kaum und drohten trotzdem den kaltblütigsten Alpha, den ich kenne. Und wofür? Für nichts. Er wird mich sowieso irgendwann bekommen und Sie alle für ihre Hilfe töten.

"Du hast ihm gedroht, weißt du was er mit dir anstellen wird?" Fragte ich ihn,  nachdem ich die Tür in meinen Zimmer hinter uns geschlossen hatte. War er lebensmüde? Hatte er nichts zu verlieren?

"Ich hab keine Angst vor ihm" antwortete Jasper trocken, während ich am liebsten nur schreien wollte. Woher nahmen Sie den Mut sich gegen so ein Monster zu stellen? Haben Sie mir nicht richtig zugehört?

"Du solltest Angst vor ihm haben, er ist ein Monster" warf ich ein, worauf er mich wieder mit seinem schräg positionierten Kopf anschaute. Ich hasse es, wenn er dies tat. "Er wird dich foltern" sprach ich weiter, als mir die Bilder in dem Kopf kamen. Sein heiß geliebter Keller. Sofort schüttelte ich meinen Kopf um die Gedanken loszuwerden.  "Wir kennen uns kaum, wieso setzt du trotzdem dein Leben aufs Spiel?" Fragte ich erneut, denn er antwortete mir nicht. Sondern starrte mich einfach nur an, während ich innerlich verrückt wurde.

Ich war so mit Energie geladen, dass ich nicht still sitzen konnte und auf und ab lief um mich zu beruhigen. Doch es half nicht.

"Jasper" rief ich, wobei es den Anschein hatte als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen. "Wieso?"

Ohne was zu sagen setzte er sich auf mein Bett und deutete mir mich neben ihm zu setzen.

"Ich hatte meine Mate vor fünf Jahren gefunden, nur um drei Jahre später Sie direkt vor meinen Augen sterben zu sehen. Durch einen anderen Alpha. Er hielt sich für den größten und stärksten. Ich hielt es nicht aus ohne Sie, weshalb ich Rache an ihn begehen wollte. Ich trainierte härter, doch beim Kampf war es anders. Denn er wurde auch stärker.  Es endete damit, dass mein Vater durch meine Spielchen starb. Da ich keine Mate mehr hatte und so nicht für Nachwuchs im Rudel sorgen kann, wurde Carter Alpha."

Während er mir das erzählte saß ich sprachlos daneben. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie er sich dabei gefühlt hatte, als er dies alles durchgemacht hat.

"Niemand sollte so von seinem Mate behandelt werden" wiederholte er leise vor sich, als würde er sich an Sie zurück erinnern.

In diesem Moment sah er so zerbrechlich aus, dass ich Angst hatte dass er in jedem Moment in sich zusammen fallen würde. Er war verletzt und ich bekam das Gefühl, dass ich die erste Person war, die er dies anvertraute und mir diese Seite von ihm zeigte.

"Er hat nichts anderes verdient, als abgelehnt zu werden" sagte er, während er sich durchs Gesicht fuhr und seinen Kopf wieder zu mir drehte.

Seine dunkelgrünen Augen musterten mein Gesicht, während sich ein Lächeln auf meine Lippen legte.

"Erzähl mir von ihr" bat ich ihn und zu meiner Verwunderung erzählte er mir wirklich etwas über Sie.

"Unser Treffen war nicht das beste, sie war rudellos und hat unsere Grenze überschritten. Meine Aufgabe war es trotz allen Sie zu meinem Vater und zu meiner Mutter zu bringen, welche meinte es wäre Schicksal dass Sie genau über unsere Grenze gerannt ist. Anfangs hatte Sie sich dagegen gestellt in unser Rudel einzutreten und versuchte mich zu überreden mit ihr ein rudellos Leben zu leben.
Jedoch entschied Sie sich dagegen, als Sie hörte was für eine große Rolle ich im Rudel hatte und es nicht verlassen konnte. Sie sah, wie sehr ich in der Rolle aufging, weshalb Sie entschloss ins Rudel zu eintreten.
Sie war ziemlich Stur und Dickköpfig, nie hat Sie das getan was man wirklich von ihr verlangte, trotzdem schaffte Sie alles. Auch war Sie ziemlich stark und genießte das Kämpfen im Rudel, anstatt gegen eins zu kämpfen.
Ich konnte nicht genug von ihr kriegen, Sie war das schönste was meine Augen je sehen durften. Sie brachte mich zum lachen, auch wenn es eigentlich nichts zum lachen gab."

Während er mir all das erzählte, entging mir nicht das Funkeln in seinen Augen, welches ich vorher noch nie gesehen hatte. Höchstens bei meinen Eltern, während Sie vergaßen dass Sie nicht alleine waren. Keiner könnte je ihren Platz einnehmen. Doch es bedeutete schon viel für mich, dass er mir von ihr erzählte.

"Doch ich konnte Sie nicht retten, obwohl Sie genau vor mir war. Dich kann ich jedoch noch versuchen zu retten. Ich will den Fehler nicht zweimal machen."

"Jeder macht Fehler, wir dürfen uns nur nicht von ihnen definieren lassen" antwortete ich ihm, als ich vorsichtig meinen Kopf auf seine Schulter legte.

Und in diesem Moment fiel mir auf, dass ich meine Fehler akzeptiert hatte. Sie waren ein Teil von mir, welchen ich nicht mehr ändern konnte. Denn ich war nicht die einzige, welche ihre liebsten aus Fehlern und Entscheidungen verlor und ich werde auch nie die einzige bleiben.

Run AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt