Jules Pov
Fühlte sich so der Tod an? Ich hatte an ein helles Licht gedacht, innerer Frieden und sowas. Irgendeine Erlösung. Doch nicht an die Dunkelheit und warum tat mein Körper so weh? Warum war es heir so kalt?
"Jules?" Eine bekannte Stimme hallte durch diese Dunkelheit. Carter? Was machte Carter hier? Ich erinnerte mich, dass er auf der Suche nach seiner Mate war.
Warte, war Carter auch Tod?
"Jules, hey" wieder hallte Carters Stimme durch meinen Kopf. Und langsam verschwand die Dunkelheit und alles wurde in ein helles Licht getaucht.
Ich brauchte einen Moment um mich an das grelle Licht zu gewöhnen. Nur um zu bemerken, dass ich gar nicht Tod war. Ich hatte lediglich meine Augen geöffnet.
Carter begutachtete mich mit sorgsam Augen. Hinter ihm war ein Mädchen mit langem braunen Haar, sie schenkte mir sein sanftes Lächeln. Ihre Hand lag behutsam auf seiner Schulter.
Carter hatte seine Mate gefunden und sie war bildschön.
"Wie geht es dir?" Fragte Carter vorsichtig, während ich mich versuchte aufzurichten. Carter stütze mich ein wenig. Das Mädchen hinter ihm reichte mir ein Glas, welches ich dankend annahm.
"Ach" Carter schüttelte lachend seinen Kopf. "Das ist Mia, meine Mate." Seine Lippen zierte ein echtes Lächeln, welches mich ansteckte. Er nahm ihre Hand und drückte ihr sanft einen Kuss auf den Handrücken.
"Jules" stellte ich mich knapp vor, auch wenn sie meinen Namen bestimmt schon kannte. Carter musste ihr ja irgendwie erklärt haben, wer ich bin.
"Wie lange-" bevor ich aussprechen konnte unterbrach mich Carter.
"Vier Tage" antwortete er, worauf ich mich verschluckte. Jetzt würde ich noch an einem Glas Wasser sterben.
Vier Tage? Was zur Hölle habe ich vier Tage lang gemacht? Was ist alles passiert? Ich erinnerte mich nicht mehr an viel. Ich weiß noch, wie er zu Boden ging, ehe alles schwarz wurde. Er musste einfach tod sein.
Als hätte Carter meine Gedanken lesen können nickt er.
"E-er ist tot?" Fragte ich zur Bestätigung. Mein Herz drohte zu explodieren. Ich hatte meinen Mate getötet. Ich habe ihn ein verdammtes Messer in den Hals gerammt. Ich habe sein Leben beendet.
Wieso fühlte ich mich so schrecklich? Und so leer? Warum machte ich keine Freundensprünge? Ich war befreit von ihm. Ich hatte es geschafft. Ich würde nie wieder zu ihm zurück müssen.
"Ganz ruhig, Jules" versuchte Carter mich zu beruhigen, doch ich nahm seine Stimme kaum wahr. Meine Gedanken drehten sich alle nur um den Abend. Um die Stunden vor dem raus schleichen.
Jasper.
Wieso war Jasper nicht hier? Wo war er?
Wer hat mich überhaupt gefunden? Wie bin ich hier hingekommen? Bei dem Gedanken, dass Jasper mich möglicherweise hier her gebracht hatte wurde mir übel.
"Ich habe ihm schon Bescheid gesagt, dass du wach bist" beantwortete Carter meine unausgesprochene Frage. "Ich weiß nur nicht ob er kommen wird. Er war sehr fertig. Er gibt sich für alles die Schuld."
Jasper trug an nichts Schuld. Wofür sollte er sich auch die Schuld geben? Dass ich ohne mich zu verabschieden gegangen bin? Dass ich ihn einfach alleine gelassen habe? Dass er dachte, er hätte meine Leiche gefunden?
Carters Blick wich zum Boden und er fuhr sich angespannt durch die Haare.
"Er hat dich gefunden. Henry hatte dich hier her gebracht. Er ist einer von Jaspers engsten Freunden im Rudel" erklärte er mir, worauf ich schlucken musste. "Ich war doch nur drei Tage weg, wieso ist so viel passiert?"
Ich zuckte mit den Schultern unfähig irgendwas zu sagen.
Ich war am leben. Er war tot und Jasper lebte. Jasper lebte und ich musste keine Angst haben. Wenn Jasper mich deswegen verstoßen will, soll er ruhig. Wenigstens konnte er es. Er konnte es, weil er ebenfalls am Leben war.
"Hasst er mich?" Fragte ich vorsichtig, worauf Carter den Kopf schüttelte.
"Ich glaube du bist die einzige Person, die er nicht vollkommen hasst" entgegnete er mir mit einem sanften Lächeln. Wenn er wüsste.
Ich weiß immer noch nicht wann Jasper mir so ans Herz gewachsen war. Die meiste Zeit hatte er mich ignoriert oder mich beim Training fertig gemacht. Doch er hat sich nie über mich witzig gemacht. Auch hat er mich nicht behandelt, als wäre ich ein fragiles Kleinkind.
Vielleicht war es der Moment, als wir zusammen getanzt haben oder vielleicht auch die kleinen Momente, in denen ich jedes Mal über mich mich selbst gewachsen bin. Ohne Jasper wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.
Bevor ich was sagen konnte spürte ich schon seine Präsenz.
Jasper war hier.
Er stand im Türrahmen.
Sein Anblick brach mir das Herz. Er hat dunkle Augenringe und seine Augen wirkten eingefallen und leer. Hatte er überhaupt die letzten Tage geschlafen?
Carter verabschiedete sich mit einem räuspern und klopfte seinem Bruder auf den Rücken. Mia warf mir noch ein kleines Lächeln zu, ehe sie Carters Hand nahm und mit ihm den Raum verließ.
Doch selbst nachdem Carter den Raum verlassen hatte bewegte sich Jasper nicht. Er starrte mich nur an. Als wollte er nur kontrollieren, dass ich wirklich lebe.
"Es-" bevor ich mich entschuldigen konnte unterbrach mich Jasper schon.
"Nicht." Seine Stimme war gebrochen. "Ich dachte du wärst Tod. Ich dachte, ich hätte dich auch noch verloren. Wäre Henry nicht da gewesen hätte ich nicht gemerkt, dass dein Herz noch schlägt."
Ich schaffte es kaum den Blickkontakt zu halten. Doch ich konnte die Schuldgefühle nicht gewinnen lassen.
"Du lebst" konterte ich, während ich versuchte aufzustehen. Ich wollte diesen Abstand zwischen uns nicht. "Ich muss nicht mehr Angst darum haben, dass er dir etwas antun kann."
Vorsichtig stellte ich meine Füße auf den Boden ab, den Schmerz versuchte ich komplett zu unterdrücken. Doch dies war schwerer als gedacht.
"Jasper, ich lebe" meine Stimme war lauter als beabsichtigt. "Siehst du das nicht?"
"Es hätte anders ausgehen können" erwiderte er und schüttelte den Kopf.
"Du hast über zweite Chancen geredet. Denkst du nicht, dass ist ein Zeichen genug?" Fragte ich ihn, worauf er tief ein und ausatmete. Und ehe ich mich versah stand er vor mir.
"Mach so einen Mist nie wieder" hauchte er gegen meine Lippen.
"Du weißt-" bevor ich weitersprechen konnte unterbrach mich Jasper, erneut.
"Jules, ich meine es ernst."
"Jasper, ich werde deine Seite nicht mehr verlassen. Auch werde ich nicht mehr alleine auf Selbstmordkommandos gehen" versprach ich ihm. In seinen grünen Augen blitzte etwas auf. Auch war ich ihm wieder so nah, dass ich die gelben Sprinkler in seinen Augen sehen konnte.
Ohne Vorwarnung drückte Jasper seine Lippen auf meine und ich ließ die Wärme und das Kribbeln zu.
Es war meine zweite Chance und ich würde sie ergreifen.

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Run Away
WerewolfJules ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Dabei lernt sie die beiden Brüder Carter und Jasper kennen. Und auf einmal wirkt es, als würde sie eine zweite Chance bekommen um neu anfangen zu können. Die Geschichte ist vollständig. TW: Gewalt...