Jasper Pov
Etwas war anders. Ihr Geruch war verblasst. Schlagartig öffnete ich die Augen. Jules lag nicht neben mir. Ihre Seite war kalt. Hatte ich alles geträumt?
Ich fuhr mit meinen Fingern über meine Lippen und ließ die Erinnerungen von letzter Nacht noch einmal aufleben. Nein, ich hatte nicht geträumt. Doch wo war Jules? War ich zu weit gegangen? Hatte ich sie zu irgendwas gedrängt? War sie noch nicht bereit gewesen?
Ich schüttelte meinen Kopf solche Gedanken würden mich jetzt weiterbringen. Vielleicht war Jules ja unten.
Mein Wolf meldete sich, was mir ein ungutes Gefühl gab. Doch darauf wollte ich nicht hören. Jules würde mich nicht alleine lassen.
Ein Blick nach draußen verriet mir, dass gerade erst die Sonne aufging. Vielleicht war sie trainieren um einen freien Kopf zu kriegen. Vielleicht brauchte sie nur Zeit. Ich könnte es ihr nicht verübeln.
Ich hatte mich gestern mit aller Kraft zurück gehalten. Jules Körper schmiegte sich perfekt an meinen. Als wären wir zwei verloren gegangen Gegenstücke.
Bei den Gedanken an Blake musste ich schlucken. Ich fühlte mich vorher nur so bei ihr. War es wirklich möglich eine zweite Chance zu bekommen? Und wenn ja, wäre es dumm sie nicht zu ergreifen?
Ich brauchte definitiv eine kalte Dusche und einen großen Kaffee.
Angespannt fuhr ich mir durch die Haare. Wo zur Hölle war Jules?
Das Haus war komplett leer. Auch muss sie vor Stunden das Haus verlassen haben, wenn man vom Geruch her urteilt.
Ein unschöner Gedanke manifestierte sich in meinem Kopf. Was wenn- Nein.
Ich entschied mich zu erst für den Kaffee, ich musste wach werden. Einen klaren Kopf kriegen. Danach würde ich beim Trainingsplatz nach ihr suchen gehen. Fürs Frühstück wäre es jetzt noch zu früh.
Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich erst gar nicht bemerkt hatte wie eine Küchenschublade nicht richtig geöffnet war.
Bitte, lass kein Messer fehlen.
Doch mein Gebet wurde nicht erhört.
Fuck, fuck, fuck. Wo ist Jules?
Warum habe ich nicht mitbekommen, dass sie verschwunden ist? Es war kein weiterer Geruch im Haus, dass heißt keiner ist reingekommen. Jules ist freiwillig gegangen, obwohl sie mir versprochen hat es nicht zu tun. Nein, sie würde nicht gehen. Oder doch?
Ich ging nochmal den ganzen Abend im Kopf durch, doch es gab keine Anzeichen dass Jules sich auf einen Selbstmordtrip machen wollte.
Meine Brust schnürrte sich zu und es fiel mir schwerer zu atmen. Meine Sicht verschwamm und ein Gefühl von Panik überkam mich.
Und da fiel mir der Brief ein, weshalb Jules vorgestern bei mir vor der Tür stand. Zwanghaft versuchte ich mich an die Worte zu erinnern.
Lichtung im Wald, 22 Uhr.
Komm alleine.
-JJules sagte es sei eine Falle gewesen, doch was wenn es ein Test für sie war? Oder ein Rätsel?
Mein Kopf qualmte, doch ich wusste nun wohin ich musste. Zur Lichtung. Ein Anhaltspunkt. Jedoch die Uhrzeit machte mir Sorgen. Wenn Sie gestern um 22 Uhr gegangen ist, wie lange war sie dann schon weg? Wie lange waren wir wach?
Über Mind Link gab ich Luca und Henry Bescheid, ich konnte nicht alleine los. Ich würde es nicht schaffen. Sei es, wenn noch weitere Wölfe im Rudel sind oder wenn ihr was passiert wäre.
Gleichzeitig hätte nicht die Patroullie fremde Wölfe im Rudel bemerken müssen?
Ich müsste mit dem Beta von Carter mal ein Wörtchen reden. Ich trainierte zwar die Wölfe, doch hatte mit der Patroullie wenig zu tun. Ich habe mich nach Blakes Tod und dem von meinen Vater aus allen Angelegenheiten des Rudels rausgezogen.
Luca und Henry sind meine besten Männer, wir kennen uns seit wir klein waren. Luca wäre meine zweite Hand gewesen und Henry hätte das Rudel trainiert. Als ich zurück treten musste, haben sie auf diese Positionen ebenfalls verzichtet.
Als ich aus der Tür stürmte standen beide schon vor der Tür. Sie nickten mir zu und stellten keine weiteren Fragen mehr.
Auch stieg gerade der Wunsch in mir auf Jules den beiden vorgestellt zu haben. Mit ihnen über diese mögliche zweite Chance zu reden, wenn sie nicht jetzt schon erloschen war.
Ich würde die Chance noch haben.
Carter würde mich umbringen, wenn er erfahren würde dass ihr was passiert ist. Jules war für ihn wie eine kleine Schwester. Gut, dass ich nicht denselben Gedanken teilte.
Wir drei verwandelten uns, denn jede Sekunde zählte. Wenn wir nicht schon zu spät kamen.
Die große Lichtung, südlich vom Trainingsplatz teilte ich über Mind Link mit. Damit die beiden auch unser Ziel kannten. Wir teilten uns auf um weniger aufzufallen.
Wir waren noch nicht da, doch der Geruch von Blut lag in der Luft. Wie konnte das nicht aufgefallen sein? Ein Knurren entwich meiner Kehle und ich sammelte nochmal meine Kräfte um schneller zu laufen.
Sie musste leben. Sie konnte jetzt nicht Tod sein. Nicht so.
Auch fiel mir so langsam auf, warum keiner es bis jetzt bemerkt hatte. Es gab bis zur Lichtung eine Spur von Wächter Wölfen. 6 Stück zählte ich.
Was ist wenn er sie mitgenommen hatte? Wieso kam mir dieser Gedanke nicht schon vorher? Was ist wenn sie alles von vorne erlebt? Doch das würde ich nicht zulassen. Ich habe ihr und mir selbst ein Versprechen gegeben.
Zwei Personen liegen auf der Lichtung informierte uns Luca. Mein Herz blieb stehen. Sie war noch hier.
Und da sah ich die zwei leblosen Körper.
Nein.
Ich bemerkte nicht, wie ich immer langsamer wurde. Luca war schon vor Ort. Immer noch in Wolfsgestalt. Sein Blick galt mir.
Nein.
Ich spürte wie etwas in mir zerbrach.
Nein.
Stolpernd verwandelte ich mich in meine menschliche Gestalt zurück und fiel vor ihr auf die Knie.
Ihr Gesicht war blutverschmiert. Rine groäe Platzwunde zierte ihren linke Schläfe. Ihre rechte Handwar bläulich lila verfärbt. Und auch an ihrem Hals waren mehrere Blutergüsse. Ihre Kleidung war komplett zerrissen.
"Jules" flüsterte ich, da musste noch etwas sein. Sie konnte nicht tot sein. Doch ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren, als auf ihre Wunden.
Mein Blick wich zu seinen toten Körper und ich erkannte das Messer in seinem Hals. Sie hat von links angegriffen. Sie hatte beim Training aufgepasst.
Es war alles zu viel. Ich konnte nicht noch jemanden verlieren. Ich konnte nicht jemanden in mein Leben lassen nur um die Person wieder sterben zu sehen.
Henry hockt sich neben mir hin und legte um Jules eine Decke. Ehe ich mich versah deutete er schon Luca zu. Erst verstand ich nicht was er vor hatte. Bis er auf sein Ohr deutete.
"Ihr Puls ist schwach, aber vorhanden. Wir sollten uns beeilen, Jasper."
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Run Away
Loup-garouJules ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Dabei lernt sie die beiden Brüder Carter und Jasper kennen. Und auf einmal wirkt es, als würde sie eine zweite Chance bekommen um neu anfangen zu können. Die Geschichte ist vollständig. TW: Gewalt...