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Direkt hallten seine Worte in meinen Ohren und ich konnte wieder seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren.

"Du kannst wegrennen und dich verstecken, doch ich werde dich immer finden. Du bist mein."

Meine Augen begutachteten intensiv mein Spiegelbild. Ich erkannte mich kaum selbst. Ich hatte abgenommen, meine Gesichtszüge waren eingefallen. Meine Augen strahlten Angst aus.

Ich hatte ein langärmliges Kleid an, welches kurz übr den Knien endete. Schluckend zog ich eine dunkle Strumphose drüber. Meine Haut würde meine Lügen verraten.

Sofort schob ich das Kleid über die Stellen, welche nicht für fremde Augen sind und mich wieder in die schlimmste Zeit meines Lebens brachten.

Zur Sicherheit zog ich mir noch eine Strickjacke über das Kleid, welche meine Schultern verdeckten. Niemand sollte sowas sehen.

Meine dunkelblonden Haare ließ ich offen über meine Schultern fallen, sodass Sie ebenfalls diese bedeckten.

Nach kurzer Zeit klopfte schon Jasper an der Tür und öffnete Sie. Er hatte es anscheinend eilig. Wenigstens hatte er sich angekündigt.

Anfangs hätte ich erwartet, dass er irgendwas zu mir sagt, wie es normalerweise Jungs oder Männer immer tun. Doch er gehörte nicht zu den 'normalerweise'.

"Du siehst fremd in einen Kleid aus" war das einzige was er sagte, ehe er mir auch schon den Tagesablauf schilderte.

Als erstes würde es ein Willkommensessen geben, Alpha Carter wird mit den Alphas reden und gemeinsam am Tisch essen. Danach würden die Alphas schauen ob sich ihre Mate unter den Wölfen befindet. Wenn Sie fündig werden gibt es nochmal ein Essen, wo Sie mit ihrer Mate und deren Familie zusammen aßen.

Währenddessen werde ich die ganze Zeit neben Jasper sitzen, welcher wiederum neben Clarisse sitzt und die neben Alpha Carter.

Hörte sich nicht allzu schwer an.

"Und gespannt ob dein Mate unter ihnen ist?" Fragte Jasper, als wir uns dem Essenssaal immer näherten.

"Nein, ich komme sehr gut ohne Mate zurecht" antwortete ich ihm, was nicht gelogen ist. Ich kam viel besser ohne ihn zurecht.

"Ist es nicht der Traum jeder Wölfin ihren Mate zu finden?" Fragte er mich wieder, worauf ich mich weiter anspannte. Denn je mehr ich über Mates nachdachte, desto mehr viel er mir wieder ein. Seine dunklen Augen, der angespannte Kiefer.

"Nicht jeder Traum muss sich erfüllen" gab ich zurück und stellte eine Gegenfrage, bevor er mich noch weiter ausfragen konnte.

"Und hast du deine Mate schon gefunden?" Fragte Ich, worauf ich beobachtete wie er sich ebenfalls nun anspannte und seine Schritte für eine kurze Zeit langsamer wurden. Anscheinend war dieses Thema nicht nur ein wunder Punkt für mich, sondern ebenfalls für ihn.

"Soweit sind wir noch nicht" antwortete er, worauf ich auflachte.

"Achja stimmt, du traust dich ja nichtmals meinen Namen mehr als einmal auszusprechen, Jasper" stichelte ich nach. Was ziemlich daneben ging.
Denn schneller als ich überhaupt reagieren konnte drückte er mich gegen die Wand und knurrte mich tief an. Dabei war es der Ausdruck in seinen Augen, der so voller Wut und Trauer war das ich am liebsten anfangen hätte, zu weinen. Und auf einmal fragte ich mich was Jasper erlebt hatte, dass er sich so benahm.

Als ich mich unter seinem Griff drehen wollte, verrutschte meine Strickjacke um ein paar Millimeter was ihm nicht entgingen. Seine viel zu aufmerksamen Augen hingen wie gefesselt an dieser Stelle.

"Was ist das?" Fragte er, als er meine Strickjacke weiter zur Seite schob und sich die tiefen Narben ansah, welche meinen Körper prägten.

"Kratzer" antwortete ich und nutzte den Moment aus, in welchem er abgelenkt war um mich zu befreien und wegzugehen.

Kontrollier deine Atmung, versuchte ich mir in den Kopf zu rufen. Während sich alles zu drehen began. Fuck fuck fuck.

"Wer hat dir das angetan?" Bohrte er nach, als er mich am Handgelenk festhielt. "War es dein altes Rudel oder dein Mate?"

Mein Blick hing für einen Moment an seiner Hand um mein Handgelenk, ehe ich seinen aufdringlichen Blick stand hielt.

"Soweit sind wir noch nicht, Jasper" wiederholte ich seine Wörter, worauf er mein Handgelenk losließ, als wäre nichts passiert. Auch änderte sich der Ausdruck in seinen Augen, als ich meine Strickjacke wieder über meine Schultern zog.

Jasper war nicht dumm und ich war der festen Überzeugung, dass er sich schon was in seinem Kopf zurecht gebastelt hatte.

"Ich glaube deine Familie wartet auf uns" sagte ich, während wir immer noch im Gang standen und uns nichts anderes zu sagen hatten.

Jasper nickte stumm und ging vor, wie immer folgte ich ihm. Doch diesesmal war irgendwas anders. Was nicht nur an dem Vorfall vor ein paar Minuten lag, sondern an etwas anderen.

Ich spürte meinen Wolf und dies hatte kein gutes Zeichen.

"Du kannst dich nicht wehren, dein Wolf ist stärker. Er wird dich immer bei mir behalten. Wir sind Mates."

Nein, nein, nein.

Nicht jetzt.

Nicht hier.

"Jasper" flüsterte ich zu leise, denn als Jasper im nächsten Moment die Tür aufmachte war es zu spät, er hatte mich gefunden.

Seine leeren, dunklen Augen  die nichts mehr als Hass in sich trugen, bohrten sich in meine. Ein Mundwinkel zog sich hoch und präsentierte mir sein Siegesgrinsen, denn lächeln konnte man das nicht nennen.

Als Jasper merkte, dass ich mich nicht bewegte griff er nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her. Was der nächste Fehler war, denn sein Lächeln verschwand und seine Augen schienen noch dunkler, als Sie schon waren.

Run AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt