Kapitel 22 - Die Zusammenkunft aller Schicksalsstränge

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27. November 2014, U-Bahn-Station Flughafen, Boston, Massachusetts – Nordamerika

„Der Funkkontakt zur Zentrale ist abgerissen", teilte Carlos verdrossen seinem Team mit und straffte wenig später die Schultern. Er musste nun Autorität zeigen und durfte nicht verzagt sein, denn andernfalls würde sich das negativ auf die Moral seines Teams auswirken, die ohnehin schon sehr labil und am Boden war. Als Captain oblag es seiner Pflicht, den anderen Zuversicht zu spenden.

„Was machen wir jetzt?" fragte Sophia, die immer noch betroffen vom Tod ihres Kameraden wirkte und aus deren Stimme die Mutlosigkeit troff. „Wir sind verloren. Genau wie Enrikè."

„Nein, nicht, solange ich Captain dieses Teams bin und noch atme!" widersprach Carlos entschieden, was alle überraschte und imponierte. „Ich lass nicht zu, dass ich noch jemand meiner Leute erschießen muss, geschweige denn, dass irgend so eine verhunzte Missgeburt jemanden von meinem Team tötet. Damit mir das allerdings gelingt, brauch ich weiterhin euer Vertrauen und euren Zusammenhalt, verstanden? Kann ich mich also auf euch verlassen?"

Die Ansprache zeigte Wirksamkeit. Sophia rang sich zu einem Lächeln und selbst Derek Roths Gemüt hatte sich wieder abgekühlt, nachdem sein kurzer, aufbrausender sowie emotionaler Wutanfall verflogen war.

„Gut", kommentierte Oliveira zufrieden die Einstellung seines Teams. Er hoffte inständig nicht zu viel versprochen zu haben, denn er konnte wirklich darauf verzichten, noch jemand seines Teams zu verlieren, insbesondere wenn ihm die Bürde zuteilwurde, denjenigen erschießen zu müssen.

„Denkt daran: Versucht immerzu auf den Kopf zu schießen und lasst euch auf gar keinen Fall von der Angst lähmen. Ich weiß, das alles ist alles andere als einfach, aber wir müssen da nun gemeinsam durch", ermutigte der SWAT-Captain sein Team, das affirmativ nickte.

Sie mussten sich weiter durch die restlichen Abteile der Bahn voran arbeiten. Der gesamte Zug erzitterte urplötzlich beachtlich, weshalb es Carlos und sein Team fast von den Füßen gerissen hätte. Sie fanden an den Stühlen und Stangen Halt und konnten sich so auf den Beinen halten. Das Material der Bahn quietschte laut bei dem Beben.

„Scheiße, was war das?!" wagte Nicolàs Delgado zu fragen.

„Los! Weiter!" spornte Carlos sein Team an, denn er traute sich nicht seine Befürchtungen auszusprechen. Er wollte Delgado keine Antwort auf seine Frage liefern, die der SWAT-Polizist sowieso nicht hören wollte und unnötig die Angst des Teams schnüren würde. Carlos hoffte daher im Moment, dass er sich bezüglich der Antwort irrte oder das Ding ihnen einfach nicht über den Weg lief, das den Zug hatte erbeben lassen.

Erneut wackelte die gesamte Bahn beachtlich, und ein scharfes Heulen hallte dröhnend durch das Tunnelsystem. Sophia, Derek und Nicolàs hielten an und wirkten sehr beunruhigt. Carlos verzog unerfreulich das Gesicht, denn diese Geräuschkulisse behagte ihm gar nicht. Etwas Großes und Gefährliches lauerte dort draußen, und er wollte definitiv keine nähere Bekanntschaft damit machen. Er hoffte, dass das Ungetüm nicht hier hereinkam.

„Das klingt nicht gut...", flüsterte Erik Renner seinem Captain zu, der im Gegensatz zu den anderen drei Kameraden standfest war und nicht eingeschüchtert erschien. Er hatte schließlich den anderen etwas voraus, denn er war genau wie Oliveira mit einer derartigen Situation vertraut. Er wusste also, was ihnen bevorstand.

„Definitiv nicht", stimmte Carlos leise zu.

Erneut erklang das Heulen gefolgt von lautem Poltern und Getrappel als das Biest über die Dächer der Wagons schnellte. Sophia, Derek und Nicolàs kauerten dicht an dicht beieinander und klammerten sich zittrig an ihre Gewehre.

Es rumpelte unmittelbar über ihnen und das Dach verbog sich leicht bei der Masse an Gewicht und Kraft, die auf das Material niederdrückte. Es war direkt über ihnen.

Operation Darkness || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt