Kapitel 25 - Die unerwarteten Wege des Schicksals

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27. November 2014, Wohnung von Rebecca, Chicago, Illinois – Nordamerika

Rebecca saß auf dem Sofa und hielt eine dampfende Tasse Karamellkaffee in Händen. Das warme Porzellan versprühte ein Wohlgefühl und vertrieb zumindest ein wenig den Schock und das Grauen, die noch frisch in den Knochen der Forscherin saßen. Hinzu kam das milde Aroma, das den Gestank von Tod und Verderben aus der Erinnerung tilgte.

Chambers seufzte und warf bedröppelt einen Blick in die Tasse. Sie würde sich wohl nie daran gewöhnen, dass sie derweil in einer Welt lebten, in der sie andauernd wieder mit Bioterrorismus konfrontiert wurden – egal was sie dagegen auch taten.

Sie sah auf und rang sich ein Lächeln ab, als Billy Coen sich neben ihr niederließ. Wenigstens hatte diese ganze Sache ein Gutes, denn sie hatte nach so langer Zeit einen alten Freund wiedergesehen, von dem sie geglaubt hatte, dass sie ihm niemals mehr begegnen würde. Immerhin war der Terror dafür gut – er führte Menschen zusammen.

Er hatte sich kaum verändert, wie sie empfand. Er trug denselben unerschütterlichen Blick in seinen eindringlichen, braunen Augen und seine harten, undurchsichtigen Gesichtszüge waren so eisern wie eh und je. Man sah ihm im Gesicht an, dass er von der Rauheit der Welt geprägt war. Das war Rebecca schon damals nicht entgangen, das Billy stets diesen unzugänglichen, harten Kerl gemimt hatte. Aber in Wahrheit steckte hinter dieser harten Schale ein fürsorglicher Mann, der durchaus Gefühle zeigen konnte, wenn er wollte.

Sein tiefdunkelbraunes Haar trug er immer noch nach hinten gekämmt. An seiner Frisur hatte sich also nichts verändert, ebenso wenig wie an seinem stattlichen Körperbau und dem Tattoo, das sich über seinen gesamten rechten Arm erstreckte.

Rebecca hatte sich oft gefragt, was wohl aus Billy geworden war und wie es ihm so erging – ob er ein neues, freies Leben hatte beginnen können. Sie hatte es sich jedenfalls sehr für ihn gewünscht und stets gebeten, dass er seine Freiheit und seinen wohlverdienten Frieden erlangt hatte, indem er ein neues Leben führen konnte – vollkommend losgelöst von dem alten Ballast, der ihm unverdient aufgelastet worden war.

„Danke für den Kaffee", sagte sie und hob untermalend die Tasse kurz hoch. Sie fühlte sich durchaus schon deutlich besser, auch wenn ihr betrübtes Gesicht noch nicht allzu sehr den Anschein danach weckte. Aber sie freute sich auch ungemein, Billy wiederzusehen – es war bloß schade, dass dieses freudige, unerwartete Wiedersehen mal wieder von Blut und Grausamkeit überschattet worden war.

Kurz warf Chambers ein Blick rüber zu Carlos Oliveira, der am Fenster stand und telefonierte. Er wollte Redfield kontaktieren, um ihn über die aktuelle Lage in Kenntnis zu setzen und ihm mitzuteilen, dass Rebecca vorerst in Sicherheit war.

Rebecca sah wieder zu Billy. Sie wollte nun die Gelegenheit nutzen, ein bisschen mit ihm zu plaudern. Auch das würde sie von den jüngsten Geschehnissen und ihren Sorgen ablenken, bis Carlos mit dem Telefonat fertig war und ihnen mitteilen konnte, wie es Chris, seiner Schwester und den anderen ging.

„Wieso bist du wieder in den Staaten?", eröffnete die Braunhaarige das Gespräch, da Billys Geschichte sie brennend interessierte. Vorher war bloß Zeit für die Kurzfassung gewesen, weswegen sie hoffte, nun die ausführliche Version von ihm erzählt zu bekommen.

„Weißt du, als du mich damals ziehen ließt, da verließ ich Amerika. Ich fing ein neues Leben in Europa an, verschaffte mir eine neue Identität und musste mich erst einmal sortieren. Ich ließ meine Vergangenheit und meinen alten Namen hinter mir und war fortan unter dem Namen Erik Renner bekannt", begann Billy zu erzählen, während Rebecca aufmerksam zuhörte und ab und an an ihrem Kaffee nippte. „Ich hab's zunächst mit kleineren Jobs bei Security-Agenturen probiert. Das ging eine Zeit lang gut, auch wenn der Job nicht sonderlich gut bezahlt war, aber ich konnte einigermaßen gut davon leben. Allerdings gab es irgendwann Ärger und ich verlor den Job, als ich mich mit ein paar Arschlöchern anlegte, die meinten ständig irgendwelche Frauen belästigen zu müssen. Ich hab den einen Krankenhausreif geprügelt – na ja, danach war ich wieder auf der Flucht."

Operation Darkness || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt