| 4 | Damens guter Wille

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damen

Seit einigen Minuten saß ich im geparkten Auto vor Freyas Wohnung, doch es gab ein Problem. Sie war eingeschlafen. Was sollte ich bloß tun?

Ich wollte sie nicht wecken. Hilflos starrte ich sie an, als würde sie mir eine Antwort geben, doch das tat sie nicht. Offensichtlich.

Ihre Unterlippe war leicht hervorgeschoben und ihre puffigen Wangen waren leicht rötlich. Freya war nicht sehr groß.

Abrupt drehte ich den Kopf wieder weg. Was tat ich hier bloß? Ich sollte sie nicht anstarren. Mir blieben zwei Optionen offen.

Entweder ich fuhr zurück nach Hause und ließ sie in einem Gästezimmer schlafen oder ich trug sie in ihre Wohnung.

Wäre es nicht komisch für sie, in einem fremden Haus aufzuwachen? Überfordert drehte ich den Kopf wieder zu ihr und sah auf ihre Tasche.

"Tut mir leid.", murmelte ich, als ich ihre Tasche öffnete und einen Schlüssel suchte. Ich wollte nicht in ihrer Tasche herumschnüffeln, darum sah ich weg und versuchte den Schlüssel zu ertasten.

Erleichtert zog ich einen Schlüssel mit vielen Anhängern aus der Tasche und versuchte irgendwie herauszulesen, in welchen Stock sie lebte.

Ich stieg aus dem Auto und schloss die Tür leise hinter mir. Um zu wissen, wo ich zu hintragen musste, steckte ich den Schlüssel in das Loch und öffnete die Eingangstür.

Nichts verriet mir, an welcher Türnummer sie lebte, da ich ihren Nachnamen nicht kannte. Also verbrachte ich fünf Minuten damit, von Stock zu Stock die Türen auszuprobieren.

Im zweiten Stock ging die Türnummer 13 auf. Ich atmete zufrieden aus und schloss die Tür wieder. Zügig lief ich wieder hinunter und ging auf das Auto stehen.

Ich öffnete meine Tür und lehnte mich über den Sitz, damit ich ihren Gurt öffnen konnte. Dabei war ich ihr so nah, dass meine Haare in ihr Gesicht fielen.

Meine Hände legten sich auf ihre Schultern, um sie von der Tür zu entfernen, sodass sie nicht auf den Boden fiel, wenn ich die Tür aufmachte.

Als das erledigt war, schloss ich meine Tür und lief um das Auto herum. Freya schlief immer noch. Ich entschuldigte mich nochmal bei ihr, bevor ich einen Arm unter ihr Knie und den anderen unter ihren Rücken schlang.

So tonlos wie möglich hob ich sie hoch und riss die Augen auf, als sie ihr Gesicht an meine Brust schmiegte. Warum brachte sie mich so sehr aus dem Konzept?

Sie behandelte mich anders als andere Menschen. Sie redete, obwohl ich nichts sagte. Sie sprach mit mir. Mit mir. Sie hatte sogar gemerkt, dass ich es nicht mochte, angestarrt zu werden.

Ich hätte ihr gerne gesagt, dass ich den Abend gemocht hatte.

Mit eiligen Schritten ging ich zur Tür, da es ein wenig kühl war. Mit der Hand unter den Knien öffnete ich die Tür und stieß sie auf.

Freya schlummerte seelenruhig, während ich die Treppen hinaufging. Ich hoffte, dass sie es mir nicht übel nahm, wenn ich in ihre Wohnung trat.

Beim zweiten Stock angekommen, sperrte ich die Tür auf und lief in die dunkle Wohnung. Ich schaltete das Licht ein und legte Freya auf das Sofa im Wohnzimmer.

Vorsichtig zog ich ihre Schuhe aus und versuchte so wenig wie möglich die Wohnung anzusehen. Ich striff mir meine Schuhe ebenfalls von den Füßen und legte beide Paare ordentlich neben die Tür.

Erneut hob ich Freya hoch und trug sie in ein dunkles Schlafzimmer. Sie wurde sanft ins Bett gelegt und ich knipste das Nachtlicht an.

Grübelnd starrte ich in ihr Gesicht. Ich wollte so schnell wie möglich gehen, doch ich blieb noch stehen. Ich suchte nach einem Badezimmer und fand die Abschminktücher auf der Waschmaschine.

Ich sollte wirklich gehen.

Sie war noch geschminkt, ich musste ihr irgendwie helfen. Zwar hatte ich keine Ahnung wie, doch ich holte ein Tuch heraus und wischte damit über ihre Wange.

Es funktionierte. Mittlerweile war mir bewusst, dass Freya einen tiefen Schlaf hatte. Sie bewegte sich nicht einmal.

Sorgfältig rieb ich über ihre Augen und musterte ihr Gesicht. Sie hatte Sommersprossen im Gesicht.

Mit schnellen Schritten lief ich zurück ins Bad und legte die Packung wieder auf die Waschmaschine. Die Tücher schmiss ich in den Mülleimer.

Um ein letztes Mal zu checken, ob alles in Ordnung war, ging ich in ihr Zimmer und realisierte, dass sie immer noch die M&M's in der Hand hielt.

Ich versuchte es aus ihrer Hand zu nehmen, doch sie drehte sich urplötzlich um und die Schokobälle fielen alle auf ihr Bett. Sie hatte sich so über die Schokolade gefreut.

Ich sammelte alle Schokoladen ein und legte sie zurück in die Verpackung. Ich würde ihr eine neue Packung kaufen und beim Tierheim geben.

Auf einen Zettel schrieb ich, dass die Schokobälle auf dem Bett lagen und ich mir nicht sicher war, ob sie sie noch essen wollte. Mit der Packung legte ich es auf ihren Nachttisch und schaltete das Nachtlicht aus.

Ich huschte aus ihrem Zimmer und zog mir meine Schuhe ein. Ich war viel länger da, als ich geplant hatte. Ihre Schuhe stellte ich in den Schuhschrank und machte die Haustür auf.

Bevor ich ging, schaltete ich das Licht aus und blieb dann vor der Tür stehen. War das komisch? Hätte ich sie einfach aufwecken sollen?

Ich fuhr mir über mein Gesicht und verschwand so schnell wie möglich. In meinem Auto atmete ich laut aus und legte den Kopf auf das Lenkrad. Oh man.

Der Weg zurück nach Hause verlief still, was bloß mich und meine Gedanken alleine ließ. Nicht gut. Definitiv nicht gut. Sie hielt mich bestimmt für einen Freak.

Nach zehn Minuten kam ich Zuhause an und wollte nur in mein Zimmer und lernen. Ich musste mehr lernen. Mein Plan ging den Bach unter, als ich aus der Garage kam und alle im Wohnzimmer auf mich warteten.

Sofort drehte ich mich um und wollte verschwinden, aber Hunter und Kayleen schoben mich zurück. "Ich muss lernen.", sagte ich, da es teilweise der Wahrheit entsprach.

"Damen, du hast uns einiges zu erzählen." Jupiter schmunzelte und ich wurde auf das Sofa gedrückt. Ich wich allen Blicken aus und presste die Lippen aufeinander.

"Erzähl." "Es gibt nichts zu erzählen.", warf ich mürrisch ein. Freya und ich kannten uns nicht einmal. "Du gibst niemandem deine M&M's.", sagte Alec vielsagend.

"Sie hat traurig geschaut.", murmelte ich. Alec schwieg, grinste in sich hinein. "Du bist so ein aufmerksamer Mensch, Damen.", quietschte Kayleen und schlug mir sanft gegen die Schulter.

Aufmerksam?

Ich drehte mein Gesicht weg und wippte mit dem Bein. "Er ist erwachsen, lasst ihn machen, was er will."

Mit diesen Worten erhob ich mich. "Alec, das war deine Idee-" "Halt den Mund, Kayleen." Kayleen schnappte empört nach Luft.

Ich verschanzte mich in meinem Zimmer und lenkte mich mit lernen ab. So gut es ging.

Freya.

Sie machte mich neugierig.

Sie machte mich neugierig

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Before I Loved YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt