Sicht Leif:
Ich erwidere nichts, sehe ihn nur an. Abschätzend, wütend. Vor Abscheu. Den ich noch nach Jahren für ihn empfinde. In seinen stumpfen, braunen Augen sehe ich keine Reue, keine Freude, nicht, was auch nur den Hauch von Schuld zeigt. Er ist ein gewissenloser Mann, immer noch derselbe Mann, den ich verlassen habe, als ich vor Jahren mein Stipendium bekam.
"Du hast dich gar nicht geändert", bringe ich angewidert von ihn hervor.
"Und du hast dich sehr verändert, Junge. Du bist jetzt sehr reich und erfolgreich, wie ich an deine Kleidung erkenne und nun hast du sogar eine Freundin." Er leckt sich lüsternd über die Lippen. "Geiles Luder, was du da hast, wirklich. Bei der würde ich jetzt am liebsten-"
"Schnauze, du verdammtes Aas", brülle ich ihn an und hole aus.
Aber mein Arm wird festgehalten und ich werde zurückgezogen. "Loslassen!", schreie ich an denjenigen gewandt, der mich davon abgehalten hat, meinen Vater eine in die Fresse zu hauen. Mike hält mich eisern fest, sieht mich mit seinen dunklen Augen ernst und streng an.
"Zügle deine Wut, Leif, gerade kann Dana das nicht gebrauchen."
Schnaufend versuche ich zu Ruhe zu kommen, mein Brustkorb hebt und senkt sich bei dem Atemzug, den ich mache. Es dauert etwas, bis ich wieder ruhiger werde.
Wir schauen zu die Polizisten, die mich zuerst angefressen ansehen, weil ich mich nicht in den Griff gehalten habe, dann dankend zu Mike, der mich davon abgehalten hat, eine Fehler zu begehen, bevor sie meinen Vater abführen und ihn aus dem Gebäude befördern.
"Ich werde dafür sorgen, dass er Hausverbot bekommt", höre ich Mike sagen und drehe mich zu ihn um.
"Wie kommt es, dass er hier ist?", verlange ich zu wissen und sehe ihn wütend an.
"Er ist meist immer Samstags oder Sonntags hier und jedes mal, wenn er ein Glas zu viel hatte, werfe ich ihn raus, ansonsten ist er in andere Kneipen und Pubs, heißt es laut seine Worten."
"Hat er sich das ganze Zeug hier eigentlich leisten können?" Es hätte mich nicht gewundert, wenn er nicht mal genügend Geld hätte, um überhaupt ein halbes Gläschen zu zahlen.
"Meist ja, nur heute hat er nicht bezahlt, aber nachdem, was heute passiert ist und was ich erlebt habe", ich höre erneut seine Abscheu und wie er das Gesicht angewidert verzieht, "da wäre es mir lieber, wenn er komplett verschwindet und er sich nicht mehr wieder hier blicken lässt." Sein Ton trieft vor Wut, Abscheu und Selbsthass. Warte mal, Selbsthass?
Ich ziehe eine Braue in die Höhe. Gucke auf seine Hände, die sich zu Fäuste ballen. Scheiße, kennt er das?
"Ja, das wäre wirklich besser", stimme ich ihn nur zu, statt ihn zu fragen, ob er es kenne. Oder ob er jemanden kennt, die dasselbe durchgemacht hat wie Dana.
"Weißt du genaueres über ihn?", werde ich unerwartet gefragt und ich blicke beschämt zu Boden.
"Also ja."
Es ist beschämend, darüber zu reden. "Dieser Typ war mein Vater."
"Dein Vater!", fragt er fassungslos, starrt mit geweiteten Augen entsetzt an.
"Mehr musst du nicht wissen, außer eines: Ich bin aufs College gegangen, damit ich von ihm weg konnte."
Statt dass Mike mich mit einem angeekelten oder wütenden Blick ansieht, sieht er mich stattdessen mitleidig an. "Er war sicher nie der Vater, den du dir gewünscht hast, richtig?", fragt er leise und mit ruhiger Stimme, woraufhin ich nur langsam nicke.
"Ich habe mir nur gewünscht, dass er sich, während ich anfing ein besseres Leben zu führen, zum Besseren ändert, aber er hat mir in dieser Minute das genaue Gegenteil bewiesen. Er wird sich niemals ändern."
DU LIEST GERADE
Passion in Summer
RomanceBand 1 der New York Love Reihe Dana Samson. Jung, hübsch, erst 22, sieht sich nicht als attraktiv und begehrenswert. Ihre Freundin überredet sie, ein Fotoshooting zu machen, damit sie erkennt, wie schön sie wirklich ist. Noch am selben Tag kommt der...