Kapitel 29

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Sicht Leif:

Also, der Abend ist einer, die ich nie geglaubt habe zu erleben. Ich sitze hier auf der Couch im dunklen Wohnzimmer, gucke mir um 01:34 noch ein Horrorfilm an und genieße die Nähe einer jungen Frau, dessen Kopf auf mein Bein liegt, das sie als Kopfkissen benutzt. Dana liegt halb neben mir, halb auf mir, guckt den Film an und lässt sich von mir immerzu das Haar streicheln. Meine Finger fahren ihr übers weiche, lockige Haar, das silbrig durch den Fernseher wirkt und wie der Mond scheint. Ich linse zu ihr runter. Sie sieht so müde aus, aber auch zugleich so wunderschön und verzaubert. Abgelenkt vom Film bemerkt sie nicht, wie ich sie ansehe und betrachte. Ihre Augen zucken bei jedem Schreckensschrei, der erschallt, verengen sich, wenn was Übles geschieht oder ihr Atem geht stockend, wenn sie sich erschreckt. Manchmal zuckt sie sogar zusammen. Sanft streichle ich ihr über die Schulter, mein Daumen reibt über ihre weiche, glatte Haut und beruhigt sie.

"Willst du noch weitergucken?", frage ich sie leise, um nicht den Film zu übertönen.

"Noch ein wenig", gähnt sie leise und schaut weiter. Ihre Augen blinzeln mehrmals vor Müdigkeit und werden bei jedem Blinzeln immer schwerer, bis sie ihr fast zufallen.

"Wenn du meinst, aber sag bescheid, wenn du dich Schlafen legen willst."

"Hm hm", brummt sie nur leise, was sich so süß anhört und gucken den Film weiter.

Mein Handy brummt und ich schaue kurz nach. Ein Glück, dass ich ihn auf Stumm geschalte habe.

Wie geht es Dana? Ich hoffe besser. Stacy

Es ist süß zu wissen, dass sie sich Sorgen um ihre Freundin macht. Ich blicke zu Dana runter, die weiter auf den Film starrt. Schnell tippe ich ihr eine Antwort, sage ihr, dass es Dana gut geht und schläft. Obwohl Letzteres nur zur Hälfte stimmt.

Da fällt mir gerade ein, hab ich noch eine zweite Zahnbürste?

Nachdenklich runzle ich die Stirn. Ich glaube nein, aber ich kann ja nochmal nachschauen später,. Wenn ich keine habe, kann ich ihr meine leihen.

Wir kommen zum Ende des Film an und als der Abspann läuft, schalte ich sofort den Fernseher aus und die Lampe an. Die Augen tun weh, weil wir uns wieder an das helle, weißgoldene Licht gewöhnen müssen. Es blendet so und muss mehrmals blinzeln.

"So, Dana", fange ich an und hebe ihren Kopf leicht an. "Zeit fürs Bett."

Sie gähnte herzlich und streckt sich. Dana sieht so süß aus mit ausgestreckte Arme und nach hinten gelegten Kopf. "Okay. Haben wir ein Gästezimmer?"

Ich sehe sie verwirrt an. "Bitte was?"

"Hast du ein Gästezimmer, was ich nutzen kann für heute Nacht?", fragt sie nochmal und zwischen meine Augenbrauen bildet sich ein kleines Fältchen. 

"Ich hab kein Gästezimmer. Ich lade niemanden zu mir ein", sage ich. Nie habe ich jemanden zu mir eingeladen, egal ob es einer meiner Kollegen war oder eine Frau für nur eine Nacht. Ich kam immer zu denen, nie aber lud ich jemanden zu mir ein.

Wow, was für eine Premiere für mich.

"Echt?", klingt Dana erstaunt und vollkommen überrascht.

"Nie. Du bist die Ausnahme, nur dass ich nicht darauf vorbereitet bin, dass jemand bei mir übernachten tut. Und mit dir habe ich nun wirklich nicht gerechnet."

Sie atmet leise auf. "Das kann ich mir vorstellen."

"Du kannst dich zuerst fertig machen, meinetwegen sogar die Zahnbürste nutzen."

"Die Zahnbürste!", ruft sie überrumpelt. Und ihre Wangen röten sich. Wie niedlich.

"Zuerst mal gucke ich, ob ich eine zweite habe, wenn ja, kannst du die gerne nutzen", sage ich und gehe ins Bad. Das Bad hat alles, doch ob sie auch eine zweite Zahnbürste hat, wird sich erst noch zeigen. Ich gucke in die Regale, im Spiegelschrank und finde untern Waschbecken noch eine, die ich für sie auspacke und ihn ein Becher stelle.

Passion in SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt