"Meinst du, wir können das Schloss irgendwie von drinnen öffnen?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Das Schloss ist kein Problem. Die Tür ist von außen verbarrikadiert. Mit einem Besen oder mit einem Stuhl oder so."
Eine Weile lang versuchten Lucas und ich gemeinsam einen Plan zu schmieden, doch jeder einzelne scheiterte daran, dass wir dabei die verängstigten Besucher um uns herum gefährdet hätten. Also saßen wir einfach nur da und warteten. Ich konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann polterte es hinter der Tür. Ich schreckte auf.
"Bleib sitzen", zischte ich Lucas zu, doch der war bereits aufgestanden und zur Tür geschnellt. Mit dem Rücken drückte er sich daneben gegen die Wand und horchte. Dann drückte er vorsichtig die Klinge runter. Die Tür öffnete sich. Mit einem mal war auch ich hellwach. Ich stürzte hinter Lucas durch die Tür. Fast stolperte ich über den Stuhl, der noch vor ein paar Sekunden die Tür blockiert hatte. Im Gang war niemand zu sehen. Ich warf ein Blick zurück in die Abstellkammer. Gut zwanzig verheulte und verängstigte Gesichter sahen mir entgegen.
"Euch wird nichts passieren", sagte ich. "Wir holen Hilfe." Dann zog die Tür zu und schob den Stuhl wieder an seine Position. Lucas sah mich verwirrt an.
"Was?"
Doch er schüttelte nur den Kopf und zog seine Waffe. Ich tat es ihm nach.
"Plan?", flüsterte ich, als wir die Treppe hinaufschlichen.
Lucas zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Wir brauchen das Schwert und müssen dann raus. Wie auch immer wir das hinbekommen."
Mir fiel auch nichts besseres ein. Also hielt ich den Mund und folgte Lucas durch die Ausstellung. Wenn man uns in diesem Moment beobachtet hätte, würde man sicherlich erkennen, wer von uns beiden Polizist war und wer nicht. Während wir uns durch das Labyrinth an Räumen bewegten, hatte er zu jedem Zeitpunkt seine Umgebung im Blick, betrat nie einen Raum ohne vorher um die Ecke gespäht zu haben und bewegte sich fast lautlos vorwärts. Ich hingegen sah im Vergleich dazu vermutlich recht unbeholfen aus, auch wenn ich mir Mühe gab, seine Bewegungen nachzuahmen.
Ich war so darauf konzentriert, keine Geräusche zu machen, dass ich es noch nicht einmal bemerkte als Luca stehen blieb. Ich keuchte leise als ich in ihn hinein lief.
"War das alles?", ertönte eine Stimme aus dem Raum neben uns.
Ich ging hinter Lucas in die Hocke.
"Sollte."
"Und unten?"
"Unten ist immer noch zu."
"Sehr gut. Dann verschwinden wir jetzt und rufen anonym die Polizei, damit sie die Idioten da freilassen können."
"Wir müssen was machen", flüsterte ich Lucas panisch zu. "Wir können sie nicht gehen lassen. Dann ist das Schwert weg. Für immer."
"Das ist fünf gegen zwei wenn ich nicht noch wen übersehen habe. Wie willst du-"
Doch bevor Lucas seinen Satz beenden konnte nahm ich all meinen Mut zusammen und machte einen großen Schritt nach vorne. Im selben Moment, in dem Max und mein Blick sich trafen zischten auch schon Kugeln an mir vorbei. Doch wie durch ein Wunder traf keine davon mich. Max hob die Hand und es wurde ruhig. Wie versteinert stand ich im Türrahmen.
"Na wen haben wir denn da?" Sein überhebliches Lachen ließ es mir kalt den Rücken runterlaufen. Doch dann wurde seine Miene ernst. Fast glaubte ich, Betroffenheit darin zu erkennen.
Mit ein paar wirren Handbewegungen brachte Max die vier Männer dazu, die Waffen zu senken und an mir vorbei zum Ausgang zu gehen. Aus der Ferne hörte ich, wie die Eingangstür hinter ihnen zu schlug. Nun standen nur noch ich und Max uns gegenüber. In einer Hand hielt er das Schwert, in der anderen seine Pistole. Doch anstatt sie auf mich zu richten sicherte er sie und steckte sie weg.
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Etenia
AdventureArin ist gerade einmal 19, als ihr Leben ein plötzliches Ende findet. Sie erwacht an einem wundersamen Ort, ohne Erinnerung an ihren Tod. Gemeinsam mit anderen kürzlich Verstorbenen soll sie nun ihren Tod verarbeiten und sich von ihrem Verlangen nac...