Dein Auftrag erwartet dich.

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Es ist wieder einer dieser grauen Tage, an denen man am liebsten sich selbst eine Kugel in den Kopf jagen würde. Langweilig und trist, nichts gibt es zu tun, gar nichts! Ich saß auf dem durch gesessenen schwarzen Bürostuhl wie fast jeden Tag, wenn ich hier war, meine HK 4 Handfeuerwaffe, ein Import aus Deutschland, lag auf dem Staubigen alten dunkelbraunen Eichen Schreibtisch vor mir, etliche alte Bilder und vergilbte Zettel lagen quer zerstreut darauf.

Gesichter waren auf den Bildern, alles Gesichter, die ich auf dem Gewissen habe und Gesichter die ich noch nicht gefunden habe. Ich kannte sie nicht, ich kenne sie nie, ich hatte nur den Auftrag sie zu töten. Auch habe ich kein schlechtes Gewissen, es lässt es nicht zu. Es? Ja es, mein Halsband, es lässt mich Gnadenlos sein, ob ich es will oder nicht. Ich könnte jederzeit von meinen Bossen ausgeschaltet werden, aber sie brauchen mich, ich bin die Einzige die noch Funktionstüchtig ist. Die Einzige die weitere Jobs erledigen kann, die Einzige aus dem Distrikt die noch lebt. Ob ich wirklich lebe? Was der Mensch darunter definiert bestimmt nicht, aber ich existiere und habe nun mehr Freiheiten, als vorher... Vorher? Bevor das alles hier passiert ist, als alle Menschen noch normal lebten. Es ist nicht mehr so wie damals, ich kann nun frei handeln, seid knapp sechs Monaten, kann ich das. Es ist schwer einem Menschen zu erklären wie dieses Gefühl ist, du kannst es jeden Tag, ich konnte es nie.

Ich starrte durch die verdreckte Scheibe und beobachtete die verfaulten Menschenfresser auf der zerstörten Strasse, sie hätten damals alle mein Ziel sein können. Doch sie sind ja schon Tod, infiziert mit dem Virus, das die ganze Welt nun beherrscht, doch es gibt noch viele Lebende Seelen auf die es meine Bosse abgesehen haben. Sie beobachteten sie, sie wussten wo sie waren, sie wussten dass ihre Opfer noch lebten, meistens. Vielleicht haben sie etwas Falsch gemacht, vielleicht hatten sie noch Schulden gemacht, bevor das hier alles passierte. Doch mit Geld ist nun nichts mehr zu bezahlen, nur das Leben ist noch Wertvoll und das wollen meine Bosse, nicht mehr und nicht weniger.

Für wen ich Arbeite? Für viele, Mafia, Organisationen und manchmal für den Staat, auch für Privat Personen, aber speziell eigentlich nur für eine Organisation: Kalimero Corporation. Was, wie und warum, war mir schon immer egal, deswegen bekam ich viele Aufträge, ich fragte nie nach, was der Totgeweihte verbrochen hatte. Es war mir Scheißegal, sicher war ich so konzipiert. Oder einfacher ausgedrückt, ich wurde so gemacht... erschaffen oder hergestellt, nenne es wie du willst. Ich bin kein Mensch und das weiß ich, ich arbeite noch immer für meine Bosse, es kommen nicht mehr viele Aufträge, manchmal übernehme ich welche von Überlebenden. Ihre Streitigkeiten sind mir egal, ich zerstöre das Leben und bekomme im Gegenzug Waffen und Essen. Das ist rar geworden, bis auf Wasser, das schöpfte ich täglich aus dem Brunnen hinter dem Haus.

Kaum war dieser Gedanke zu ende gedacht, knackte es aus meinem Halsband, erst rauschte es und dann sprach ganz deutlich eine Stimme zu mir. Sie drang in meinem Kopf und vernebelte mich kurz, doch ich besann mich schnell und konnte die Stimme nun klar und deutlich hören.

„Der nächste Auftrag ist da, 43, du wirst sehr weit weg sein. Deck dich gut mit Nahrung ein, es wird eine weite Reise werden. Du sollst ihn leiden lassen, spiel mit ihnen, es sind zwei. Um genau zu sein sogar Brüder. Merle und Daryl Dixon. Die Bilder sind bereits in dem Auto Ecke Neunte." Schnarrte mir durch meinen Kopf, ich hasste es wenn sie mir so Befehle gaben, wozu hatte ich das Handy von denen bekommen? Ja es funktioniert noch und auch Strom hat mein Haus auch. Eine kleine Solarplatte, gekoppelt an einem Akku, so hatte ich auch unterwegs ein stets bereites Handy.

Klar funktionieren alle Netze nicht mehr, die Server sind ja auch Tod, nur einer nicht, einer wird immer existieren, solange die Kalimero Corp noch funktioniert. Und so wie ich diese Organisation schon kenne, wird sie das ewig tun. Sicher noch länger, als jeder Einzelne Freie Mensch auf dieser Erde, von dort aus wird die Welt irgendwann wieder aufgebaut, so sagen sie, selbst ich war fest davon überzeugt.

Ich hatte ja nun meinen Auftrag, ich sollte los, ich hatte ja noch keine Ahnung wo es sein sollte. Rasch packte ich mir zwei Rucksäcke voll mit Vakuum verpacktes Essen Brot, Fleisch, Gemüse alles Mögliche, es war leichter als Konserven mitzuschleppen und vor allem nicht so laut, auch schnappte ich mir die Bilder von meinen Aufträgen, die ich noch nicht erledigen konnte. Einige waren halt nicht aufzufinden und hatten auch nicht so große Priorität. Alle Zeit der Welt lag mir zu Füßen, Hauptsache ich mache meinen Job. Er ist nicht mehr ganz so einfach wie damals, aber manchmal einfach, zu einfach. Es gibt leichtgläubige Menschen, die mich sofort in ihre Gruppe aufnahmen und ich dann meinem Opfer sehr nahe war, meistens in der Ersten Nacht konnte ich meine dürstende Klinge mit Blut tränken.

Mich schauerte es kurz, dieses kribbelnde Gefühl, wenn man ihre sterbenden Augen schaut, wie der letzte helle Funken Leben aus ihnen weicht. Soviel Macht und Kontrolle ein Leben zu beenden, es machte mir sogar spaß, manchmal. Aber manchmal war es auch schlimm, wenn sie sich gewehrt haben und einfach nicht sterben wollten. Und man immer wieder auf sie einschlagen musste...

Gedanken versunken schlenderte ich durch das verlassene Haus, es war sehr groß, aber war vollkommen geschützt, es hatte Chimären auf dem Dach und ähnelte einem Block mit hohen Fenstern, von außen wirkte es wie ein grusel Schloss, doch drinnen war es warm und gemütlich. Es hätte genug Platz für mindestens 40 Menschen, aber ich mochte sie nicht in meiner Nähe. Bevor ich mich an sie gewöhnen könnte, müssten auch sie sicherlich qualvoll sterben. Und ich werde nie für irgendjemanden mein Leben geben. Es ist das Einzige was wirklich mir gehört, eigentlich.

Bis zur Ecke Neunte war es nicht weit, ich fragte mich manchmal, warum sie ihren Scheiß nicht alleine machen, wenn sie schon hier in der Nähe waren? Aber ich konnte keine Fragen stellen, ich würde von ihnen ausgeschaltet werden und neu Konfiguriert werden. Sodass ich keine freien Gedanken mehr habe, also hielt ich meine Klappe und tue was sie sagen. Sie verpflegen mich ja auch ab und zu mit Waffen und allem drum und dran.

Als ich durch den breiten Flur ging, und meine schwarzen Leder Boots stampfend auf den kalten Stein Boden trafen, hallte es an den hohen aschgrauen Marmorwänden wieder. Sie waren recht düster und mit alten und sicherlich wertvollen Gemälden behangen, aber aus diesem angeblichen Luxus machte ich mir nichts. Ich stellte einen dunkelgrünen Rucksack vor die Tür und zog mir meinen Mantel an, es war Mitte Frühjahr, also noch recht kühl draußen. Es war ein bequemer, grüner Parker mit einer großen Kapuze mit buschigem weißem Fell.

„Ace! Ace, komm es geht wieder los!" Rief ich und es hallte meine Stimme noch weiter, die Teppich getackerten Treppen hoch und verhallte dann immer leiser in den vielen Gängen. Doch ich konnte die kratzenden Schritte schon hören. Er hörte wirklich sehr gut auf seinen Namen, manchmal verstand er sogar Befehle, wenn er denn wollte. Ein sehr eigensinniges Wesen, muss man schon sagen! Aber gerade deswegen mochte ich ihn, es gab sonst nichts was ich mochte.

Und da kam er schon die Treppe runter gesprungen und rannte schnell auf mich zu. Was Ace war? Ein Frettchen, mein Frettchen, er sprang hoch und landete auf meinen Arm, sein kleiner Kopf schmiegte sich an meinen Hals und er rieb sich etwas an meiner Schulter, er mochte seine schmuse Einheiten. Ich kraulte ihm den Kopf und strich sein schwarzes Fell glatt, seine Nase war weiß und er hatte weiße Puschel an den Ohren, ebenso auch seine Pfötchen waren weiß. Er krabbelte auf meine Schulter und versteckte sich in der Kapuze. Ich nahm den Anderen Rucksack hoch und trug den Anderen auf den Rücken und machte mich auf den Weg.

Klar könnte jemand in das Haus eindringen und sich dort breit machen, aber davor hatte ich keine Angst, ich würde sie sofort unschädlich machen, wenn sie mir mein Haus nicht freiwillig zurück geben würden. Es gibt genug da drinnen, dass sie wahnsinnig werden würden. Leichtgläubige Menschen würden sagen es spuckt. Ich lache über diese Theorie! Rund um das graue Block Haus war ein hoher Eisenzaun, früher war das alles hier Denkmal geschützt, also mehr als gesichert.

Aber ihr wollt weder die Geschichte des Hauses hören, weder die Story, wie ich zu Ace kam. Ihr wollt hören ob ich meine Opfer bekam? Dann hört mir gut zu:

The Walking Dead - World's EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt