Selbstlos

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Es dauerte eine Weile, bis die beiden eingeschlafen waren, doch endlich hörte man sie gleichmäßig atmen. Ich schmiss die Decke von mir und stand leise auf, die Dielen unter meinen Füßen knarrten leise, doch das störte die Schlafenden nicht.

Ich nahm meinen Parker und schnappte mir Ace, der auf der Couch schlief, ich hielt ihn fest vor mir und ging nochmals zu dem Baby, der Sichelmond schien auf sie, durch das staubige Fenster und erhellte, die schon helle Haut noch mehr, sie schlief Seelenruhig. Leise seufzte ich und verließ das Haus durch die Hintertür, fest verschloss ich sie wieder, es sollte ja keiner dieser Fresser, oder Beißer dort rein gelangen.

Beißer, das Wort gefiel mir, es passte ja auch! Zügig ging ich durch den Wald, zurück zu meinem Auto, doch noch bevor ich es erreichte, sah ich etwas dunkles sich durch den Wald bewegen, der Wind frischte auf und wehte in meine Richtung, sofort hielt ich mir den Arm vor die Nase, denn der verfaulende Geruch trieb mir in meine Nase, es war zum Würgen!

Ich setzte Ace auf meine Schulter, nur schwer konnte er sich festhalten, er war zu verschlafen. Wurde dadurch aber hellwach und fiepste leise, schnell suchte ich in den Taschen nach dem Nachtsicht Feldstecher und fand ihn auch. Einige Knöpfe mussten gedrückt werden, bevor aus dem Fernglas ein Nachtsichtgerät wurde. Es war soweit, ein leises Piepsen signalisierte, zum Einsatz bereit. Ich schaute hindurch in den Wald. Sofort sah ich hunderte wandelnde Leichen, es ging noch eine ganze Strecke den Wald hinauf, sie steuerten direkt auf das Haus zu.

Es sollte mir egal sein, aber... das war es nicht! Das Baby... Nein! Du gehst nicht zurück und hilfst ihnen! Warum auch? Warum sollte ich das tun? Ich habe einen Auftrag, also erledige ihn! Schrie ich mich in Gedanken an, doch etwas in mir sagte, das sie schlafen und es nicht hören werden wenn sie kommen und wenn sie es tun, sind sie bereits umzingelt.

„Fuck!" Fluchte ich leise, steckte das Fernglas weg und rannte los, Ace hatte Mühe sich festzuhalten. Was tute ich hier überhaupt? Das ist nicht meine Angelegenheit! Aber nun wurde es zu meiner...

Ich lief immer schneller zurück zu dem Haus, die ersten waren schon in der Nähe, schnell stürmte ich zur Hintertür, die als erstes nicht wieder aufgehen wollte, wieder rein und stürzte mich auf Carol und Tyreese und schüttelte beide durch.

„Aufstehen! Schnell! Und seid leise! Hunderte Leichen umzingeln grade das Haus!" Flüsterte ich aufgeregt. Carol riss die Augen auf und hatte schon ihr Messer in der Hand, Tyreese schien verwirrt zu sein und schaute mich wieder so merkwürdig an.

„Woher?" Wollte er gerade fragen, bis es an der Tür polterte, ich ging hin und schaute durch den Türspion, scheiße! Mehrere Leichen standen vor der Tür, Ace auf meiner Schulter wurde unruhiger und fauchte ab und zu. Ich entfernte mich von der Tür und stellte mich neben den Sessel, auf dem Tyreese noch immer saß. Leise atmete ich tief durch, die Türen scheinen zu halten.

„Du warst draußen." Stellte er fest, sicher strahlte ich eine gewisse kälte noch von draußen aus. Ich nickte nur und blieb ruhig und leise, doch dann begann Judith leise zu quengeln, Tyreese blickte auf und nahm sie auf den Arm und versuchte sie sofort zu beruhigen. Doch es half nichts, sie schrie plötzlich wie am Spieß und sämtliche Beißer wurden auf uns aufmerksam, das Stöhnen wurde lauter und das kratzen ihrer Fingernägeln an dem Holz machten mich wahnsinnig! Man hörte es knarren und knacken, man spürte ihre Fleisches Lust förmlich.

Plötzlich knackte es bedenklich von der vorderen Tür, sofort wusste ich, dass sie nicht lange halten wird. Hilfesuchend sah ich zu Carol, sie stand Kampfbereit neben mir. Mutig von ihr, aber sie wusste ja nicht, wie viele dort draußen auf uns warteten, auf ihre Portion Frischfleisch. Wie sie nur darauf warten, ihre fauligen Zähne in das Menschenfleisch zu hauen und sich den berstenden Magen vollzustopfen! Dann musste ich sie mitnehmen, für das Baby.

„Scheiße, wir müssen hier raus! Los folgt mir!" Sagte ich streng, noch immer weinte das Kind und er versuchte es zu beruhigen.

„Carol, komm!" Sagte ich eindringlich, sie zögerte erst, doch dann folgte sie mir. Hinter uns lief Tyreese mit dem Baby auf dem Arm. Sie weinte unaufhörlich weiter, doch an der Hintertür angekommen, stieß ich sie auf und sah dass sie uns bereits eingekesselt hatten. Ich zog zwei meiner Schnellfeuerwaffen und schoss uns einen Weg frei. Immer weiter führte ich die kleine Gruppe zu meinem Auto und immer mehr schoss ich auf diese Leichen.

„Es sind zu viele!" Schrie Tyreese, ich sah nach hinten, er war etwas zurückgeblieben und drohte nun eigekesselt zu werden.

„Carol! Lauf weiter geradeaus! Bleib beim Auto!" Schrie ich sie an, doch sie wollte nicht und schoss weiter, ich eilte zu Tyreese und dem Baby und schoss ihnen den Weg frei. Schnappte mir seinen Arm und zog ihn vorwärts. Ich suchte im halbdunkeln nach Carol, fand sie aber nicht mehr, diese Beißer wurden einfach immer mehr! Mein Herz rate immer mehr, so viele und so nahe war ich denen noch nie!

Ich versuchte uns den Weg frei zu schießen und bemerkte nicht das sie von hinten immer dichter zusammen kamen, doch dann passierte das, was nicht passieren durfte. Tyreese fiel hin und Judith fiel ihm aus den Armen in den Dreck, sie schrie noch lauter und schon ließ sich eines dieser Dinger auf ihn fallen und biss ihm in den Hals. Das Blut spritzte aus ihm stoßweise hinaus und sein Schrei übertönte selbst das elende Grollen der Beißer und verhallte erst Minuten später im tiefen Wald.

Er schrie und das Baby schrie laut, ich konnte ihm nicht mehr helfen, für ihn war es einfach zu spät. Ich schnappte mir das Baby und wollte los laufen, als Tyreese die Hand nach meinem Fuß ausstreckte, festhielt und mich anschrie.

„Bring sie zu Rick! Ihrem Vater!" Schrie er bis er nicht mehr konnte, mein Bein los lies und ich lief weiter. Ich lief so schnell ich konnte, mit dem Baby auf dem Arm, was mir in mein Ohr schrie und Ace auf der Anderen Seit ständig fauchte.

„CAROL!" Schrie ich, doch ich sah sie nicht und fand sie auch nicht mehr und mein Auto war schon in Sichtweite. Keuchend huschte ich nun zwischen den Beißern her und schoss nur noch selten, es war zu laut für das Baby.

Ich kam am Auto an und strich schnell mit dem Handgelenk über die Frontscheibe, trat einen Beißer von der Tür weg und stieg ein. Noch immer weinte die Kleine auf meinem Arm. Ich strich ihr über ihre Haare, doch sie beruhigte sich nicht wirklich.

„Ssschhh..." Sagte ich leise, doch es wurde von dem Keuchen und Gestöhne von draußen übertönt, so würde sie sich nie beruhigen! Das Auto wurde mittlerweile stark hin und her gschaukelt. Ich schob meine Rucksäcke von dem Beifahrersitz, die in den Fußraum rutschten und legte sie auf den Sitz. Startete den Motor und fuhr holpernd durch die graue Masse, bis ich freie Fahrt hatte und Gas gab. Das ruhige surren des Motors schien sie zu beruhigen...

Sie wurde immer ruhiger bis sie irgendwann wieder schlief, ich fuhr nun auch langsamer und lies meine Gedanken kreisen. Tyreese ist Tod und Carol sicher auch. Warum handelte ich denn plötzlich so? Ich muss jemanden umbringen und habe nun ein Baby bei mir!

Ein Killer und ein Baby fahren durch das Land... Das wird ein wirklich schlechtes Märchen...

The Walking Dead - World's EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt