Radio Zombie

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Wir warteten auf die Anderen, die nicht lange auf sich warten ließen. So schnell es ging fuhren wir dann weiter. Daryl hatte nichts mehr gesagt, weder sich bewegt. Eine Einzige Salzsäule. Der Plan war nun erstmal Atlanta, von dort aus würden wir weiter sehen.
Ich fuhr wieder die Nacht durch und hatte mich doch schrecklich geirrt, was den Spritverbrauch des Lkw's anging. Er war zu dreiviertel leer und was ich nach dem Reden, der Anderen heraus gefunden hatte, war es noch sehr weit bis Las Vegas. Und langsam müsste ich auch mal wieder schlafen, doch ich hatte Angst wieder einen Traum zu haben.
„Du solltest mal jemanden Anderen fahren lassen!" Hörte ich von hinten, ich sah kurz rüber und sah Carol dort an diesem Tunnel stehen. Sie sah mich liebevoll an und lächelte etwas. Sie hatte Recht, ich war nicht mehr konzentriert genug und hielt langsam an. Rick neben mir nickte mir zu, ich legte mich auf das Bett. Abraham kletterte von der Tür auf den Sitz und fuhr weiter.
Ich schloss die Augen, aber schlafen funktionierte nicht, ich hatte Angst zu Träumen und hielt mich deshalb automatisch wach. Aber so einfach zu ruhen, dürfte auch fürs erste genügen. Über vieles dachte ich nach, warum Daryl seinen Bruder erschoss. War es so schlimm, bei ihm damals? Es müsste mich eigentlich nicht interessieren, aber es tat es doch! Bei nächster Gelegenheit würde ich ihn mal fragen. Sicher wird er nicht antworten.
Plötzlich hörte ich etwas leises rauschen und eine weibliche Stimme, die verzerrt klang. Beim aufsetzen schubste ich Ace von meinem Schoß und sah auf das Cockpit. Kleine LEDs blinkten und leuchteten, aber das war Normal. Und doch hörte ich wieder diese Stimme, Rick entdeckte mich und drehte sich zu mir rum.
„Was ist?" Fragte er sanft und folgte meinem Blick, aber nach draußen, nicht dahin, wo ich eigentlich schaute. Ich streckte meinen Arm aus und erreichte den Drehknopf und drehte ihn mit Schwung nach oben und plötzlich rauschte es laut und wieder war die Stimme da, doch dieses Mal viel lauter, zu laut. Schnell drehte ich den Knopf runter und es war leiser, aber sehr gut hörbar.
„Und das war mein Lieblingssong aus den 90igern! Und nun wieder meine Stündliche Durchsage, wenn ihr noch lebt, dann kommt in die Radio Station auf den Hügeln von Atlanta. Ich habe langsam keine Lust mehr alleine zu sein." Dann kam eine lange Pause, ich schnaufte etwas und legte mich zurück.
„Naja... dann halt eben mehr Musik, und weiter geht's mit meinen Lieblingssongs!" Sie klang nun erfreuter und schon lief wieder Musik. Rick drehte es leiser und schwieg, alle schwiegen. Sie kannten meine Meinung zu Überlebenden und ich glaube, es hatte keiner mehr Lust auf eine Konfrontation. Aber ich ärgerte mich schrecklich! Wir brauchen Benzin!
Wieder stemmte ich mich auf und tippte Rick auf die Schulter, wenn er der Boss ist, dann mal los, er soll entscheiden. Er sah mich an und wartete auf eine Frage, also sprach ich dann meine Gedanken aus.
„Der Sprit reicht nicht mehr lange, wir sollten in Atlanta halt machen und schauen was wir zusammen bekommen." Nahm mir Abraham die Worte aus den Mund, Rick sein Blick ging langsam zu Abraham und er nickte. Seufzend landete ich wieder auf dem Bett und starrte die graue Decke an.
„Zur Radio Station?" Fragte ich mit vorgehaltener Hand und wartete ab.
„Abe? Wie weit ist es bis dahin noch?" Rick seine Frage klang schon entschlossen.
„Wir sollten es schaffen." Stellte Abraham fest und fuhr etwas schneller, man hörte den Motor aufheulen. Ich biss den Kiefer zusammen und wollte es verdrängen, ich werde einfach hier liegen bleibe und stelle mich tot.
Es dauerte wirklich nicht lange, da hielt der Lkw. Und ich blieb stur und stellte mich schlafend. Wobei ich mir sicher war, das es definitiv nicht danach aussah. Aber sie ließen mich in Ruhe und so, bei der ganzen Ruhe hier, schlief ich doch noch ein. Was aber auch nicht lange andauerte.
„Lucy?" Hörte ich meinen Neuen Namen und schon meißelte sich ein grinsen in mein Gesicht. Ich öffnete die Augen und sah Rick an, er lächelte sanft und streckte seine Hand aus, er strich mir über die Stirn und sah dabei ganz sanft aus.
„Soll ich wieder jemanden töten?" Fragte ich verschlafen, blieb aber liegen und blinzelte müde. Er lächelte etwas, schüttelte aber den Kopf.
„Komm mit." Forderte er, ich stemmte mich auf und kletterte aus dem Truck, meine Glieder waren etwas steif, so musste ich mich erstmal strecken.
„Wir haben jemanden Neues bei uns." Informierte er mich, mein Blick verfinsterte sich und ich stemmte meine Hände in die Hüften.
„Echt jetzt?" Fragte ich genervt, es war schon schwer genug, diesen Leuten hier zu vertrauen und jetzt noch jemanden, der komplett Fremd ist? Er lächelte leicht und nickte, er ging vor und ich sah mich um. Es war ein Eingezäuntes Gelände, mit einem hohen Metallturm, der Typisch für Radio Stationen ist. Darunter befand sich ein grauer Bungalow, mit nur einem schmalen Fenster, es wäre der Perfekte Ort für einen Hinterhalt.
„Sei freundlich, sie ist Nett und echt hilfsbereit." Sagte er, als er mich verkrampft sah, ich hatte mir auf die Lippe gebissen und starrte dieses Haus an. Rick ging weiter, widerwillig folgte ich ihm, er führte uns zu der Tür, die im hinteren Bereich lag und nicht einsichtig war. Er öffnete mir die Tür und schob mich rein, ich war angespannt und umklammerte meine Waffe, ich war bereit sie zu ziehen.
Doch Rick folgte mir darauf und ließ die Tür in sein Schloss fallen, es krachte laut und ich war zum zerreißen gespannt. Es wirkte hier so dunkel, wollten sie mich jetzt erledigen? Hatte Daryl behauptet ich hätte Merle getötet und sie wollen sich jetzt rächen! Ich war fertig! Fertig mit den Nerven!
„He, alles wird gut. Wir gehen jetzt nur die Treppe runter. Ich werde dir dann dein Zimmer für Heute Nacht zeigen." Erklärte er mir und schob mich an ein paar Beton Treppen runter. Meine Finger wurden nass und kalt, sie rutschten ständig von der Waffe. Es war Stock dunkel und nur langsam gewöhnten sich meine Augen daran.
Und dann strahlte es mir plötzlich hell entgegen, ich kniff die Augen vor Schreck zusammen und zog meine Waffe, es erinnerte mich an furchtbares. An was wusste ich nicht genau, aber dieses grelle Licht, machte mir mächtig Angst.
„Lucy! Ganz ruhig!" Rick drückte meine Waffe mit Leichtigkeit runter, ich ließ sie fallen. Mein Atem war ausgefallen und mein Herz schlug heftig gegen meine Brust. Jetzt war ich mir ganz sicher, dass ich etwas Menschliches in mir hatte. Sowas habe ich nie Gefühlt, und ein Fehler, war dies sicher auch nicht!
„Beruhige dich!" Hauchte er mir zu und kam dichter zu mir, ich schluckte schwer und nickte.
„Komm, es ist nicht mehr weit." Wir waren alleine hier und er führte mich weiter, ein kahler Raum, es gingen ein paar Türen links und rechts ab und wie mich das an ein Labor erinnerte. Noch immer pumpte sich das Adrenalin durch meinen Körper.
„Wir sind schon hier. Das ist dein Zimmer." Sagte er leise und wollte die Türen öffnen.
„Wo sind die Anderen?" Fragte ich heiser und sah ihn an.
„Maggie kommt dich gleich holen, ihr geht zusammen duschen, danach bringt sie dich in den Aufenthaltsraum. Keine Angst, es ist sicher hier!" Beruhigte er mich und schob mich in die Tür rein und schloss sie wieder. Ich drehte mich skeptisch um und sah mir das Zimmer einmal an.
„Okay... jetzt ganz ruhig, wenn Rick sagt, es ist sicher. Dann wird es wohl so sein." Sprach ich mit mir selbst und fand ein kleines Zimmer vor, aber noch viel größer, als die Wohnzelle im Labor. Ein großes Bett und ein Tisch hatten hier Platz, auch ein großer Schrank stand hier. Alles sehr dezent in Cremetönen gehalten.
Ich setzte mich auf das Bett und legte meine Hände in den Schoß und sah auf das Band. Es muss versteckt werden, um jeden Preis. Ich erschrak heftig, denn es klopfte laut an der Tür.
„Ja?" Fragte ich zögernd nach, die Tür ging auf und Maggie schaute rein, ich war erleichtert dass sie es war. Sie lächelte und kam rein, sie setzte sich zu mir und sah mich an.
„Es wird Zeit zum Duschen. Wir haben hier erstmal alles was wir brauchen." Lächelte sie und legte mir ihre Hand auf meine.
„Deine Klamotten werden gleich gewaschen, Morgen früh kannst du sie wieder anziehen, bis dahin bekommst du einen wohl fühl Anzug." Sie grinste breit und ging zu dem Schrank, knarrend öffnete sie ihn und holte eine rote schlabber Hose und das dazugehörige Oberteil raus und hielt es mir hin.
„Davon haben die hier massig!" Sie wollte ihn mir gerade geben, als ich aufstand und sie irritiert anschaute.
„Die, hier?" Fragte ich nach, „Ich dachte, es wäre eine!" Fuhr ich sie an, leicht schützend hob sie ihre Hände etwas an.
„Ja, eine! Stella, sie ist hier alleine. Rick sagte schon, dass du nicht so gut drauf bist. Also lass uns die Sorgen abwaschen." Erst klang sie erklärend, doch dann begann sie wieder zu lächeln. Ich nickte und sie zog mich sofort aus den Raum raus. Wie eine Irre führte sie mich durch die Gänge und lotste mich in einen komplett gefliesten Raum.
„Strom funktioniert, Warm Wasser ist da... ist das nicht herrlich?" Fragte sie und warf die Sachen auf eine hölzerne Bank, an einer Wand waren mehrere Spinte in einem ekligen Spinat grün. Sie holte ein Handtuch raus und gab es mir ebenfalls. Mir fiel auf, dass noch mehrere Sachen hier waren.
„Wem gehören die Sachen?" Fragte ich nach und zeigte auf diese, sie zog sich schon ihre Schuhe aus und blickte meinem Finger nach.
„Die Mädels sind schon unter der Dusche, ich wollte dich noch holen und auch duschen gehen. Wir haben uns das verdient!" Wieder grinste sie breit, ich lächelte auch etwas, doch es war mir einfach befremdlich, hier zu sein. Und vor allem gefiel mir nicht, dass ich der Stella noch nicht vorgestellt wurde.
Maggie war nackt und legte sich ein Handtuch um, ich hatte mich die ganze Zeit nicht bewegt. Es waren wieder zu viele Fragen für mich. Sie sah mich an und kam dichter.
„Du brauchst dich nicht schämen..." Wollte sie anfangen, doch das war nicht was ich fühlte.
„Mach ich schon nicht." Erwiderte ich schnell, bevor sie irgendwas Falsches in mein zögern interpretiert.
„Gut, dann... komm einfach wenn du bereit bist." Sagte sie darauf und ging durch eine Glastür weg, als sie diese öffnete, trat Dampf heraus und ich hörte es laut rauschen. Ja eine Dusche wäre jetzt Ideal, aber ohne Waffen... Es muss auch ohne gehen, mein Körper sehnte sich nach dem tröpfelten Nass!
Ich zog mich aus und warf die Sachen auf die Bank, entschlossen ging ich Maggie nach, im vorbei gehen schnappte ich mir noch das Handtuch und öffnete die Tür.
Ich konnte fast nichts sehen, so Dunstig war es hier, ich hörte sie lachen und es plätscherte überall. Auch ihre Schemen waren zu sehen, sie brausten sich ab und bewarfen sich mit nassen Lappen. Ohne auf sie zu achten, legte ich mein Handtuch über eine Glaswand die, die Kabinen voneinander trennten.
Ich umfasste den kühlen Knauf und drehte das warme Wasser auf, sofort prasselte es auf mich ein. Das Rauschen unterdrückte alle anderen Geräusche, ich spürte wie es langsam meinen Rücken runter lief und auf den Boden tropfte. Meine Arme stemmte ich an die Wand und legte meinen Kopf darauf. Ich musste ruhiger werden, und der Gruppe vertrauen.
„Was ist denn mit dir passiert?" Hörte ich hinter mir jemanden Fragen. Meine Arme fielen schlaff an meine Seite und ich drehte mich um, ich sah Beth dort stehen. Und ich sah sie einfach nur an.
„Dein Rücken!" Quietschte sie, ich wusste was dort war, aber... es interessierte mich nicht weiter. Sie rannte auf mich zu und drehte mich wieder zur Wand.
„Die Narbe, woher hast du sie?" Fragte sie entsetzt, ich lehnte meinen Kopf an die Wand, sie war kühl und feucht. Ein Tropfen lief vor mir die Wand runter, ich beobachtete ihn kurz und drehte mich wieder zu ihr. Es war klar dass die Kreuzförmige Narbe nicht unentdeckt bleibt.
„Wenn ich es genau wüsste... aber es hat mit meiner Geburt zu tun, also als ich erschaffen wurde. Ich habe keine Erinnerungen daran." Klärte ich sie kurz auf, ihr Mund war offen und ihre Augen waren zerstreut.
„Was ist das Erste, an was du dich erinnerst?" Sie war Neugierig, ich senkte meinen Blick und starrte ihr auf die Füße, eine berechtigte Frage.
„Ein Aufwachraum, Menschen die mich testen, mich ausfragen. Die Kalimero, sie hat mich alles gelehrt." Sagte ich nüchtern und sah wieder auf, sie wirkte noch verwirrter. Es war mir jetzt auch egal, ich wollte nicht weiter darüber sprechen und einfach nur weg! Ich ging an ihr vorbei und raus aus dem Duschraum.
Ich versuchte mir den Weg zu merkten, den Maggie mir zeigte und ging Splitterfaser Nackt zurück in dieses Zimmer. Einige Türen wurden geöffnet und alle Blicke trafen mich. Bis eine Tür direkt vor mir auf ging und ich in Daryl hinein rannte.
„Scheiße! Pass doch..." Erst wollte er mich wieder anmeckern, doch dann stockte er und sah an mir runter, „Oh..."
Ohne etwas zu sagen ging ich einfach weiter und erreichte sogleich mein Zimmer, ging rein und knallte die Tür zu. Ich ging auf und ab und schlug mit der Faust auf den Schrank, mein Schweißband verrutschte und fiel auf den Boden. Jetzt klaffte wieder das Metallloch aus meinem Arm und dann noch diese Narbe!
Ich riss den Schrank auf und holte mir Sachen raus. Wieder war ein Hemd dabei, dieses Mal ein weißes. Sowas hat wirklich jeder Kleiderschrank! Aber eine vernünftige Hose war nicht zu finden, nur diese roten schlabber Dinger. Kaum hatte ich sie an, klopfte es wieder, ich wollte keinen sehen! Doch die Tür wurde geöffnet, schnell nahm ich mir das Band und stülpte es wieder über meinen Arm.
„Lucy? Was ist denn?" Beth kam mit Maggie im Schlepptau hinein, ich verschränkte die Arme vor mir und sah sie an.
„Ich bin halt nicht wie ihr und habe Narben, große Narben! Aber ich kann dagegen nichts machen, ich bin kein Mensch und werde es nie sein!" Trauer lag in meiner Stimme und das hörte man deutlich. Sie kamen rein und schlossen die Tür, ihre Haare waren noch nass und sie hatten nur ihre Handtücher um sich geschlungen.
„Du bist nicht weniger Mensch, als wir!" Sagte Maggie und deutete auf sich selbst. Ich sagte nichts mehr und starrte sie an. Sie hatte keine Ahnung, sie hatte absolut keine Ahnung, was ich bin. So zog ich das Band weg und zeigte ihr das nackte Metall. Sie schlugen sich ihre Hände vor den Mündern und sahen darauf.
„Du bist eine Maschine?" Hauchte Beth und sah es sich genauer an. Doch meine Mine blieb kalt, sie könnten nun den Anderen bescheid sagen und die würden mich davon jagen.

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