Ein bisschen Frieden, oder...

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Für @BlackSugaRose danke für den tollen Namen!

Noch lange zischte der Wind und noch lange sang Beth mit ihrer zarten Stimme, wenn ich mich nicht irre, hatte Maggie sogar oft mitgesungen. Und ich hoffte einfach dass die Scheibe hielt, aber irgendwann wurde es ruhiger und ich beschloss weiter zu fahren.
Ich startete den Lkw und fuhr weiter, aber so wie meine Befürchtung war, standen hier ein paar Wracks, sie mussten weg.
„Haltet euch fest, es könnte jetzt etwas holpern!" Rief ich nach hinten, es war mir egal ob irgendjemand schlief oder nicht. Sie wollten meine Hilfe, also bekommen sie die auch jetzt! Ich fuhr schnell weiter und hoffte dass Abraham den Schieber vorne fest verschweißt hat. Mit einem lauten Knall rammte ich die Wracks und schob sie zur Seite, es quietschte laut und einige Funkel flogen, aber wir kamen durch.
Sogleich sah ich den leicht erhellten Himmel und fuhr weiter, jetzt dürfte nichts mehr kommen, bis zu unserem nächsten Stopp. Aber es kam anders, wir fuhren gerade ein paar Meter als sich der Himmel wieder erhellte und noch mehr grauen direkt vor uns erschien.
„Willst du mich verarschen?" Schrie ich laut, aber meinte niemanden aus dem Wagen. Ich hielt an und sah mich um. Das Panorama bildete sich komplett um uns, eine Schneise der Verwüstung.
„Das darf doch nicht wahr sein!" Hauchte Daryl, selbst Rick hauchte etwas, aber ich glaube jeder war von diesem Szenario geschockt. Denn um uns umgaben zahlreiche Wirbelstürme, einige riesig, einige zierlich, aber diese wuchsen rasant an.
„Wenn sie sich zusammen schließen, haben wir im Tunnel auch keine Chance." Sagte ich leise, ich bin stehen geblieben und war einfach nur geschockt!
„Dann fahr los, es bringt nichts hier zu stehen." Sagte Rick leise und dazu musste ich ihm recht geben und los fahren, ich fuhr schnell und rasant. So schnell wie möglich wollte ich einfach nur hier weg. Manchmal kam einer der Windhosen uns sehr nahe und ich hatte Schwierigkeiten das Gefährt gerade auf der Straße zu halten, ich presste Wortwörtlich das Wasser aus dem Lenkrad.
Auch ein paar Beißer kachelte ich einfach um, oder nahm einen Fliegenden mit. Es war der reinste Horror, sie klatschten an die Scheibe, sie versuchten sich festzuhalten, dass kratzen ihrer Fingernägel an dem Metall machte mich Wahnsinnig und ich war froh ein paar Tonnen Gewicht unter meinem Arsch zu haben. In einem kleinen Auto wären wir schon den Wolken sehr nahe.
Ich weiß nicht wie viele Stunden ich unter diesem Stress stand und einfach nur stur fuhr. Selbst blinzelte ich glaube ich kaum, doch es wurde langsam ruhiger und die Sonne ging auf, die Ausmaße des Sturmes waren hier deutlich zu sehen.
Ganze Wälder waren umgeknickt und Reste von Behausungen waren gerade noch so zu erkennen. Bäume und Schutt lagen auf den Straßen, ich fuhr sie einfach über, nur wenn sie zu groß waren wich ich sanft aus, denn ich hörte deutlich das Schnarchen der Leute.
Es war ruhig und das gefiel mir, endlich mal keiner der mich Ausfragt oder anstachelt. Sie hielten einfach nur die Klappe. Alles war so schön ruhig! Doch dann sah ich etwas in weiter Entfernung, ein Schneeweißes Feld, meine Augen begannen zu funkeln, ich konnte dort gar nicht mehr weg schauen. Es sah aus wie Schnee, aber dafür war es mittlerweile viel zu warm!
Wir kamen immer dichter und ich konnte nich anders, ich wurde von diesem reinen Feld angezogen, so bog ich die schmale Abfahrt runter und parkte an der Seite, ich wollte wissen was das ist! Ich sollte ihnen bescheid geben, das ich wieder gehe, aber sie schliefen doch alle! Ich wollte keinen Stören, also nahm ich mir den Schlagstock und stieg so leise wie möglich aus und lief quer über die Straße und sprang über einen kleinen Straßengraben und stand mitten auf einer Wiese mit weißen Blumen, sie hatten einen Schwarzen Kern in der Mitte und glitzerte Wunderschön.
Ich ging immer weiter auf das Feld und setzte mich mitten hinein, es roch wirklich herrlich, leicht süß und irgendwie fruchtig! Kaum zu beschreiben! Der Boden war noch leicht feucht, aber das störte mich nicht. Weit und breit war kein Beißer zu sehen und die Leute im Truck sind sicher. Und sicher war auch, das sich noch eine Weile schlafen werden.
Eine Blume rupfte ich mir ab und roch genüsslich daran, ich schloss meine Augen und entspannte mich. Es erfüllte mich komplett, 15 hätte es sicher hier gefallen. Ich trauerte, doch das musste vergehen, und das schnell. Die Anspannung von letzter Nacht lag mir in den Knochen, aber diese Blumen wirkten beruhigend, ich kannte diese Art nicht.
Doch dann hörte ich schwere stapfende Schritte, erst dachte ich ein Beißer hätte mich erreicht, doch, nein, es war kein Beißer. Der hätte anders gerochen! Ein leichter Erdiger Geruch drang zu mir, sicher würde ich gleich eine Standpauke bekommen, also wollte ich ihm zuvor kommen.
„Ich weiß, dass ich mich abmelden soll, aber ihr habt alle geschlafen!" Flüsterte ich leise, ließ die Blume sinken und öffnete meine Augen und sah nach vorne, die Sonne drängte sich durch die Wolken und blendete mich nun etwas.
„Dich kann man eh nicht mehr erziehen!" Brummte er verschlafen, nun sah ich zu ihm rüber.
„Du solltest wieder schlafen gehen!" Forderte ich ihn sanft auf, er lächelte etwas und setzte sich nun auch hin, er streckte seine Beine von sich und stützte sich mit seinen Armen hinten ab, zu meinem erstaunen war er ohne seine Armbrust hier.
„Brauch ich nicht, außerdem, wer passt dann auf dich auf?" Fragte er belustigt, er kniff ein Auge zusammen und grinste mich an. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und roch wieder an meiner Blume.
„Du brauchst einen Namen." Sagte er plötzlich und lehnte sich nach vorne und zupfte einer Blume die Blätter ab.
„Wie oft habe ich mir schon einen Namen überlegt, mir ist nie etwas Passendes eingefallen." Sagte ich leise und dachte an den Tag, als Rick mich fragte wer ich bin.
„Es sollte einer sein, der zu dir passt!" Er wirkte sanft und nicht wie ein brutaler Ego Typ.
„Wenn ich selbst wüsste wie ich wäre..." Flüsterte ich und zog meine Knie an, die ich sofort umschlang. Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass er mich ansah.
„Du bist Wechselhaft, aufbrausend und es ist nicht vorhersehbar was du tust." Beschrieb er mich.
„Und was passt jetzt dazu?" Wollte ich wissen und war schon ganz Neugierig, er zuckte mit den Schultern.
„Naja, rote Haare, die Ausgeburt der Hölle..." Witzelte er, empört sah ich ihn an und schubste ihn etwas, er fiel seitlich um, setzte sich aber sogleich wieder hin und lachte.
„Stimmt doch!" Lachte er, ich verstand ihn nicht, ich verstand alle Menschen wohl nicht! Kurz vorher sind sie sauer, zickig und einfach mies drauf, und im nächsten Moment wieder glücklich und lachten. Sehr Verwirrend! Schmollend schaute ich wieder in die Sonne.
„Lucy." Sagte er dann einfach. Ich sah ihn wieder an und kniff meine Augen zusammen.
„Wie?" Fragte ich nach, er sah mir tief in meine Augen.
„Lucy, irgendwie passt er zu dir." Noch immer schaute er mir in die Augen und ich dachte darüber nach, ob mir der Name wirklich gefällt, und ja, er tat es!
„Okay, dann sag ich: Hallo, ich bin Lucy!" Strahlte ich ihn an und reichte ihm die Hand. Er sah erst auf meine Hand und dann wieder mich an.
„Hey Lucy! Ich bin Daryl. Bist du oft hier?" Fragte er übertrieben freundlich und schüttelte meine Hand, ich lachte laut und ließ mich rücklings auf das Blumenbett fallen. Jetzt habe ich einen Namen, ich grinste und breitete meine Arme weit auseinander.

Daryl Pos.
Lucy... Doch das passte zu ihr, sie lächelte und zeigte ihre Zähne. Als sie sich hinlegte, atmete sie auf. So ist sie auch getarnt, sie hatte Angst vor der Kalimero, aber trotzdem bringt sie uns zu ihnen. Nun ja, sie weiß von einem Mann, nicht von einem ganzen Labor, wer weiß wie viele Leute dort sind.
Sie wird uns hassen, wenn sie erfährt, dass es ein riesiges Labor ist. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, wen sie Heute noch umbringen könnte, oder sollte. Es sind doch die meisten schon Tod, und wenn nicht, sind sie es bald. Wozu brauchen sie noch einen Killer? Sie könnten sich doch auch gleich neue erschaffen.
„Über was denkst du nach?" Fragte sie leise und setzte sich auf, ich schnaufte kurz, unmöglich konnte ich meine Gedanken mit ihr teilen.
„Nur wie es weiter geht." Sagte ich leise und hoffte, dass sie mir es abkauft.
„Ihr wollt doch nach Las Vegas. Und wir fahren dort hin!" Ihre Stimme klang zweifelnd, aber doch entschlossen.
„Ist es noch weit?" Ihre Frage klang so, als würde ein Kind das Fragen, ich sah zu ihr rüber, ihre grauen Augen strahlten hell. Sie begann zu grinsen und stand auf, sie winkte jemanden zu. Ich folgte ihrem Blick. Die Anderen waren aus dem Trailer gestiegen und schauten sich suchend um.
„Lass uns zu ihnen gehen." Sagte ich leise und ging einfach los, und dieses Mal, ohne zu murren, folgte sie mir, direkt auf die Anderen zu. Sie stiegen grade aus dem Lkw und streckten sich genüsslich. Ich sah wie 43... nein, wie Lucy auf sie zu lief und ihnen einen guten Morgen wünschte.
„Wollen wir Frühstücken?" Fragte sie sanft, sie legte ihre Arme auf den Rücken und grinste über beide Wangen.
„Ehm... Natürlich." Antworte ihr Carol, kurz darauf verschwanden beide hinten im Trailer. Ich hingegen ging wieder nach vorne und wollte nach Rick sehen, also setzte ich mich vorne rein und sah ihn an. Ich hoffte wirklich dass es ihm bald besser geht.
„Gibt es Probleme?" Fragte er leise nach, ich drehte mich zu ihm rum, er schaute besorgt, aber ich verneinte es.
„Geht es dir besser?" Wollte ich wissen, er stemmte sich auf und stöhnte leise.
„Passt schon." Und lehnte sich gegen die innen Wand, ich sah nach hinten durch das Loch und sah wie sie ein paar Sachen ausräumten.
„Willst du raus gehen? Wir wollen draußen Frühstücken." Schlug ich vor, erst überlegte er und dann nickte er, er zerrte sich eine Decke um seine Schultern und kroch nach vorne. So gut es ging half ich ihm, ständig seufzte er und musste stoppen. Aber wir schafften es, er war unten und sah sich um.
„Was soll das denn?" Fuhr Lucy mich an und stand sogleich neben mir, wir schauten sie verdutzt an.
„Willst du dich selbst umbringen?" Motzte sie weiter, doch dann schüttelte sie den Kopf.
„Tu nicht so besorgt!" Maulte Rick zurück, begann aber zu lächeln, sie legte ihren Kopf schief und riss die Augen auf.
„Naja... dann kommt mit." Winkte sie uns mit, wir folgten ihr auf die Wiese. Sie haben Decken ausgebreitet und hatten es sich richtig gemütlich gemacht. Wie in so einer Bilderbuch Familie, dieser anblick war ja nicht zu ertragen! Ich brachte Rick hin, er setzte sich und erzählte schon mit den anderen.
„Ich geh jagen." Informierte ich alle und ging quer über die Wiese, ich hatte jetzt kein Bock dort zu sitzen. Bis ich merkte dass mir jemand folgte, ich drehte mich halb rum und sah das es Merle war. Ich beachtete ihn nicht weiter und ging einfach.
Diese Wiese war von einem lichten Birkenwald umgeben, hier gibt es aber sicher kaum Wild, wenn denn nur Kaninchen, aber Merle blieb hartnäckig an mir dran.
„Was willst du?" Knurrte ich und sah ihn schräge an.
„Die Frage ist, was willst du? Von diesem Weib?" Keifte er zurück, verwirrt drehte ich mich um und kniff die Augen zusammen.
„Was sollte ich von ihr wollen?" Entgegnete ich ihm, „Ich will dass sie uns nach Las Vegas führt, nicht mehr und nicht weniger."
„Ach... und deswegen hängst du ihr am Arsch wie ein räudiger Köter?" Er wurde langsam sauer, obwohl es keinen Grund gab.
„Das tue ich nicht, ich passe bloß auf, dass sie nicht abhaut!" Rechtfertigte ich mich.
„Sie hängt an euch und wird sicher nicht gehen. Aber wozu brauchen wir sie? Wir wissen alle wo Las Vegas liegt!" Erklärte er sich Händefuchtelnd.
„Du willst sie los werden?" Stellte ich fest und beobachtet ihn, es war nicht gut, wenn er jemanden los werden wollte, dann wird er das auch.
„Sie wollte uns beide umbringen." Sagte er streng und schlich um mich wie eine Katze.
„Wie du schon sagtest, wollte." Nahm ich sie in Schutz.
„Meine Fresse! Wieso nimmst du sie in Schutz? Sie ist Ballast und nichts weiter!" Fuhr er auf und streckte seine Arme weit auseinander.
„Du bist hier der Ballast, sie hat Ahnung, sie hat keine Angst. Und du? Du nutzt alle nur aus, wir schleifen dich mit und halten deine dummen Sprüche aus!" Schrie ich ihn an, er winkte ab.
„Komm schon, Brüderchen! Du kennst mich doch, ich bin für die Sicherheit da!" Lachte er selbstsicher.
„Das bist du eben nicht! Du bist Nutzlos und wir brauchen dich nicht! Entweder machst du dich nützlich oder du kannst dich verpissen!" Knurrte ich ihn an, ich bot ihm die Stirn und wusste er dreht jeden Moment durch. Ich sah es schon kommen, es war wie damals, mein Dad, bevor er durchdreht.
Er ballte die Fäuste, biss den Kiefer zusammen und wurde rot vor Zorn. Aber dieses Mal würde ich nicht weg laufen, dieses Mal würde ich nicht meine Wange hin halten. Ich würde mich wehren und ihm den Arsch aufreißen. Er holte zum Schlag aus...

The Walking Dead - World's EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt