Black Hole

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„Wohin?" Quietschte ich und sah mich hilfesuchend um, aber selbst Daryl schien nichts einzufallen, ich sah nach oben. Das Geschäft wo wir vor standen war ein Freefall Tower, da oben wären wir vorerst sicher.
„Da hoch!" Forderte ich und sprang schon über die Absperrung.
„Bist du verrückt? Wir sitzen dann in der Falle!" Fuhr er mich an.
„Gefressen werden will ich auch nicht!" Motzte ich zurück und klammerte mich schon an die erste Stange. Motzend kam mir Daryl hinterher und kletterte ebenfalls rauf, nur knapp vier oder fünf Meter kletterten wir hinauf, das dürfte reichen.
„Und jetzt?" Fragte er mürrisch, ich sah zu ihm rüber, er drehte sich und setzte sich auf eine Querstange. Ich tat es ihm gleich, er leuchtete mit der Taschenlampe runter, hunderte Beißer griffen nach uns und stöhnten laut, von ihrem Geruch gar nicht zu sprechen.
„Daryl!" Merkte ich auf und zeigte runter, ich sah wie eines der Viecher versuchte sich hoch zu ziehen.
„Seid wann können die klettern?" Fluchte ich laut und kletterte sogleich noch höher, aber das würde nichts bringen! Daryl schoss auf ihn, er kippt runter, aber sogleich kletterte der Nächste hinauf, und noch mehr kamen anscheinend auf die Idee zu klettern. Ich setzte mich wieder auf eine Stange und schoss nun auch auf sie.
Sie fielen Reihenweise wieder runter, doch immer mehr erlernten das Klettern. Mir ging langsam die Munition aus, so trat ich nach dem erst Besten.
„Weiter hoch!" Forderte Daryl, aber erst als der Beißer wieder nach unten fiel und Andere unter sich begrub, kletterte ich weiter. Wir waren bestimmt schon fünfzehn Meter hoch, und keine Rettung in Sicht.
„Wenigstens sind die Anderen in Sicherheit!" Sagte ich an Daryl gerichtet, er sah zu mir rüber, biss seinen Kiefer zusammen und kletterte dichter zu mir. Er griff nach meiner Hand und hielt sie fest.
„Wir schaffen das." Er war voller vertrauen.
Wieder hatte ich Angst, so heftige Angst, meine Hände wurden schweiß nass, ich konnte mich kaum noch an den Stangen fest halten. So schnell wie möglich suchte ich mein Handy aus der Tasche und wählte die Letzte Gewählte und auch einzig gespeicherte Nummer heraus. Es klingelte nur einmal.
„Du hältst dich nicht an die Anweisungen und verlangst wieder Hilfe?" Fragte er gelangweilt durch das Headset, schnell steckte ich das Handy wieder weg und atmete hektisch.
„Wir sitzen in der Falle! Bitte helfen Sie uns!" Verlangte ich laut und trat den Nächsten Beißer runter.
„Nein, du bist selbst Schuld. Ich habe dir gesagt, was du tun sollst und du ignorierst mich einfach." Klang er sauer, doch ich wurde saurer.
„Sie müssen mir helfen, Sie wollen mich, also helfen Sie mir!" Forderte ich strenger und sah nach unten, Daryl schoss weiter, aber es wurden immer mehr.
„Du musst dir selbst helfen." Sagte er leise und legte auf.
„Hallo? Hallo!" Schrie ich und klopfte gegen das Headset, aber er hatte einfach aufgelegt.
„So ein Bastard!" Fluchte ich laut, ich suchte bereits nach einem Ausweg, das Einzige was mir auffiel, war ein weiteres Geschäft, auf dessen Dach wir springen könnten, doch es war sehr weit weg.
„Daryl, dort drüben! Schaffen wir das?" Fragte ich abgehetzt und zeigte auf das Dach, er leuchtet dort hin und überlegte.
„Wir müssen es schaffen!" Sagte er, er steckte seine Waffe weg und auch die Lampe und kletterte dort in die Nähe, er stieß sich ab und landete polternd auf dem Dach.
„Lucy, komm, es ist nicht weit!" Rief er mir rüber, ich kletterte dort hin, wo er sich abgedrückt hatte und lehnte mich etwas vor. Ich sah runter und mir wurde schwindelig, sonst hatte ich doch auch keine Höhenangst!
„Lucy!" Rief er meinen Namen sanfter, ich sah zu ihm rüber, „ich fange dich auf!"
Ich atmete tief durch und lehnte mich vor, die Beißer kamen immer dichter und ich musste jetzt springen. So fest ich konnte drückte ich mich ab und ruderte mit den Armen, gerade so erreichte ich die Kante, ruderte aber weiter mit meinen Armen, weil ich das Gleichgewicht nicht halten konnte. Plötzlich packte mich Daryl an meinem Hemd und zog mich zu sich.
„Hab dich!" Hauchte er und hielt mich fest, ich drückte mich fest an ihm und atmete auf. Wenigstens können die Beißer nicht hier rauf. Gemeinsam liefen wir los und sprangen immer wieder auf andere Dächer, die Beißer kamen Gott sei dank nicht schnell genug hinterher und so konnten wir die Hode etwas abhängen.
Am Ende des einen Daches sprangen wir runter, Daryl fing mich an der Hüfte auf und wir liefen weiter. Und schnell fanden wir den eingeknickten Zaun wieder und rannten einfach hindurch. Im dunklen Wald nahm Daryl meine Hand und lief weiter.
Es dauerte nicht lange und wir konnten bereits das Feuer sehen, wir mussten uns nun sehr beeilen. Wir kamen auf eine Straße, wir sahen hoch und auch runter, aber nirgends war der Lkw zu sehen. Einen Haufen Beißer lagen auf der Straße, hier waren wir stecken geblieben, aber wo sind sie?
„Nein! Kommt zurück!" Schrie ich verzweifelt, ich sah mich weiter um, das Feuer fraß sich immer weiter vorwärts und hätte uns schon bald eingekesselt. Sie waren ohne uns einfach weiter gefahren! Warum?
„Sie sind sicher nur ein wenig weiter gefahren!" Wollte Daryl mich beruhigen und ging schon schnellen Schrittes die Straße hinauf. Ich folgte ihm zweifelnd und hatte Angst zurück gelassen zu werden.
„Sie sind weg, Daryl! Sie haben uns zurück gelassen!" Rief ich ihm nach, ich blieb etwas weiter hinten, denn irgendwas blockierte mich und ich wollte und konnte nicht mehr weiter. Erzürnt stapfte er wieder auf mich zu, packte mich am Arm und zog mich hoch und schleifte mich weiter.
„Sie sind noch nicht weit!" Grollend drangen seine Worte zu mir, wieder liefen mir die Tränen und ich konnte ein schluchzen nicht unterdrücken. Er hörte es natürlich und blieb stehen, er drückte mich an seine Brust und strich meine Haare glatt. Ich lehnte an seiner Brust und weinte bitterlich, ich wollte nicht dass sie weg sind!
„Sssch... Wir finden sie." Flüsterte er, er drückte sich ein wenig weg von mir und sah mir in meine Augen, mit seinem Daumen wischte er meine Tränen weg und versuchte zu lächeln, „ein Killer weint nicht."
Ich biss den Kiefer zusammen und wir gingen zügig weiter. Das Feuer war uns auf den Fersen und ich könnte schwören, ich spürte es bereits an meinem Hinterkopf, immer wieder sah ich mich mal um, aber wir konnten gut entkommen. Selbst die Beißer wankten nur auf das Feuer zu und beachteten uns nicht weiter. Das war gut, denn wir beide hatten kaum noch Kraft.
Im gehen holte ich das Handy hervor und sah darauf, es war bereits drei Uhr Morgens, wenn die Uhr denn richtig ging. Sollte ich den Kerl anrufen und fragen wo der Lkw steht? Nein, ich war sauer auf ihn, er hätte uns irgendwie helfen müssen. Er wollte schließlich etwas von mir!
„Alles okay?" Fragte Daryl leise und legte seine Hand auf meine Schulter, ich sah zu ihm rüber, nickte und steckte das Handy wieder weg.
„Du bist sicher müde." Sagte ich leise, er aber seufzte.
„Etwas." Gab er zu, aber behielt seinen schnellen Schritt weiter bei. Nun gab es wieder Zeit zum nachdenken, aber es gab ja eigentlich nicht mehr viel zu diskutieren. Bald würden wir das Labor erreichen und bald werde ich meine Fragen stellen können. Wenn sie mir dann auch Wahrheitsgemäß antworten, aber ob sie Lügen weiß ich auch nicht. Dafür habe ich zu wenig Menschenkenntnisse.
Wenn er lügt, werde ich ihn einfach töten. Ganz einfach, ich habe es schon sooft getan, also werde ich das auch noch hin bekommen.
„Verdammte Scheiße!" Fuhr Daryl auf, ich sah erst zu ihm und dann nach vorne. Ruckartig blieben wir beide stehen.
„Das kann doch nicht wahr sein!" Knurrte ich, das Feuer hatte sich Seitlich entlang gefressen und versperrte den Weg vor uns. Dass wir es erst jetzt sahen, bestätigte mir, dass Daryl auch in Gedanken versunken war.
„In den Wald! Schnell!" Rief er und rannte wie vom Floh gestochen los, wir versuchten das Feuer zu umgehen, doch schneller als wir uns versahen, hatte es uns eingekesselt. Es brannte plötzlich überall, ich sprang über umgestürzte, brennende Bäume hinweg und versuchte Daryl zu folgen. Doch der Qualm brannte in meinen Augen und mir verschwamm meine Sicht.
Ich konnte ihn gerade noch sehen, als ein Baum direkt vor mir umfiel. Vor Schreck fiel ich nach hinten um und hob schützend meine Hände vor mein Gesicht. Er war weg und ich wusste nicht wo ich war, wieder stieg meine Panik erneut rasant an.
„Daryl!" Rief ich, doch dort kam nicht Daryl auf mich zu, sondern ein brennender Beißer, ich sprang auf und trat gegen ihn, er fiel um und wurde von einem Ast im Bauch aufgespießt.
„Daryl! Wo bist du!" Hustete ich laut und suchte die Umgebung ab, doch ich konnte nur das leuchtende Orange überall sehen. Würde ich jetzt hier verbrennen? Nein, ich will nicht sterben! Es knackste ringsumher und immer wieder züngelten Flammen nach mir. Einige Tiere huschten an mir vorbei und verschwanden hinter der Nächsten Feuerwand.
„Daryl!" Schrie ich so laut ich konnte und versuchte weiter zu laufen, plötzlich packte mich etwas an der Hand, ich sah sofort Daryl. Er war Schweißgebadet und rußig, seine Klamotten waren schwarz von der Asche hier.
„Ich lasse dich nicht allein!" Sagte er schnell und zog mich vorwärts, „dort vorne ist ein See, in ihm sind wir sicher!"
Was? See? Nein, nein! Bitte kein See! Aber um zu überleben ging es nicht anders! Wir liefen schnell und unbeirrt weiter. Er schlängelte uns zwischen brennenden Büschen und Bäumen hindurch und stand plötzlich vor einen kleinen Hügel, den rannten wir hinauf. Ich konnte schon das Glitzern der Wasseroberfläche sehen und bekam schiss.
„Wir können nicht..." Wollte ich gerade Einwände vorbringen, doch es brachte nichts. Er rannte weiter und sprang, es war eine kleine Klippe. Wahrscheinlich war das hier ein alter Baggersee oder so, nur die hatten diese hohen Kanten. Aber egal was es für ein See war, es war ein See!
Er sprang und zog mich mit sich, es dauerte keine Sekunde und wir klatschten ins Wasser, in das tiefe trüb schwarze Wasser.

Daryl Pos.
Nach Luft schnappend tauchte ich wieder auf, ich hatte sie los gelassen. Mir war nicht klar was das für ein Fehler war. Erst lachte ich, denn wir sind Heute das dritte Mal dem Tod von der Schippe gesprungen. Das Feuer vom Wald erhellte die Umgebung gut, sodass ich alles sehen konnte.
Ich suchte die Wasseroberfläche nach Lucy ab, aber sie war nicht zu sehen. Immer wieder drehte ich mich im Wasser, aber sie war nicht hier. Panik kroch in meine Glieder, sie wollte etwas sagen, bevor wir gesprungen waren. Nein... sie kann nicht schwimmen!
Sofort tauchte ich nach ihr und versuchte etwas zu sehen, aber es war stockdunkel. Ich musste kurz darauf wieder auftauchen, holte tief Luft und tauchte erneut unter. Kleine Blasen schlugen mir entgegen, sie musste direkt unter mir sein!
Egal wie sehr meine Lunge unter dem Sauerstoff mangelte, tauchte ich einfach weiter und fuchtelte mit meinen Armen durch das Wasser. Plötzlich spürte ich etwas und packte es fest mit einer Hand und zog es hinauf.
Ich spürte dass sie es war, zog ihre Arme weiter hinauf und griff sie unter ihre Schultern und zog sie mit rauf. Keuchend tauchte ich auf, doch sie machte keinen Mucks.
„Lucy! Lucy, wach auf!" Schrie ich sie an und gab ihr kleine Ohrfeigen, aber das brachte nichts. Ich zerrte an ihr und achtete, dass ihr Kopf oben blieb und schwamm so schnell ich konnte an das Ufer. Nur halb hatte ich sie aus dem Wasser gezogen, da stürzte ich mich neben ihr auf die Knie und hörte keinen Atem, dafür ging meiner umso schneller.
„Lucy, nein, bitte wach auf!" Es brannte in meinem Kopf, ich versuchte eine Mund zu Mund Beatmung, ich versuchte Reanimation. Doch sie blieb starr liegen. Die Sonne ging langsam auf und ich probierte es immer weiter. Ich verkniff mir meine Tränen und machte weiter, immer weiter.
Ich umschloss fest meinen Mund um ihre Lippen und blies mit letzter Kraft hinein, immer wieder versuchte ich ihr Herz zum schlagen zu bringen. Doch es passierte nicht. Ich schlug ihr härter auf ihren Oberkörper, da klimperte etwas. Ich sah auf ihr Halsband, als 15 noch da war, hatte er etwas an ihrem Halsband gedrückt.
Ich versuchte es schon eine ganze Weile, so würde ich sie nicht wieder bekommen. Es war meine einzige Hoffnung noch. Schnell strich ich ihr die Haare vom Hals, die dort klebten und entdeckte dort einen kleinen Knopf, nicht größer als eine Stecknadel.
„Bitte, das muss funktionieren!" Flehte ich und drückte auf den Knopf.

The Walking Dead - World's EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt