Gewitter

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Für @Elena60100

Langsam wirkte es und Rick wurde immer ruhiger und ich konnte mich zurück lehnen, aber ich schlief nicht. Ich hatte sowieso zu viel schon geschlafen, ich starrte in die dunkle Nacht, ab und zu wurde das Zimmer erhellt, wenn ein gleisender Blitz über durch den Himmel zuckte.
Das grollen in der Ferne grummelte in meinem Magen wieder, mir stellten sich die Härchen auf meinen Armen auf. Ich musste mir das ansehen, diese Naturschauspiele sind einfach Wunderschön! Als ich am Fenster stand, lehnte ich meine Handballen auf das marode Fensterbrett und lehnte meine Stirn an die kühle Scheibe.
Mein Atem kondensierte an der Scheibe und hinterließ einen feuchten Nebel. Weit über dem Himmel zuckte ein Blitz in alle Richtungen, es schauderte mich und ich hielt meine Augen offen um kein einzigen Lichtblitz zu verpassen. Sie zuckten sogar in Rosaroten Farben durch die Nacht, ich war hell auf begeistert.
„Faszinierend, oder?" Raunte es plötzlich hinter mir, ich musste mich nicht umdrehen, ich wusste wer dort stand. Ich schaute einfach nur weiter aus dem Fenster, wieder erhellte ein Blitz den Wald und auch das Zimmer.
„Ja, ist es." Hauchte ich, drehte mich aber langsam doch rum, als ich ihn anschaute, erleuchtete der nächste Blitz das Zimmer und auch ihn. Er sah schon wieder so Gefährlich aus, er blickte an mir vorbei aus dem Fenster. Seine Augen leuchteten hell, doch sein Gesicht war starr.
„Alles Okay unten?" Fragte ich nach, denn ich hatte schon lange keine Geräusche mehr von dort gehört. Er nickte nur und sah mich nun an, es zuckte leicht in seinem Gesicht und er schien aufzutauen. Ich hatte viel Zeit gehabt um nachzudenken und mir sind einige Worte von Daryl eingefallen und wollte es nun klären.
„Es ist so viel Heute passiert. Wir hatten keine Zeit um über die wichtigen Sachen zu reden." Sagte ich leise und musterte ihn genau, er erstarrte wieder etwas, ich wollte endlich etwas aus ihn raus bekommen, er kann doch nicht immer wie ein Eisblock einfrieren und dann nichts mehr sagen!
„Du sagtest, ihr braucht mich zum Überleben. Was wolltest du damit sagen?" Fragte ich ihn wieder und legte meinen Kopf etwas schief, er sah an mir vorbei. Nein, dieses Mal kommt er mir so nicht davon. Ich hob meine Hand und wollte sein Gesicht zu mir drehen, doch kurz bevor ich sein Gesicht erreichte, hielt er mein Handgelenk grob fest und sah mir ruckartig tief in meine Augen. Ich war etwas erschrocken, doch wich nicht zurück.
„Lass das!" Forderte er und lockerte seinen griff um meine Hand, hielt sie aber fest. Doch als er es merkte, dass er sie zu lange fest hielt, lies er sie einfach fallen. Und wollte wieder gehen, aber er raffte sich im letzten Moment auf und drehte sich wieder zu mir.
„Würdest du uns in ein Labor führen? Wenn es um die Sicherheit von uns allen geht?" Fragte er plötzlich ganz sanft und schaute mich ebenso weich an, er hatte den Mund leicht geöffnet und wirkte schon fast traurig.
„Wenn es noch ein Labor geben sollte, was weiterhin funktionstüchtig ist, wird dies von der Kalimero Corporation besetzt sein und keine tausend Beißer werden mich da rein bringen. Hast du schon vergessen was 15 sagte?" Ich war etwas fassungslos, er ließ den Kopf hängen und sah mich danach wieder an.
„Es ist für Judith und selbst du könntest dort sicher leben." Stellte er einfach fest.
„Das Kind wird dort auch nicht sicher sein. Glaubst du sie würden Flüchtlinge aufnehmen und damit riskieren Bakterien in ihr steriles Labor zu bringen? Was stellst du dir vor wie es dort ist? Das es dort eine Mall gibt und wo du morgens zum Bäcker gehen kannst und dir einen Kaffee holst?" Steigerte ich mich rein, blieb aber recht ruhig.
„Ich stelle mir nur vor, dass dort keine Beißer sind und dass Judith eine Kindheit haben kann!" Fuhr er mich zurück an, achtete aber darauf leise zu sein. Wieder zuckte ein Blitz durch den Himmel und erhellte Daryl wieder.
„Dort ist was Schlimmeres als Beißer." Sagte ich grob und sah rüber zu Rick, er schlief noch immer ruhig, ich hörte Daryl etwas zischen, doch er verließ das Zimmer. Auch wenn ich wollte, ich weiß kein Anderes Labor mehr, nicht eines was groß genug für die Gruppe wäre. Auch sind dort mit Sicherheit noch andere Killer und Mutierte Erschaffene. Und ganz sicher war ich mir, dass sie dort an Beißern forschen. Und wer weiß, was sie von mir wollten.
„Du musst uns in Sicherheit bringen." Säuselte Rick plötzlich, ich sah zu ihm rüber. Er hatte seine Augen geschlossen und ich sah, dass sein Tropf leer war, ich wechselte ihn kurz darauf und überhörte seine Aufstellung.
„43, bitte. Du musst uns helfen." Sagte er wieder leise und öffnete seine Augen etwas, das Zimmer wurde erneut erhellt und nun war der Donner deutlich zu hören. Ich sah es genau, ihm lief eine Träne aus seinem Auge.
„Ich weiß nicht..." Wollte ich gerade erklären, doch er griff nach meiner Hand und hielt sie fest in seiner. Sein Gesicht verformte sich, er zog die Lippen runter und wurde tief traurig, seine Augen strahlten seine Bitte aus und er begann zu zittern.
„Du bist unsere letzte Hoffnung, ich weiß nicht mehr was ich tun soll!" Flüsterte er und gab sich schwach.
„Ich kenne kein weiteres Labor." Gab ich zu und hockte mich zu ihm runter, ich legte meinen Kopf auf die Bettkante und begriff erst jetzt wie dramatisch und ernst die Lage war. Aber ich konnte nicht helfen. Ich spürte eine heiße Hand auf meinem Kopf, sie strich mich vorsichtig und ich spürte sein Zittern.
Ich sah auf, seine Traurigkeit steckte mich an und meine Augen wurden feucht, er strich mir vorsichtig über meine Wange und begann leicht zu lächeln. Wieder legte sich Verwirrung über meine Sinne, noch immer hielt er meine Hand fest und stemmte sich etwas auf.
„Nicht! Du musst liegen bleiben!" Wollte ich ihn wieder belehren, doch er winkte ab.
„Schon gut." Hauchte er und stemmte sich keuchend auf, er hielt sich die Rippen fest und setzte sich hin. Ich setzte mich zu ihm auf die Bettkante und legte meine Hand auf seinen Schenkel.
„Aber ich weiß wo es eines gibt." Sagte er leise, ich legte meinen Kopf schief und wieder dachte ich nach, doch meine Innere Frage wurde sogleich beantwortet.
„Von 15 weiß ich, das eines Existiert. Sie bieten Asyl für alle, und du kannst uns den Weg zeigen." Sagte er leise und legte seine Hand auf meine. Ich sagte nichts und ließ ihn weiter reden.
„In Las Vegas, nur du kannst uns dahin führen." Drängelte er weiter, ich schnaufte etwas und schaute kurz an ihm vorbei, bis er etwas an meiner Hand zog und mich ernster anblickte.
„Ich weiß nichts von einem Labor in Las Vegas. Ich weiß nicht mal wo das liegt." Gab ich Kleinlaut zu und wollte meine Hand wieder entziehen, aber er hielt sie weiter fest.
„Es ist in dir einprogrammiert. Du würdest den Weg blind dort hin finden. Der Mann, der durch 15 spricht, ist dort. Allein. Er hat schon alles mögliche versucht Menschen zu sich zu holen, doch sie fanden die Station nie. Dort wurdet ihr erschaffen, es ist quasi dein Instinkt nach Hause zu kehren." Wollte er mich überzeugen, und irgendwie funktionierte es.
„Ich habe keine Ahnung, aber wenn es wirklich so ist..." War ich nun Naiv genug, oder was ließ mich zögern?
„Dann tu es wirklich für Judith, ich weiß nicht wie lange wir es noch schaffen sie zu beschützen. Ich will nicht das sie mit Fünf Jahren mit einer Waffe rum läuft!" Er begann wieder zu weinen, und ich fühlte mit ihm und knickte endgültig ein.
„Okay, ich werde es versuchen." Sagte ich leise und sprach gleich weiter.
„Aber nun schlafe endlich wieder, du brauchst ruhe." Ich lächelte zum Schluss, er nickte und legte sich wieder zurück. Ich stand auf und sah ihn an, er schlief schnell wieder ein und ich beschloss Daryl zu suchen. Damit er nicht weiter sauer ist und endlich mal lächeln kann, oder wenigstens nicht mehr böse guckt.
So ging ich die Treppe runter und erblickte Michonne an der Tür stehen, sie stand an dem Seitenfenster und schaute raus, ich ging leise zu ihr rüber und tippte sie an der Schulter an. Sie drehte sich zu mir rum und sah mich etwas erschrocken an.
„Hast du Daryl gesehen?" Fragte ich sie sehr leise, sie schaute etwas desinteressiert und deutete nach draußen.
„Er ist wie ein Irrer raus gestürmt, nachdem er runter kam." Sagte sie und schaute wieder raus. Kurz schloss ich die Augen und nahm mir erneut die Waffe die auf dem Tisch lag und ging raus.
„Hey! Ihr könnt doch nicht ständig abhauen!" Rief sie mir nach aber ich ging weiter, sie hatte die Tür noch auf und ich pfiff kurz und Ace polterte hinaus und sprang an mir hoch.
„So ist fein, Kleiner!" Lobte ich ihn und streichelte ihn kurz, ich zog die kalte Luft in meine Nase, es fängt sicher bald an zu regnen, es roch leicht nach Moor.
„Ace, such Daryl!" Sagte ich leise, er hob seine Nase und suchte bereits alles ab, er huschte vor und ich ihm nach. Er war ganz schön schnell, aber die Blitze die durch die Nacht zuckten erhellten mir ab und zu meinen Weg. Ich lief ein ganzes Stück in den Wald und erreichte bald eine Buschhecke.
Ace blieb davor stehen und fiepte kurz und sprang an mir hoch, ich schaute erst hinein, doch dann stieg ich durch den Busch und sah Daryl dort stehen. Es war eine große Lichtung und er zielte mit der Armbrust hoch auf einen Baum. Ich ging zu ihm hin und dachte, er hätte mich schon längst bemerkt. Er ignorierte mich nicht das erste Mal, also ging ich zu ihm ran und stellte mich gut einen Meter hinter ihn.
„Daryl?" Fragte ich, ruckartig drehte er sich um und erwischte mich mit seiner Armbrust, er traf direkt meine Schläfe, ich fiel hart zu Boden und knallte mit dem Kopf auf das feuchte Laub.
„Scheiße!" Fluchte Daryl laut, warf seine Armbrust von sich und kniete neben mich, er hielt meinen Kopf hoch und begutachtete mich und hielt mir eine Taschenlampe in mein Gesicht. Sie blendete mich und ich hob meinen Arm um sie weg zu drücken.
„Ich habe dich nicht getroffen, Gott sei dank! Geht es dir gut?" Er untersuchte weiter meinen Kopf, mir brummte der Schädel und sah etwas verschwommen, irgendwie hatte ich das Gefühl über mich verloren. Ich hörte Ace fauchen und wollte aufstehen, weil ich wusste was da kommt.
„Beißer." Hauchte ich, er legte mich sofort wieder hin und dann hörte ich nur dieses widerliche Ächzen, kurz darauf war es still und Daryl wieder bei mir. Er wollte mir hoch helfen, doch kaum stand ich, wurde mir noch schwindliger und ich sackte auf die Knie.
„Scheiße, das wollte ich nicht. Was schleichst du dich auch an!" Machte er mir nun Vorwürfe, ich schnaufte etwas und wollte mich wehren, doch der Schmerz in meinem Schädel war stärker und ich wurde gezwungen die Klappe zu halten. Ich machte die Augen zu und so ging es besser, so war mir nicht mehr so schwindelig.
Als ich sie wieder öffnete, sah ich Daryl über mir knien, er hatte seine Hand auf meine Wange gelegt und sah mich besorgt an.
„Einen Augenblick ruhe, und mir geht es wieder besser." Flüsterte ich leise, er nickte und presste die Lippen aufeinander. Er setzte sich raschelnd in das Laub und legte meinen Kopf auf seinen Schoß ab. Er sah in die Ferne und wieder zuckte ein Blitz über uns hinweg. Ace kletterte auf mir umher und auch auf Daryl, er hatte nichts dagegen und ließ es zu.
„Ich komme mit euch." Sagte ich einfach und sah zu ihm hoch, er lächelte kurz, doch es verschwand so schnell wie es gekommen war.
„Das wollte ich dir nur sagen, ich wollte, dass du nicht mehr sauer auf mich bist." Ich wollte das unbedingt los werden. Nun sah er zu mir runter und tupfte mit seinem Shirt meine Schläfe ab, blutete sie etwa?
„Ich war eigentlich nie richtig sauer auf dich." Gab er zu und sah mich an, ich konnte seine jetzige Stimmung nicht deuten und biss mir auf die Lippe und setzte mich auf.
„Nicht so schnell!" Wollte er mich aufhalten, doch schon zu spät, mir war wieder schlecht und ich hielt mir meinen Kopf fest.
„Leg dich lieber noch etwas hin!" Forderte er mich auf, doch ich wollte hier nicht noch länger rum liegen. Denn ich hörte schon das leise rauschen des Regens.
„Es fängt gleich an zu regnen, lass uns gehen!" Forderte ich und kniete mich hin und wollte aufstehen. Daryl stand schon vor mir und reichte mir seine Hand, ohne mich anzusehen. Ich ergriff sie, etwas erschrocken sah er mich an und zog mich doch hoch.
Zu meinem verwundern saß Ace auf seiner Schulter und schaute zu mir rüber, Daryl hatte seine Armbrust in der linken Hand und stützte mich mit seiner Rechten. Ich wollte alleine gehen, doch als ich von ihm abließ sackte ich fast zusammen, wieder hielt Daryl mich fest. Dieses Mal an der Hüfte und zog mich so über die Lichtung.
Mein Kopf brummte immer mehr und ich spürte die wärme meines Blutes an meiner Wange runter laufen. Es tat wirklich höllisch weh und war kaum zu ertragen, ich blieb stehen, denn es begann zu pochern.
„Verdammt! Ich wollte das wirklich nicht!" Zischte Daryl und ließ mich runter, er hockte sich neben mich als ich dort so saß. Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und versuchte durch zu atmen. Er drückte meinen Kopf hoch und tupfte wieder das Blut von meiner Stirn.
„Scheiße!" Fluchte er wieder, ich drückte seine Hand weg.
„Ist gut, mir ist nur schlecht." Sagte ich abweisend.
„Ich kann dich auch alleine hier zurück lassen." War er wieder grob geworden, seine Stimmungsschwankungen würden mich sicher bald zum kotzen bringen. Er schulterte die Armbrust und packte mich unter den Armen und unter den Schenkeln, er hob mich hoch und ging weiter.
Ich war erstarrt und nicht gewohnt, getragen zu werden, ich sagte nichts und blieb so locker wie möglich. Aber mein Kopf tat bei jedem Schritt weh, aber nicht mehr so doll, als würde ich selbst gehen. Ace sprang mir auf den Bauch und schaute verwirrt, ich strich ihm etwas über sein Fell.
„Du bist schwerer als du aussiehst." Gab er von sich, ich schaute ihn etwas böse an und schüttelte mit dem Kopf, dadurch wurde mir noch schwindeliger und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Ich hörte seinen regelmäßigen Herzschlag und er beruhigte mich etwas. Der Donner wurde von seinem Herzschlag übertönt und selbst mein eigner passte sich dem seinen an.
Sein Atem ging tief und stark, wieder roch ich seine Kleidung und wieder roch sie nach feuchten Moos und etwas nach frischer Erde. Es war verwunderlich das er so nach der Natur roch, ich krallte mich in seine Weste und zog den Duft ein. Der prasselnde Regen kam dichter und ich spürte die kühle Brise, die der Regen vor sich her trieb.
Und schon wurden wir von dem kalten Nass umhüllt, aber das störte Daryl nicht. Er ging weiter, aber nicht durch die Büsche, er schützte mich mit seinem Körper, sodass ich nicht ganz so nass wurde. Es tropfte von seinen Haaren direkt auf mich hinab. Wie eine blöde starrte ich ihn von unten an und als ein Blitz uns erhellte, funkelten die tausend kleinen Tropfen auf und um ihn strahlend hell. Es war Atemberaubend.

The Walking Dead - World's EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt