Bluff oder kein Bluff?

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Beide blicken sie auf das dritte Artefakt welches sie geschafft haben zu holen und Viktor sieht seinen Boss aus dem Augenwinkel an. Ihre Augen wirken durch das Licht, welches unter den Glaskuppeln der Artefakte herrscht, noch grauer als sonst. Farbloser. Und doch lebendiger denn je, fast schon ein Widerspruch in sich. Und es geht etwas von diesen drei Dingen aus, was er nicht zu beschreiben vermag. Ein schon fast unangenehmer Druck. „Hey... Boss?" Dinah wendet ihren Blick von dem Ring ab und blickt zu ihrem Assistenten. „Hm?" Der Schwarzhaarige schluckt und kratzt sich kurz an der Wange. „Was ist... damals wirklich passiert?" Ihre Lebensfreude verschwindet aus dem Gesicht, die Augen werden kalt. Das will er jetzt unbedingt wissen weil...? „Ich weiß dass Sie nicht darüber reden wollen, aber- Ich will einfach nur Trigger vermeiden, verstehen Sie? Ich will nicht über ein Thema Witze machen und Sie damit beleidigen oder angreifen. Ich dachte- Ich dachte da wir uns jetzt schon ein paar Jahre kennen... vielleicht wäre es an der Zeit zu fragen?" Dinah leckt sich über die Lippen und verschränkt die Arme, sie kann ihn verstehen! Aber darüber zu reden... Unsicher kaut sie sich auf der Unterlippe herum, geht dann aber an ihm vorbei. „Wir gehen in mein Büro." Mit großen Augen sieht er ihr nach, bevor er zusammenzuckt und die Nachricht versteht. Sofort folgt er ihr, hier wären sie nicht alleine. Kameras, Sensoren, Wachen die regelmäßig alles abchecken- Das wäre wirklich nicht der Ort um so etwas zu erzählen. Aber dass sie ihm das endlich weitergibt, dass ist wirklich ein Fortschritt für ihn um sie noch besser zu verstehen! Sein Herz pumpt dann doch ziemlich, vor allem als er sieht dass sie ein Schild an ihrem Büro anbringt dass man sie nicht stören sollte. Sie meint es wirklich ernst. Vorsichtig schließt er hinter sich die Tür und setzt sich auf den Stuhl, nachdem man ihm angedeutet hat sich hinzusetzen. Dinah streicht sich mit dem Daumen über die Unterlippe und schnaubt dann. 

„Ich ziehe es größer auf als es ist, aber ich vertraue nur dir, Viktor. Zuerst starb mein Vater, er war Soldat. Man könnte meinen dass es nichts ungewöhnliches ist und auch wenn es weh tat- Es ging. Meine Mutter verreckte am Krebs, was für ein Bastard. Um mich nicht ins Waisenhaus stecken zu müssen, hatte mein Cousin mich aufgenommen und sich um mich gekümmert, bis man ihn umgebracht hatte. Beim Tod meines Vaters war ich sechs, bei meiner Mutter acht und bei meinem Cousin, den ich tot und blutüberströmt in der Küche gefunden habe, 11. Du hast schon einige Witze gebracht bei denen ich hart schlucken musste um dich nicht gegen die nächste Wand zu katapultieren, von dem her ist das so ungefähr die dümmste Argumentation gewesen die du hättest bringen können. Aber... es ist was es ist. Mein Onkel und meine Tante wollten mich nicht und schlussendlich haben mich meine Großeltern aufgenommen." Viktor nickt leicht. „Und deswegen... deswegen sind Sie jeden Sonntag auf dem Friedhof." Dinah nickt leicht. „Familientreffen." Die aufkommende Stille ist extrem unangenehm, bis sich ihr Assistent räuspert. „Gibt es da irgendeine Verbindung zu... jetzt? Nicht einmal ich weiß was Sie mit den zusammengesetzten Artefakten vorhaben!" Ein leises Lachen, wobei sie den Kopf schüttelt. „Oh keine Sorge, nur weil ich ein bisschen was an Familiendrama in der Vergangenheit hatte bedeutet das noch lange nicht dass ich der Bösewicht werde. Hast du eine Ahnung wie viele da draußen leben die es vielleicht schlimmer als ich getroffen haben und trotzdem normale Leben führen? Nein, das ist nicht der Grund. Einfach ausgedrückt... es hat mein Interesse geweckt. Als ich davon in meinem Studium hörte war ich sofort Feuer und Flamme dafür! Und als sich herausstellte dass es wirklich existiert... Wie ein wahrgewordener Traum. Kennst du noch den alten Boss? Charleston?" Viktor zieht eine Augenbraue hoch. „Der, der mich eingestellt hatte?" Zustimmend nickt sie, ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht ist erkennbar. „Jap, der ist ja in Rente gegangen." Mit einem Mal hat sie diesen einen, bestimmten Blick drauf den Viktor nur zu gut kennt. „Er- Er ist in Rente gegangen, oder...?" Seine Stimme ein wenig verzweifelt. „Kann man so sagen. Rente für immer. Ich hab seine Ressourcen gebraucht, okay? Das hier läuft um einiges besser seit ich es übernommen habe, da musst du mir zustimmen." Die hat ihren eigenen Boss umgebracht?! Vor was schreckt die eigentlich zurück! „Sag mal... frisst du auch Babys oder so?" Dann aber merkt er wie er das gesagt hatte und räuspert sich. „Entschuldigen Sie. Sagen Sie mal... fressen Sie auch Babys oder so?" Dinah legt leicht den Kopf schief. „Wer sagt dass ich das nicht tue? Weißt du genau was in deinem Fleisch drin ist was du hier bekommst?" Viktors Augen weiten sich, so eine Ernsthaftigkeit hat er bei ihr selten erlebt!

Bloody ArtifactsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt