Die armen Schuhe

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Das Frühstück hat beiden gut getan und als sie auschecken ist es schon später Nachmittag. „Sollten wir nicht den anderen bescheid geben dass wir auf unseren Freund getroffen sind?", merkt Anderson an, doch Dinah winkt ab. „Dass sie sich noch mehr Sorgen machen? Willst du das wirklich? Wir können ihnen alles erzählen wenn wir zurück sind, wir haben noch ein paar Inseln vor uns." Er folgt ihr zur Seite des Gebäudes, bevor sie ihre Flügel strecken kann und nach kurzem Zögern seinerseits wieder in die Luft steigt. Währenddessen herrscht komplette Langeweile im Vatikan. Alucard schläft, aber weder Viktor noch Maxwell kommen irgendwie weiter und ohne neue Informationen können sie nur immer wieder das durchgehen was sie bis jetzt haben. Was nicht wirklich viel ist, gerade einmal die Einschränkung auf einen Kontinent. Amerika. „Würden Sie sich für einen kleinen Spaziergang begeistern können?" Viktor sieht von seinem Tablet hoch und mustert den Erzbischof bevor er nickt, eine kleine Pause und frische Luft könnte ihnen beiden ziemlich gut tun. „Sehr gern, Ablenkung klingt super." Er steht auf und lässt das Tablet auf dem Schreibtisch liegen, bevor er Enrico durch die Tür nach draußen folgt. Während es bei Anderson und Dinah später Nachmittag ist, haben sie das Mittagessen erst hinter sich und sie sind eigentlich in der Mittagspause. Doch keiner von beiden kann diese Pause lang einhalten, auch wenn sie nicht wirklich weiterkommen. 

Seufzend streckt sich Dinah's Assistent und gähnt, wenn sie nicht bald etwas finden sitzen sie wieder nur nutzlos hier herum. Und den Bischof hat man auch nicht mehr wirklich gesehen, beziehungsweise konnte man nur kurze Blicke auf ihn erhaschen bevor er schon wieder verschwunden war. Ob er die Zeit allein wirklich so sehr genießt? „Dürfte ich Euch eine Frage stellen die vielleicht als sehr... persönlich gelten würde?" Gemeinsam streifen sie durch den Garten, die Sonne wärmt beide und die violetten Augen gehen zu Viktor. „Wird Sie etwas davon abhalten die Frage zu stellen?" Der Schwarzhaarige schmunzelt leicht. „Euer Wort, Erzbischof Maxwell." Enrico mustert ihn kurz, nickt dann aber wieder und sieht nach vorn. „Dann stellen Sie die Frage, Mister Graves. Wir werden sehen ob ich Ihnen eine Antwort darauf geben werde." Na gut, das klingt doch gar nicht einmal SO schlecht, oder? „Man merkt eines bei Euch relativ schnell, Eure Beliebtheit geht eher in den negativen Bereich. Gibt es einen besonderen Grund den wir kennen sollen, ist das etwas persönliches von diesen Leuten oder ist das auf eine Tat zurückzuführen?" Maxwell wird für einen Moment langsamer, verfällt aber schnell wieder in sein altes Schritttempo. Ein paar Augenblicke der Stille vergehen in denen Viktor nicht weiß ob er eine Grenze übertreten hat oder nicht. 

„Kennen Sie das Sprichwort: ‚Lass sie hassen solange es aus Angst geschieht.'?" Dinah's Assistent schüttelt den Kopf, von diesem Sprichwort hatte er noch nie gehört. „So ungefähr geschieht es hier. Man meidet mich nicht weil man sich denkt gewisse Charaktereigenschaften nicht zu mögen. Zumeist besteht dieser Hass aus reiner Angst aufgrund der Reichweite die ich besitze, der Macht und der Überlegenheit mit der viele nicht klarkommen. Natürlich ist es nicht jeder, aber die meisten." Dann aber erwidert er den Blick von Viktor. „Erlauben Sie mir eine Gegenfrage?" Dieser nickt sofort, immerhin hatte er ihm auch eine höchstwahrscheinlich persönliche Frage gestellt. „Wie schaffen Sie es als Mensch ohne, nehmen Sie es mir nicht persönlich, besondere Fähigkeiten sich so schnell hier einzufügen und gemocht zu werden? Und wie bleiben Sie bei so vielen neuen Erkenntnissen als Neuling so ruhig?" Viktor schnaubt amüsiert und grinst. „So wie der Boss ihre Regeln hat, habe ich meine Regeln! Auch wenn es nur sieben sind. Aber wenn man sich an die hält, dann läuft es einigermaßen." Neugierig gemacht worden, zieht Enrico eine Augenbraue hoch. „Wären Sie so freundlich mir diese Regeln zu erklären?" Vielleicht hilft es ja auch bei ihm ein paar Vorurteile zu lösen. „Kein Problem, das ist eigentlich kein Geheimnis, Erzbischof Maxwell. Nummer eins, lass es gehen. Ruiniert Euch nie einen guten Tag weil man an den schlechten von gestern denkt. Man kann sein Fazit daraus ziehen, seine Lehren, aber das Leben ist zu vielfältig als dass man sich an jedem einzelnen Ding aufhalten sollte, versteht Ihr?" Huh, tatsächlich erkennt er einen guten Ansatz in dieser ersten Regel, somit ist er noch neugieriger was die anderen Regeln besagen. „Regel Nummer zwei, ignorier sie. Hört nicht auf andere Personen, lebt ein Leben dass Euch selbst die Kraft verleiht weiterzumachen ohne sich auf etwas anderes verlassen zu müssen! Vor allem hört nicht auf Personen die keine Ahnung von der Thematik haben."

Bloody ArtifactsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt