Tagesplan
-12 Uhr: erstes Treffen in Haus 6, Raum 2
-13.30 Uhr: Mittagessen, Mensa
-15 Uhr: Spaziergang in den Dünen
-19 Uhr: Abendessen, Mensa
-21 Uhr: gemeinsame Abendgestaltung, Haus 6, Raum 4
Kevin las den Tagesplan und fasste sich an den Kopf. Was hatte Olaf sich da nur einfallen lassen? Und wieso tat er sich das eigentlich an? Er hätte hier niemals mitfahren müssen. Karl wäre sicherlich doch mitgekommen, hätte er ein wenig auf ihn eingeredet. Oder Nancy. Aber nein, Lars hatte ihn überzeugt, dass er ihn doch nicht alleine lassen sollte. Und das konnte er seinem Kollegen dann doch nicht abschlagen. Aber jetzt saß er mit Marco Buschmann in einem kleinen Haus an der Ostsee. Er hatte ja nicht direkt etwas gegen Marco. Manchmal konnte der Liberale ganz lustig sein. Aber diese Momente hatte Kevin bisher wirklich selten erlebt. Und anstatt dass sie sich unterhalten, hatte Marco direkt ein Buch aus seiner Tasche gekramt und angefangen zu lesen. War das etwa der Sinn dieser 10 Tage, dass sie sich gegenseitig mehr oder weniger ignorierten? Sicherlich nicht. Wahrscheinlich wollte Olaf ihm damit wirklich eine auswischen, indem er ihn mit Marco zusammen getan hatte. Anders konnte Kevin es sich in diesem Moment nicht erklären. Aber gut, vielleicht konnte er ja gleich mal bei Lars und Claudia vorbei schauen. Da würde er sich sicherlich wohler fühlen, als bei dem schweigsamen Justizminister.
"Marco, hier liegt übrigens der Tagesplan. Um 12 Uhr treffen wir uns in Haus 6, ich schätze, dass ist das Gemeinschaftshaus. Also haben wir noch etwas Zeit."
"Ja, ich weiß.", kam es zurück, ohne dass Marco aufschaute. Dabei blieb es dann auch. Das Buch musste wohl interessanter als Kevin sein. Und ein Blick auf Kevin's Handy verriet, dass sie noch knapp eine dreiviertel Stunde Zeit hatten, bevor sie sich alle zusammen trafen. Dann könnte er sicherlich mal bei Lars vorbei schauen. Immerhin hatte er ihn überzeugt, mitzukommen. Dann musste er sein Dasein nun auch ertragen. Also schrieb er seinem Parteivorsitzendem und guten Freund schnell eine Nachricht.
"Lars, kann ich kurz zu euch rüber kommen? Haus 4, richtig? Sonst gehe ich hier noch ein vor Langeweile und Stille."
"Klar, komm rüber. Ich mach dir dann auf."
Natürlich war auf Lars Verlass. Zum Glück. Er sagte kurz Marco Bescheid, aber den interessierte wohl eh nicht, was der Sozialdemokrat trieb. Und ob er nun da war oder nicht, das war Marco auch ziemlich egal. Er sollte ihn wohl einfach nur in Ruhe lassen.
Das tat Kevin dann auch. Er trat aus dem Haus und spürte direkt die Kälte in seinem Gesicht. Er hatte das Wetter wohl etwas unterschätzt. Aber gut, da musste er jetzt durch. Er hatte schon deutlich schlimmeres erlebt. Wenn er nur an seine Wandertouren dachte. Da wurde er schon beinahe wehmütig und vergaß, weshalb er dort draußen stand. Dann wurde er allerdings von einem lauten Lachen in die Realität zurück geholt. Claudia stand vor Haus 2 gemeinsam mit Annalena. Die Außenministerin schien etwas verzweifelt zu sein und Claudia hatte ihren Spaß in der Situation. Was auch immer da los war. Es schien auf jeden Fall lustig zu sein. Claudia bemerkte Kevin und winkte ihm leicht zu. Irritiert blieb dieser stehen und wartete ab, ob noch etwas passierte. Dann rief Claudia über das halbe Gelände."Linda hat Annalena versehentlich ausgesperrt und sie hört Musik, deshalb hört sie uns nicht. Muss man sich mal vorstellen, einfach die Außenministerin aussperren.", lachte Claudia laut und bekam sich kaum noch ein. Kevin lachte auch leicht, ging dann aber weiter. Die Tür stand sowieso schon offen, weshalb er nur an dem Haus mit der Nummer 4 klopfte und dann rein ging.
"Ahh, da bist du ja."
"Ja, was hier schon alles los ist. Danke für die kurzzeitige Aufnahme hier. Ich sag dir, das ist schon ne Nummer da bei mir."
"Wer schiebt hier eine Nummer?", rief plötzlich Claudia, die gemeinsam mit Annalena das Haus betrat. Dadurch wurde es so langsam eng in dem kleinen Wohnzimmer.
"Niemand", lachte Lars, während Kevin leicht verstört und wohl auch peinlich berührt zur Seite schaute.
"Schade, ich dachte es gäbe schon Gossip für mich. Na gut, das wird ja sicherlich noch kommen. Warten wir mal ab. Aber jetzt rutscht doch mal ein bisschen, damit wir auch noch Platz auf dem Sofa haben."
Tatsächlich fanden die vier auch auf dem kleinen Sofa alle Platz, auch wenn Kevin gefühlt auf dem Schoß von Lars saß. Aber alles besser, als noch mehr Langeweile mit Marco ertragen zu müssen. Hier war wenigstens etwas los.
"Also gut, Kevin ist hier, weil er mit Marco nicht klar kommt. Aber Annalena, wieso haben wir jetzt die Ehre mit dir?", fragte Lars etwas belustigt aber ziemlich interessiert in die Runde. Und Claudia musste sich ziemlich zusammen reißen, damit sie nicht wieder lauthals los lachte. Sonst hätte Annalenas Ellenbogen beinahe den Weg zu Claudia's Rippen gefunden. Aber da hatte sie nochmal Glück gehabt.
"Linda hat mich versehentlich ausgesperrt. Eigentlich wollte ich nur schnell meine Jacke holen, die ich im Bus vergessen hatte. Linda hatte währenddessen Kopfhörer in den Ohren und Musik gehört. Aber dann hat sie hinter mir die Tür zu gemacht und nicht bemerkt, dass ich draußen war und gar nicht mehr im Haus. Und auf Klingeln oder Klopfen reagiert sie nicht, also bin ich nicht mehr rein gekommen. Deshalb sitze ich jetzt hier. Und hoffe, dass sie das nicht absichtlich gemacht hat und mich eigentlich loswerden wollte."
"Aber sicher nicht, Schätzchen. So wie Linda dich anguckt, würde sie dich sicherlich niemals freiwillig aus dem Haus sperren.", wandte Claudia ein. Verwirrt über den Kommentar fand Annalenas Ellenbogen denn doch den Weg zu Claudia. Was sollten auch solche unangebrachten Kommentare? Um etwas abzulenken, wechselte Annalena dann wieder das Thema.
"Es ist schon nicht leicht mit den Liberalen, würde ich sagen. Aber ist es mit Marco wirklich so schlimm, dass du vor ihm flüchtest?"
"Ach nein. So würde ich es nicht sagen. Nur ist er sehr schweigsam und nicht sonderlich an Gesprächen interessiert. Beziehungsweise an Gesprächen mit mir. Da konnte ich jetzt gerade nicht mit umgehen und bin lieber hierher gekommen. Und offenbar ist die Stimmung hier auch deutlich besser."
"Mit Claudia ist die Stimmung immer gut", lachte Annalena und schaute dieses Mal amüsiert zu ihrer Kollegin und guten Freundin.
Sie unterhielten sich eine ganze Weile, bis sie bemerkten, dass das Treffen mit allen anderen in Kürze beginnen sollte. Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu Haus 6 und suchten den Raum 2. Hätte Christian nicht im Flur rum gestanden, hätten sie den Raum wahrscheinlich niemals pünktlich gefunden. Aber tatsächlich war der Liberale mal eine Hilfe, dachte sich Kevin. Sonst hielt sich das ja eher in Grenzen. In dem Raum waren Stühle verteilt und der Kanzler stand vorne vor einem Bildschirm. Kevin kam sich ein wenig wie auf einer Klassenfahrt vor, nur war alles digitaler als zu seiner Schulzeit. Aber gut, er war gespannt, was jetzt passieren würde. Er ließ sich auf einen Stuhl neben Lars fallen und auf seiner anderen Seite nahm komischerweise Christian Platz. Und selbstverständlich daneben Marco, der kurz darauf den Raum betrat. Annalena hatte sich auf die andere Seite zu Robert gesetzt und Linda, die auch den Raum betrat, setzte sich neben Annalena. Zwischen den beiden gab es wohl noch Gesprächsbedarf, stellte Kevin fest. Nachdem Linda Annalena ausgesperrt hatte. Als dann auch die letzten einen Platz gefunden hatten, legte Olaf mal wieder los. Er sprach außerordentlich viel an diesem Vormittag, stellte Kevin fest.
"Schön, dass ihr alle den Weg hierher gefunden habt. Ich hoffe mit den Häusern ist alles in Ordnung und ihr habt den Tagesplan gesehen. Aber davon gehe ich aus. Heute wollen wir auch relativ entspannt anfangen, ganz ohne politische Diskussionen, sondern einfach nur Aktivitäten für die Gruppendynamik. Daher nachher ein Spaziergang in die Dünen und heute Abend auch eine gemeinsame Aktivität. Jetzt möchte ich euch aber gerne erstmal die Regeln für die kommenden Tage vorstellen."
Bei Marco und Kevin läufts also nicht so, während Linda Annalena ausgesperrt hat. Spannende erste Stunden würde ich sagen. Ich hoffe, es hat euch gefallen!
DU LIEST GERADE
Fahrt ins Ungewisse
FanfictionZehn Tage. Die Führungsspitzen der Ampel-Koalition. Eine Idee des Kanzlers. Das Ziel: die Gemeinschaft in der Koalition stärken, abseits der politischen Debatten. Deshalb fährt eine Gruppe der Spitzenpolitiker der Ampel Parteien an die Ostsee, um di...