Beim Abendessen wurde noch bestimmt, wer am nächsten Tag die nächste Aktivität durchführen sollte und die Wahl fiel auf Marco. Dieser war ziemlich überfordert und musste erstmal mit Christian besprechen, ob er Ideen hatte. Das hatte Robert mitbekommen, weil Marco mit in ihr Haus nach dem Abendessen gekommen war. Die Chemie im Hause Buschmann Kühnert war wohl wirklich nicht allzu gut.
Und jetzt gingen sie gemeinsam in das Gemeinschaftshaus, um den Abend mit den anderen gemeinsam zu verbringen. Es sollte wohl Alkohol geben. Robert hoffte darauf, dass es gutes Bier gab. Am besten Flensburger. Das könnte den Abend noch retten. Aber gut, er war einfach gespannt. Es könnte sich zumindest niemand verlaufen. Das beschäftigte Robert immer noch. Wie konnte er bei seiner eigenen Aktivität bloß Mitglieder der Gruppe verlieren? Naja, letztlich war ja alles gut geworden. Und jetzt hatten sie sich einen entspannten Abend verdient.
Relativ schnell teilte sich die Gruppe auf, wobei sich Olaf, Bärbel, Marie-Agnes und Claudia etwas zurückgezogen hatten. Alle anderen saßen an der Quelle des Alkohols und unterhielten sich erst ganz normal. Aber desto mehr Alkohol sie intus hatten, desto lustiger wurde die Gruppe. Sogar Marco wurde lockerer und brachte sich in Gespräche ein. Robert konnte auch entspannen und war froh zu sehen, dass alle anderen gut gelaunt waren. Auch nach diesem Fauxpas am Nachmittag. Irgendwann hatte Christian dann eine Idee.
"Wollen wir nicht etwas Spannung in die Runde bringen und irgendwas spielen? Wahrheit oder Pflicht zum Beispiel?"
Robert verzog leicht das Gesicht. Sie waren doch keine Teenager. Da machte man sowas doch eigentlich nicht mehr. Aber gut, warum nicht? Immerhin waren sie hier, um sich besser kennenzulernen. Und vielleicht war es ja ganz lustig. Und so viel Alkohol hatten sie auch noch nicht getrunken, dass es eskalieren würde. Hoffte er zumindest. Annalena war sofort dabei und Linda schien zwar nicht ganz überzeugt, stimmte dann jedoch zu. Kevin und Lars waren auch dabei, nur Marco haderte. Er könnte sich auch einfach zu der anderen Gruppe begeben, denn er war wirklich nicht angetan von solchen Spielen. Aber letztendlich konnte Christian ihn überzeugen, sodass alle mitspielten.
Christian zog eine leere Bierflasche hervor, erklärte nochmal schnell die Regeln und drehte dann das erste Mal die Flasche. Sie blieb vor Annalena stehen. Robert beschlich ein ungutes Gefühl. Er wollte nicht, dass Annalena mit unangenehmen Dingen oder Fragen konfrontiert war. Das mochte er noch nie. Dafür war ihm Annalena einfach zu wichtig.
"Also gut Annalena, Wahrheit oder Pflicht?"
Sie überlegte kurz, entschied sich dann aber für Wahrheit. Hoffentlich würde Christian mit einfachen Fragen starten. Und nicht direkt kritische Fragen aufwerfen. Er schien zu überlegen, fing dann an zu grinsen und warf Robert einen kurzen Blick zu. Was diesen nur noch mehr verwirrte.
"Wahrheit also. Na gut. Hattest du jemals was mit Robert?"
Annalena fing direkt an laut zu lachen, während Robert leicht rot wurde. Warum immer diese Frage? Besser gesagt diese Vermutung. Konnte nicht einfach akzeptiert werden, dass sie gut befreundet waren und einfach sehr gut miteinander zusammen gearbeitet haben?
"Nein. Und ich wundere mich ein wenig darüber, wie oft mir diese Frage gestellt wird. Aber jetzt habt ihr Klarheit."
Robert registrierte, wie Annalena bei den Worten zu Linda sah, die ebenfalls leicht lächelte. Und er selber nickte einmal bestätigend. Dann war die Frage schonmal vom Tisch. Und Annalena nahm die Flasche, um sie zu drehen. Sie stoppte bei Marco, der entnervt seufzte. Robert war leicht belustigt. So brachte man den Justizminister also aus der Reserve.
"Marco, Wahrheit oder Pflicht?", fragte ihn dann auch Annalena.
"Wahrheit. Auch wenn ich nicht weiß, was ihr von mir wissen wolltet."
Ja, das wusste Robert auch nicht. Aber Annalena würde sich schon was gutes einfallen lassen. Da war sich Robert sicher.
"Hmm, was hast du gegen Kevin, oder weshalb ist er heute aus eurem Haus geflüchtet?"
Der Genannte schaute kurz überrascht auf, nahm dann einen Schluck aus der Bierflasche und wartete mit verschränkten Armen auf die Antwort.
"Gar nichts. Abgesehen davon, dass er links ist. Aber wenn er flüchtet, kann ich da auch nichts für. Das ist seine Sache."
Sie nahmen die Antwort so hin und Marco drehte die Flasche. Dieses Mal landete sie bei Robert. So kam vielleicht auch bei ihm endlich mal Spannung rein. Wobei er bezweifelte, dass Marco sich viel Mühe geben würde.
"Ich nehme Pflicht", sagte Robert direkt und bemerkte natürlich, wie Christian Marco etwas zuflüsterte. Dieser nickte nur und stellte Robert dann seine Aufgabe. Oh man, darauf war Robert nicht vorbereitet.
"Alles klar, verpass der Person, auf die die Flasche als nächstes zeigt, einen Knutschfleck."
Definitiv Christians Idee. Das war absolut sein Humor. Aber Robert wollte sich nicht die Blöße geben und drehte die Flasche, ohne mit der Wimper zu zucken. Auch wenn er natürlich nicht scharf auf diese Aufgabe war. Aber da musste er jetzt durch. Die Flasche wurde immer langsamer, machte beinahe bei Annalena Halt, stoppte letztlich aber bei Christian. Alle, abgesehen von ihm und Robert fingen an zu lachen. Na gut, das hatte Christian jetzt davon. Es war seine eigene Idee gewesen und jetzt hing er selber in der Sache drin. Und würde wohl in Kürze einen Knutschfleck haben. Robert stand auf, lief um den Tisch herum und stand dann neben Christian. Er fragte ihn leise, ob alles in Ordnung sei, worauf Christian nur nickte. Das war für Robert das Go, dass er sich der Aufgabe stellen durfte. Alle anderen schauten gespannt zu ihnen. Und Annalena hatten ein dickes Grinsen im Gesicht. Ihr gefiel die Situation sichtlich. Und Christian fühlte sich merklich unwohl. Robert ließ es sich nicht so anmerken, aber auch er fühlte sich ähnlich. Es war ein komischer Gedanke, Christian in wenigen Sekunden so nah zu sein. Seine Haut an seinen Lippen zu spüren. Und alle würden sie dabei sehen.
Er beugte sich so runter, dass er auf einer Höhe mit Christians Hals war und legte langsam seine Lippen auf die warme Haut des Liberalen. Es fühlte sich alles wie in Zeitlupe an. Robert spürte ein Kribbeln in sich, als er den Druck auf Christians Haut erhöhte und fragte sich, was da bei ihm passierte. Es war ziemlich ungewöhnlich. Denn er würde lügen, würde er sagen, dass es sich falsch anfühlte. Und er merkte, wie Christian deutlich schneller als zuvor atmete und unruhig war. Es machte also auch etwas mit ihm. Nach einer gefühlten Ewigkeit trennte sich Robert wieder von Christian, betrachtete kurz sein Werk, befand dass es ihm gut gelungen war, und setzte sich dann wieder auf seinen Platz. Annalena pfiff leise und raunte Robert nur das Wort "heiß" zu. Sie hatte wirklich Spaß. Alle anderen scheinbar auch. Nur Christian wirkte noch ziemlich paralysiert und noch nicht ganz wieder angekommen in der Realität. Was auch Robert ziemlich verunsicherte. War es doch ein Fehler gewesen? Hätte er Christian besser in Ruhe gelassen? Er wusste es nicht. Und drehte deshalb einfach die Flasche weiter.
Sie landete bei Kevin, der kurz überlegte, sich dann aber ebenso wie Robert für Pflicht entschied. Dieses Mal musste sich Robert etwas überlegen. Und fragte sich, wie weit er wohl gehen durfte. Aber das mit Christian gerade zeigte, dass es kaum Grenzen gab.
"Okay, such dir eine Person deiner Wahl aus und zieh ihr ohne deine Hände zu benutzen die Hose aus."
Kevin wurde jetzt schon rot im Gesicht und wäre wahrscheinlich am liebsten gegangen. So kam es zumindest Robert vor. Alle anderen schienen begeistert von der Aufgabe zu sein, nur wussten sie alle noch nicht, auf wen Kevin's Wahl fiel. Aber Robert hatte so eine Ahnung. Eine der Frauen würde es wohl nicht werden. Und Marco sicherlich auch nicht. Leise nuschelte Kevin den Namen seines Parteivorsitzenden und bestätigte so Roberts Vermutung, dass er Lars nehmen würde. Der nahm es wohl mit Humor und stand auf, damit Kevin seine Aufgabe erfüllen konnte. Kevin kniete sich mittlerweile vor seinen Kollegen, was alle anderen nur mit einem Lachen quittierten. Dieser Anblick war auch definitiv zu falsch. Robert schämte sich ja schon beinahe, dass er diese Aufgabe erteilt hatte. Aber ihm war es zuvor ja nicht besser ergangen. Wenn er nochmal zu Christian blickte.
So langsam wird es ernst :) Was denkt ihr, was dieser 'Wahrheit oder Pflicht Abend' wohl auslösen wird?
Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Kapitel!
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Fahrt ins Ungewisse
FanfictionZehn Tage. Die Führungsspitzen der Ampel-Koalition. Eine Idee des Kanzlers. Das Ziel: die Gemeinschaft in der Koalition stärken, abseits der politischen Debatten. Deshalb fährt eine Gruppe der Spitzenpolitiker der Ampel Parteien an die Ostsee, um di...