8 - Christian

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Christian beobachte, wie Kevin langsam aber sicher seine Aufgabe erfüllte und Lars die Hose von seinem Körper entfernte. Aber im Vergleich zu den anderen, die diese Szene beobachteten, waren Christians Gedanken noch bei Robert. Bei diesen warmen, weichen Lippen, die exakt die richtige Stelle an seinem Hals getroffen hatten. Christian wusste nicht, wie Robert das geschafft hatte. Wie er ihn so leicht aus dem Konzept bringen konnte. Aber er hatte es offenbar geschafft. Sein Körper hatte ganz verrückt gespielt, beinahe so, wie er es bei Franca immer tut. Aber Robert war nicht Franca. Und er schien das Ganze wirklich locker weg zu stecken. Und Christian versuchte einfach, sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren. Kevin hatte es mittlerweile geschafft und Lars stand nur noch in Boxershorts da. Auch ein interessanter Anblick, aber es war Christian ziemlich egal. Und genauso egal war ihm, dass Kevin vor Scham am liebsten weggelaufen wäre. Lars schien es offenbar nicht so ernst zu nehmen. Immerhin war Kevin ja ein guter Freund, da konnten sie sich auch mal solche Späße erlauben. Bei all der Ernsthaftigkeit, mit der sie sonst zusammen arbeiteten.

Die Flasche drehte sich erneut und landete wieder bei Christian. Auch das noch! Er wusste, dass er sich selbst in diese ganze Situation manövriert hatte, immerhin hatte er sich die Aufgabe für Robert ausgedacht und das ganze Spiel vorgeschlagen, aber jetzt wäre er am liebsten gegangen. Aber diese Blöße wollte er sich nicht geben. Deshalb antwortete er dieses Mal mit Wahrheit. Bloß niemandem mehr zu Nahe kommen. Und schon gar nicht Robert.

"Hattest du in einem deiner Büros schon Sex?"

Etwas irritiert über die Frage nickte Christian und antwortete "klar", als ob es das normalste der Welt wäre. Alle anderen schauten ihn mit einer Mischung aus Schock und Belustigung an, was dazu führte, dass Christian sich verteidigte.

"Also so ungewöhnlich ist das jetzt wirklich nicht. Ihr könnt mir nicht sagen, dass ihr das alle noch nie gemacht hättet! Dass ihr alle so langweilig seid!"

Die anderen schüttelten nur die Köpfe und Christian dachte sich insgeheim, dass sie doch alle ein wenig spießig waren, was das anging. Und als er daran dachte, was man in seinem Büro so alles treiben konnte, fiel sein Blick wieder zu Robert. Als ob er so unschuldig war, wie er tat. Christian konnte es sich kaum vorstellen. Aber ganz andere Dinge wurden gerade eine Vorstellung in seinem Kopf. Die er schnell abschüttelte, indem er die Flasche erneut drehte. Und sie stoppte bei Linda. Auch das noch. Die Liberale verzog auch schon das Gesicht. Christian wusste, dass er es sich mit ihr verscherzt hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und eigentlich wollte er sie nicht in eine unangenehme Situation bringen. Das hatte er schon einmal getan und es war vollkommen schief gelaufen. Aber hier spielten sie Wahrheit oder Pflicht. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Also hatte Christian doch Mut, ihr auch eine unangebrachtere Frage zu stellen. Denn auch sie entschied sich für Wahrheit.

"Mit wem aus dem Raum würdest du am ehesten etwas anfangen?"

Die Frage sorgte für eine gewisse Spannung im Raum, denn bisher war Linda den Abend über ziemlich leise gewesen. Und jetzt schien sie wirklich ernsthaft zu überlegen. Christian hoffte, dass er es damit nicht schon wieder zu weit getrieben hatte. Aber die vorherigen Aufgaben und Fragen waren ja auch nicht Ohne gewesen. Warum sollte er dann bei Linda eine Ausnahme machen? Und er war wirklich gespannt auf die Antwort. Denn so leicht schien sie Linda nicht zu fallen.

"Puhh, das ist eine schwierige Frage und ich weiß es ehrlich gesagt nicht, weil ich euch alle nicht gut genug kenne.", antwortete Linda nur. Und versuchte wohl, um eine Antwort herum zu kommen.

"Ach komm Linda, du bist uns eine ordentliche Antwort schuldig. Bisher hat sich doch niemand gedrückt. Also los", forderte sie Annalena auf. Und alle anderen nickten bestätigend. Linda seufzte und schaute sich nochmal in der Runde um. Leise antwortete sie dann endlich.

"Ich glaube Annalena."

So ziemlich alle Anwesenden waren überrascht, als sie das hörten. Nur Robert schien damit zumindest mal gerechnet zu haben. Er grinste nur leicht, was bei Christian auch wieder etwas auslöste. Aber Stopp! Immerhin hatte Linda gerade gesagt, dass sie am ehesten mit Annalena etwas anfangen würde. Mit Annalena! Christian war wirklich überrascht. War Linda etwa lesbisch? Diese Frage stellte er dann wohl auch laut, wobei es doch etwas unüberlegt war.

"Wie? Bist du..."

"Christian, eine Frage pro Runde. Lass Linda in Ruhe, sie hat die Frage beantwortet.", kam es dann aber schnell von Robert. Warum verteidigte er sie denn? Naja, auch egal. Viel spannender war ein Blick zu Annalena, die mittlerweile auch etwas rot im Gesicht war. Und sie schaute ein wenig nervös durch den Raum. So, als ob sie am liebsten aufstehen und weglaufen würde. Linda schien es ähnlich zu gehen. Und so kam es, dass Lars einfach entschied, dass sie an der Stelle aufhören sollten. Warum auch immer er das entschied, aber der Großteil der Gruppe war damit wohl zufrieden. Christian sah, wie Linda sofort aufsprang und aus dem Haus lief. Annalena tat es ihr kurz darauf gleich. Da gab es wohl einiges an Klärungsbedarf. Und dann merkte Christian, wie Robert ihn auch eindringlich musterte. Verdammt, er musste auch raus hier. Christian würde sonst langsam aber sicher nicht mehr klar denken können.

Also lief er nach draußen in die Richtung ihres Hauses. Dort ließ er sich auf das Sofa fallen und musste einen Moment durchatmen. Es würde sicherlich nicht mehr lange dauern, bis Robert zu ihm kam. Und dann sollte er sich nichts anmerken lassen. Nicht zeigen, wie sehr Robert ihn verunsicherte. Was Roberts Lippen auf seiner Haut ausgelöst hatten. Aber so schnell Robert kam, konnte er sich gar nicht beruhigen. Er setzte sich einfach ruhig neben ihm und stellte ihm eine Flasche Bier hin. Die hatte er wohl mitgenommen. Wahrscheinlich war es mit Alkohol erträglicher. Da war er Robert dann doch etwas dankbar. Er nahm die Flasche, stieß mit Robert an und trank dann einen großen Schluck.

"Es tut mir Leid, wenn ich zu weit gegangen bin. Ich dachte, du wärst einverstanden."

"Klar, alles in Ordnung. Immerhin habe ich mir diese Aufgabe erst ausgedacht. Mir hätte klar sein müssen, dass es auch mich treffen kann."

"Aber trotzdem bist du seitdem ein wenig verändert. Das ist mir nicht verborgen geblieben. Und ich glaube es ist gut, wenn wir die Sache aus der Welt räumen."

Christian wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er wollte nicht, dass Robert irgendetwas bemerkte. Wie sehr ihn das doch mitgenommen hatte. Aber er hatte es gemerkt. Und das hinterließ bei Christian ein ungutes Gefühl. Was dachte er jetzt bloß über ihn? In was für eine Situation hatte er sie da bloß gebracht? Was sollte er jetzt nur sagen? Am besten irgendwie die Wahrheit. Was sollte er auch noch leugnen?

"Ja, es hat mich ein wenig aus der Fassung gebracht, wie du sicherlich gemerkt hast. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich auch nur ansatzweise körperlich reagieren würde, aber das war wohl ein Trugschluss. Du hast deine Sache ehrlich nicht schlecht gemacht und das hat mich wohl mehr überrascht, als ich gedacht hatte. Deshalb war ich so von der Rolle. Weil ich einfach etwas anderes erwartet habe. Ich hoffe du denkst nichts anderes."

Christian hoffte es wirklich. Er wollte nicht, dass Robert dachte, dass es an ihm lag. Warum er so reagiert hatte. Dass es ihm etwas bedeutet hätte. Denn so war es nicht. Natürlich nicht! Es lag einzig und allein daran, dass sein Körper auf Robert reagiert hatte und er damit im ersten Moment nicht umgehen konnte. Deshalb hatte er sich so verhalten. Aus keinem anderen Grund.

Robert nickte nur und hatte das Gefühl, dass Christian nicht die Wahrheit sagte. Aber wie sollte er es herausfinden? Herausfinden, was die Wahrheit war?

Hätte er nicht schon Alkohol intus gehabt, dann hätte er sicherlich nicht getan, was er nun tat. Sicherlich nicht. Aber manchmal musste auch er sich ein wenig Mut antrinken. Er lehnte sich zu Christian rüber und legte seine Lippen auf die des Liberalen. Und spürte, dass es nicht alles war, was Christian ihm soeben erzählt hatte.

Es wird spannend ;) Was denkt ihr, wie es wohl weitergehen wird?

Danke fürs Lesen, ich hoffe es gefällt euch!

Fahrt ins UngewisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt