Mit einem etwas mulmigen Gefühl stieg Lars auf das Boot, was Marco für sie organisiert hatte. Auch wenn Lars wirklich nicht verstand, was das alles sollte. Wie sollte denn eine Bootsfahrt ihre Gemeinschaft verbessern? Er zweifelte ein wenig an der Idee. Und so wirklich ruhig war das Wasser unter ihnen auch nicht, merkte er. Hoffentlich würde es nicht allzu schlimm werden. Aber er war ein wenig dran gewöhnt, weil er schon so einige Bootsfahrten in seinen Urlauben mitgemacht hatte. Kevin, der hinter ihm auf das Boot ging, erging es da anders. Für ihn schien das alles wirklich ungewohnt zu sein und wirklich wohl fühlte er sich auch nicht. Das sah man ihm auf Hundert Meter Entfernung an.
Lars war froh, als alle auf dem Boot einen Platz gefunden hatten und Christian dann den Motor startete. Und der hatte dabei sichtlichen Spaß. Was Lars ein wenig beunruhigte. Denn der Liberale gab ziemlich schnell Gas und einige auf dem Boot mussten sich erst einmal festhalten, um wieder die Macht über ihre Körper zu erlangen. Bärbel zum Beispiel sah so aus, als ob sie sich ziemlich quälen würde. Und auch Claudia hatte kein Lächeln mehr im Gesicht, was Lars wirklich wunderte. Und auch Kevin neben ihm hatte einen ziemlich verkrampften Gesichtsausdruck. Was Lars doch ein wenig beunruhigte. Nicht, dass sie alle Seekrank wurden. Das wäre gar nicht gut. Aber nach wenigen Minuten beruhigte sich das Gewässer unter ihnen und Christian fuhr auch gleichmäßiger.
Irgendwann stand der Kanzler dann auf und versuchte das Geräusch des Motors zu übertönen. War Marco nicht eigentlich verantwortlich und nicht Olaf?
"Okay, das hat ja schonmal gut geklappt bisher. Und ja ich weiß, eigentlich ist das hier Marcos Aufgabe, aber er hat immerhin schon alles organisiert. Also darf ich jetzt nochmal. Es wäre ja ein wenig langweilig, wenn wir nur mit dem Boot durch die Gegend fahren würden. Deshalb habe ich mir noch etwas überlegt."
Innerlich stöhnte Lars auf. Die Ideen von Olaf waren ja immer schön und gut, aber meistens entwickelte er sie nicht selber. Und wenn er mal etwas selber tat, dann kam oft nicht das Beste bei heraus. Aber gut, er wollte mal abwarten, was sein Genosse noch sagen würde. Und nicht voreilig urteilen.
"Um es etwas spannender zu machen, sucht ihr euch jeweils eine Person aus den anderen Parteien und sagt euch, was euch an ihnen richtig stört und was euch an ihnen gefällt. Das muss nicht sonderlich kompliziert sein und auch nicht mit den politischen Positionen zusammenhängen. Einfach nur, damit ihr ein besseres Verständnis füreinander bekommt."
Okay, tatsächlich keine gute Idee, dachte sich Lars. Auf solche Spielchen hatte er nicht wirklich Lust. Aber den anderen Mal seine Meinung zu geigen, da gab es wahrscheinlich doch schlechteres. Und ein wenig Kritik zu bekommen hatte Lars auch noch nie geschadet. Also stand er wie alle anderen auf und suchte sich eine Gruppe von zwei anderen Menschen. Relativ schnell stand er dort auf dem Boot zusammen mit Annalena und Christian, der wohl seinen Posten am Steuer des Bootes für diesen Moment aufgegeben hatte. Mehr oder weniger panisch überlegte sich Lars dann, was er den beiden sagen würde. Und so ganz leicht fiel es ihm nicht, sich Aspekte zu überlegen. Aber erstmal bewegten sie sich dann noch von dem Rest der Gruppe weg, sodass sie unter sich waren. Selbst dafür war das Boot groß genug! Nur schade, dass Lars so nicht mitbekommen konnte, was die anderen redeten. Wäre sicherlich auch interessant gewesen.
Zunächst tauschten sich Annalena und Christian aus, bevor Lars zunächst mit Annalena sprach."Gar nicht so einfach, sich über solche Punkte Gedanken zu machen. Aber gut, also richtig stören tut mir an dir eigentlich gar nichts, wenn dann, dass du manchmal ziemlich impulsiv handelst und sprichst, das ist nicht immer optimal.", sprach Lars zuerst aus. Und war froh, dass er sich mit Annalena eigentlich ganz gut verstand. Auch wenn sie eigentlich nicht allzu viel miteinander zu tun hatten.
"Und was ich an dir mag ist, dass du so offen und stark auftrittst. Das ist ziemlich beeindruckend und hätte nach dem Wahlkampf auch durchaus anders laufen können."
Dann sprach Lars noch mit Christian, was sicherlich auch interessant war. Er musste bei ihm deutlich länger überlegen, was er denn an ihm mag. Und so sonderlich viel war ihm nicht eingefallen.
"Und Christian, was ich an dir nicht sonderlich mag ist, dass man dir einfach sofort anmerkt, dass du der typische Liberale bist. Mit viel Geld, Porsche und was weiß ich nicht alles. Sympathisch finde ich das nicht, aber klar, in deiner Klientel wird das sicherlich anders gesehen."
Christian lachte leicht auf und nickte. Wahrscheinlich fragte er sich, was man denn bitte nur gegen einen Porsche haben konnte!
"Aber ich finde an dir sympathisch, dass du trotzdem Humor hast und dich nicht immer zu Ernst nimmst. Das macht es doch wieder ein bisschen wett."
Letztendlich hatten sie alle ihre Punkte gegenseitig gut aufgenommen und auch Lars konnte sich nicht über die Kritik beschweren, die er bekam. Also lief es doch besser, als er erwartet hatte. Als sie wieder zu den anderen gehen wollte, die sich am anderen Ende des Boots befanden, sah Lars jedoch, wie Kevin alleine an der Reling stand und in die Ferne starrte. Also wollte er lieber kurz bei ihn vorbei schauen und checken, ob bei seinem Genossen alles in Ordnung war. Doch bevor er überhaupt bei ihn ankam, beugte sich Kevin über die Reling und entleerte offenbar seinen Magen. Kein schöner Anblick. Es war also nicht alles in Ordnung. Etwas panisch lief Lars dann zu ihm und war froh, dass Kevin wieder aufrecht stehen konnte.
"Oh man Kevin, geht's?"
Sein Parteikollege nickte nur leicht und war wohl froh, dass er nicht mehr alleine seinem Schicksal erlegen war. Und dass es nur Lars war, der ihn gesehen hatte. Alles andere wäre ihm wahrscheinlich höchst unangenehm gewesen. Aber Lars lotste ihn dann erstmal auf eine Bank, auf die er sich setzen konnte. Abseits von den anderen.
"Hast du eben so viel Kritik gehört, dass du dich übergeben musstest, oder was ist los?"
"Nee, ich glaube ich bin seekrank. Das hier ist absolut nicht meins. Ich hoffe, das hier dauert nicht mehr lange."
"Okay, das ist gar nicht gut. Ich gehe zu Olaf und sorg dafür, dass wir so schnell wie möglich wieder zurück fahren. Das kann ja nicht sein, dass es dir nur deshalb jetzt schlecht geht. Und mal im Ernst, wer braucht diese Aktivitäten schon?!"
Lars war mittlerweile wirklich aufgebracht. Das war jetzt doch eine Nummer zu viel. Wenn es jemanden von ihnen so schlecht geht, dann müssten sie die Sache halt abbrechen. Da verstand er keinen Spaß. Und schon gar nicht, wenn es Kevin betraf. Immerhin sind die beiden auch wirklich gut befreundet. Da sorgt man schonmal gegenseitig füreinander. Und Lars sah Kevin genau an, dass es ihm nicht gut ging.
"Ach was nein, das geht gleich schon wieder, wenn wir erstmal..."
"Nein, ich gehe zu Olaf. Das kann doch alles nicht sein. Außerdem sieht man dir auf einige Meter Entfernung an, dass es dir nicht gut geht. Du solltest nicht länger als nötig auf diesem Boot sein. Wirklich nicht."
Kevin wollte schon wieder protestieren, als es ihn erneut überkam und er sich über die Reling beugte. Besorgt stand Lars hinter ihm und wusste auch nicht so recht, was er tun sollte. Er hatte auch wirklich keine Ahnung davon, wie man mit Seekranken umgeht. Aber wahrscheinlich war es kein Fehler, einfach in Kevin's Nähe zu bleiben. Der mittlerweile sichtlich zitterte, weil es ihm so schlecht ging. Lars wusste auch nicht, was ihn dazu bewegte, aber er legte Kevin beruhigend seine Hand auf den Rücken und versuchte ihm zumindest so etwas Halt zu geben. Und hoffte, dass es seinem Freund dadurch zumindest ein wenig besser ging.
Als Kevin wieder halbwegs alleine klarkommen konnte, lief Lars schnell zum Kanzler und erklärte ihm die Situation. Alle anderen waren natürlich irritiert, wo er Kevin gelassen hatte. Aber gut, das war Lars egal und er ignorierte es einfach. Tatsächlich konnte er den Kanzler dazu bringen, diesen Ausflug abzubrechen. Damit Kevin nicht noch länger leiden musste. Denn das wollte sich auch Lars nicht weiter angucken. Er wollte nicht, dass Kevin noch mehr leiden musste. Das war ja wohl verständlich, oder?!
Heute ein wenig anderer Content, aber versprochen, es geht bald weiter mit Christian x Robert und Annalena x Linda. Also seid gespannt ;) Und ich hoffe natürlich, dass es euch trotzdem gefällt!
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Fahrt ins Ungewisse
FanfictionZehn Tage. Die Führungsspitzen der Ampel-Koalition. Eine Idee des Kanzlers. Das Ziel: die Gemeinschaft in der Koalition stärken, abseits der politischen Debatten. Deshalb fährt eine Gruppe der Spitzenpolitiker der Ampel Parteien an die Ostsee, um di...