Immer noch unter Schock stehend lief Christian zur Tür ihres Hauses, an dem es vor einiger Zeit geklopft hatte. War das etwa schon Franca? Oder Andrea? Oder wer hatte sie da gerade gestört? Hoffentlich hatte die Person einfach nicht geahnt oder mitbekommen, was Robert und er da getrieben hatten. Und eigentlich war Christian ziemlich sauer, dass sie unterbrochen wurden. Denn jetzt war ihnen beiden wieder klar, dass sie es nicht drauf anlegen sollten, wirklich bemerkt zu werden. Von daher würde Robert nicht mehr darauf eingehen, diese ganze Sache zu Ende zu führen. Zum Leidwesen von Christian. Er wollte die Zeit mit Robert doch nur nutzen! Das war jetzt aber nicht möglich.
Vor der Tür, die er geöffnet hatte, stand niemand. Auch das noch! Wurden sie jetzt vollkommen umsonst gestört? Scheinbar schon. Wobei, als er einmal seinen Blick schweifen ließ, sah er Claudia, die am anderen Ende des Geländes stand. Und ziemlich wütend aussah. Das war wirklich untypisch für sie! Aber dann auch egal. Hoffentlich hatte sie einfach niemand erwischt. Das würde Christian noch wirklich fehlen. Je weniger Menschen über ihn und Robert Bescheid wussten, desto besser. Und Claudia und Linda wussten es ja mittlerweile auch. Zumindest indirekt. Und Annalena und Marco auch. Also waren es doch schon einige Personen. Und das war definitiv nicht gut. Nur Franca, sie wusste es immer noch nicht. Aber das würde sich bald ändern. Und davor graute Christian. Doch bevor es soweit war, entdeckte Claudia ihn und lief in Richtung ihres Hauses. Also wartete Christian, bis die Grüne bei ihm ankam. Währenddessen hörte er, wie Robert die Dusche im Bad anmachte. Was würde er nur dafür geben, dass er dort bei ihm war.
"Claudia, womit kann ich dir helfen? Hast du geklopft?", fragte Christian unschuldig. So, als ob einige Minuten zuvor nichts passiert wäre.
"Ja, das war ich. Eigentlich wollte ich nichts von euch, aber als ich gehört habe, was ihr da treibt, musste ich ja irgendwie dafür sorgen, dass ihr nicht so unvorsichtig seid!"
"Also hast du...", begann Christian etwas peinlich berührt.
"Jaa, Christian. Man konnte dich wirklich nicht überhören. Darauf solltet ihr vielleicht nächstes Mal achten. Deshalb habe ich es als meine Pflicht gesehen, euch zu stören. Abgesehen davon war ich nicht alleine hier, hier lief so ein komischer Journalist rum. Aber der war weit genug weg. Der wird nichts mitbekommen haben."
Christian war es immer noch peinlich. Claudia hatte ihn gehört. Und dann hatte sie Robert und ihn unterbrochen. Musste er ihr dafür danken? Er nickte ihr einfach nur zu. Denn wirklich dankbar war er ihr jetzt nicht.
"Was ist denn mit diesem Journalisten?", fragte er stattdessen, worauf Claudia nur mit den Schultern zuckte.
"Das war so nen Typ von der Bild. Wollte an exklusive Informationen für seine Leser und die Opposition kommen. Aber der ist mittlerweile verschwunden, keine Sorge. Was mich mehr beunruhigt ist, dass plötzlich so ein kleines Flugzeug über uns flog. Das sah dem sehr ähnlich, was Friedrich Merz fliegt. Ich weiß nicht wirklich, was das soll. Aber komisch ist es allemal."
Bei den Worten musste Christian lachen. Merz und sein Flugzeug? Was wollte der denn hier? Sie etwa ausspionieren? Das fände er irgendwie zu lustig. Und würde doch auch ein wenig zu dem CDUler passen. Christian kannte ihn ja ganz gut und schätzte ihn auch. Im Gegensatz zu den meisten anderen in ihrer Koalition. Vielleicht sollte er sich mal mit Merz in Kontakt setzen und unauffällig fragen, was das sollte. Das gab er so auch an Claudia weiter. Doch daraus wurde erst einmal nichts. Denn nach einiger Zeit sah er den eben noch genannten Merz mit einer jungen Frau im Schlepptau. Und Christian fuhr der Schock in die Adern. Was sollte das? Franca begleitete den Oppositionsführer. Oder er begleitete Franca. Und sie wusste natürlich noch nicht, was sich bei Christian und Robert abspielte. Deshalb kam sie freudestrahlend auf Christian zu und zog ihn ohne ein Wort zu sagen in einen Kuss. Den Christian allerdings nach einem kurzen Schock abbrach. Franca schaute ihn nur verwundert an, war aber wohl froh, ihren Verlobten zu sehen.
"Franca, Friedrich? Was macht ihr denn hier?", fragte er nur irritiert. Claudia hatte sich mittlerweile etwas zurück gezogen, behielt sie allerdings im Auge. Franca lachte nur leicht, bevor sie wieder ernst wurde.
"Ich hatte dir doch geschrieben, dass ich kommen werde. Nachdem, was alles passiert ist hier bei euch. Und da ich heute noch ein Interview mit Friedrich hatte, hat er mir angeboten, mich hierher zu bringen. Stell dir nur vor, wie schnell das mit dem Flugzeug geht! Vielleicht solltest du auch mal drüber nachdenken, dir so etwas anzuschaffen."
Christian war nach wie vor überrumpelt. Hier lief gerade die heile Welt an ihm vorbei. Aber es war gar nichts gut. Er musste mit Franca sprechen. Und Friedrich musste sie dafür alleine lassen.
"Und Friedrich? Können wir hier noch etwas für dich tun? Hast du was mit dem Bild Journalisten zu tun, der hier rumlief?"
"Nein, natürlich nicht. Aber wo finde ich denn den Kanzler? Dann lasse ich euch mal alleine und bekomme vielleicht trotzdem noch Informationen."
Christian hatte keine Ahnung, was Merz damit erreichen wollte, aber er gab ihm einfach die Informationen, damit er sie alleine ließ. Sollte Olaf sich halt mit dem Konservativen herum schlagen. Christian war das gerade ziemlich egal. Jetzt ging es auch um Franca und ihn. In erster Linie ging es um sie.
"Franca, können wir vielleicht gleich einmal in Ruhe sprechen? Jetzt wo du sowieso hier bist. Ich muss mich nur gerade etwas wärmer anziehen. Willst du dich vielleicht kurz in unser Haus ins Wohnzimmer setzen?"
So tat es Franca dann auch und spürte scheinbar noch nicht, dass da etwas im Busch war. Vielleicht war es auch besser so. Christian wusste auch noch wirklich nicht, wie er es über sein Herz bringen sollte, sich von Franca zu trennen. Er war eigentlich nicht bereit dafür. Absolut nicht. Und er musste noch schnell Robert Bescheid geben. Aber der war noch im Bad. Zwar nicht mehr unter der Dusche, aber trotzdem. Nichtsdestotrotz verschwand er kurz im Bad, als Franca auf ihr Handy starrte. Robert schaute ihn überrascht an, wollte dann allerdings wieder dort ansetzen, wo sie von Claudia unterbrochen wurden.
"Stopp, Robert. Franca ist hier. Ich gehe mit ihr jetzt raus und kläre alles, so gut es geht. Bitte lass uns dafür Zeit. Ich werde sicherlich etwas brauchen, um ihr alles zu erklären. Und einfach wird es auch nicht.", flüsterte er und ging wieder aus dem Bad, ohne auf eine Reaktion Roberts zu warten. Franca schaute nur erstaunt zu ihm auf, vielleicht hatte sie etwas von dem mitbekommen, was er zu Robert gesagt hatte. Er hoffte, dass es nicht so war.
"Christian, ist alles in Ordnung? Du bist so komisch. Ist irgendwas passiert?"
"Komm, lass uns ein wenig an den Strand gehen. Dann erzähle ich dir, wie es hier bisher war. Und was sonst noch wichtig ist."
Christian griff trotzdem nach Francas Hand, die erstaunlich warm war. Er wollte ihr noch kein schlechtes Gefühl geben. Noch nicht jetzt. Auch wenn er genau wusste, dass es falsch war. Dass er sich von ihr trennen müsste. Und das in den nächsten Minuten, Stunden. Aber gerade wusste er nicht, wie er es über sein Herz bringen sollte. Immerhin liebte er Franca nach wie vor. Die Gefühle waren ja nicht einfach weg. Aber gleichzeitig hatte er sich in Robert verliebt. Und er hoffte, dass Robert ihm bald sagen könnte, dass es ihm auch so ergeht. Wahrscheinlich eine naive Hoffnung. Aber allein für diese Hoffnung war klar, dass er sich von Franca trennen muss. Wenn es aber nur so einfach wäre. Wenn er nicht doch immer noch seine Zukunft in ihr sehen würde. Er wusste nicht, was er tun soll. Selbst als sie am Strand angekommen waren, verließ kein Wort seine Lippen.
Endlich geht's weiter! Momentan brauche ich einfach ein wenig länger, weil ich viel Stress habe und meine Ideen lassen auch zu wünschen übrig. Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt und ihr bei der Story weiter dabei seid!
Und was denkt ihr, wird Christian es durchziehen mit der Trennung oder macht er noch einen Rückzieher?
DU LIEST GERADE
Fahrt ins Ungewisse
FanfictionZehn Tage. Die Führungsspitzen der Ampel-Koalition. Eine Idee des Kanzlers. Das Ziel: die Gemeinschaft in der Koalition stärken, abseits der politischen Debatten. Deshalb fährt eine Gruppe der Spitzenpolitiker der Ampel Parteien an die Ostsee, um di...