2 - Robert

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Etwas nervös wurde Robert ja schon. Er hatte keine Ahnung, mit wem er die nächsten zehn Tage in einem Haus verbringen sollte. Und er war sich auch nicht ganz sicher, ob er es wirklich erfahren wollte. Aber es ließ sich wohl kaum ändern. Denn Olaf sprach einfach weiter, ohne die Reaktionen im Bus abzuwarten.

"In Haus 1 befinden sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Bärbel Bas."

Die genannten lachten leicht auf und Marie-Agnes streckte von ihrem Platz hinten den Daumen nach oben. Da hatte der Kanzler wohl den richtigen Nerv getroffen. Die beiden würden miteinander auskommen. Da war sich Robert sicher. Und schon ging es weiter.

"In Haus 2 finden sich dann bitte Annalena Baerbock und Linda Teuteberg ein. Huch, ihr sitzt ja schon nebeneinander. Umso besser", zuckte der Kanzler mit seinen Schultern und nahm es einfach so hin. Robert hingegen wurde etwas genervt von der ganzen Sache. Jetzt war Annalena schonmal weg. Und Robert hatte wirklich gehofft, dass er sich mit ihr das Haus teilen durfte. Immerhin verstanden sich die beiden wirklich gut. Aber da hatte er offensichtlich falsch gelegen. Und schon wieder Annalena und Linda. Die beiden grinsten zufrieden, was Robert nicht wirklich einordnen konnte. Hatten sie sich in dieser kurzen Zeit schon angefreundet? Weiter konnte er sich allerdings keine Gedanken darüber machen. Denn es ging direkt weiter.

"Haus 3 wird von Kevin Kühnert und Marco Buschmann belegt."

Verwundert zog Robert eine Augenbraue hoch. Er hörte ein leises Säufzen von dem genannten SPDler, während sich Buschmann nichts anmerken ließ. Das könnte eine spannende Kombi sein. Marco wirkte immer so ernst und steif, während Kevin doch eher offen und um keinen Spruch verlegen war. War das die Rache des Kanzlers an Kühnert, weil er ihn als Parteivorsitzenden der SPD verhindert hatte? Weil er ihn nicht wirklich aktiv unterstützt hatte?

Mittlerweile verkleinerte sich der Kreis derjenigen, die noch zur Auswahl standen. Und Robert hoffte wirklich, dass er es nicht allzu schlecht getroffen hatte. Vielleicht würde er ja mit Claudia oder Lars Klingbeil zusammen gewürfelt. Mit beiden verstand er sich gut. Natürlich kannte er Claudia besser, aber der SPDler war ein angenehmer Gesprächspartner.

"In Haus 4 befinden sich dann Claudia Roth und Lars Klingbeil."

Damit war Roberts Hoffnung zunichte gemacht worden. Und es war klar, dass er sich das Haus mit Christian Lindner teilen müsste. Claudia nahm währenddessen ihr Mikrofon in die Hand und übertönte den Kanzler.

"Haus 4, wir kommen!", rief sie in das Mikrofon und alle Anwesenden lachten. Ja, mit Claudia konnte es lustig werden. Und Lars schien es offenbar auch nichts auszumachen. Er wirkte zufriedener als beispielsweise Kevin neben ihm.

"Danke Claudia. Und dann bleibt noch das Haus 5, Christian Lindner und Robert Habeck. So, damit sind alle aufgeteilt. Da ich der Organisator bin, werde ich ein eigenes Zimmer haben. Bitte keine Beschwerden. Und noch eine schöne restliche Fahrt."

Damit war die Ansprache des Kanzlers auch schon wieder beendet und Robert blickte nach hinten zu Christian. Dieser schenkte ihm jedoch keine Aufmerksamkeit und redete stattdessen wieder mit Marco. Er konnte allerdings nicht verstehen, über was sie sich unterhielten. Robert war nicht wirklich zufrieden mit der Aufteilung. 10 Tage mit Christian Lindner. Natürlich hatte er nichts gegen ihn persönlich, aber sie hatten sich doch schon oft gestritten. Und es war nicht immer sachlich geblieben. Er erinnerte sich nur daran, wie Christian ihn als cremig und Klima Nationalisten bezeichnet hatte. Und sich des öfteren über ihn lustig gemacht hatte. Das hatte nicht dazu beigetragen, dass er gerne Zeit mit dem Liberalen verbrachte. Und selbe Ansichten teilten sie sowieso nur selten. Deshalb wäre ihm jemand von der SPD oder natürlich seiner eigenen Partei lieber gewesen. Aber gut, da musste er jetzt durch. Eine andere Möglichkeit hatte er ja auch kaum. Außer er würde an der nächsten Raststätte aussteigen. Aber ob das eine gute Idee wäre?

Sie waren schon fast angekommen, da setzte sich Annalena neben Robert. Er hatte eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass sie überhaupt nochmal zu ihm kam. Aber gut, sie konnte ja tun und lassen, was sie will.

"Na? Zufrieden mit deiner Mitbewohnerin für die nächsten 10 Tage?", fragte Robert sie mit einem leicht ironischen Unterton.

"Ja, Linda ist wirklich nett, abgesehen von allen politischen Positionen.", antwortete Annalena leise.
"Aber du wirst ja sicherlich nicht so zufrieden sein, so wie ich dich kenne, oder?"

"Ach naja, werde ich schon aushalten. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es anstrengend wird. Mit dir oder Claudia hätte ich mir das Haus lieber geteilt. Aber gut, das wird schon."

Sie redeten noch eine Weile, bis Robert die Ostsee aus dem Bus heraus erkennen konnte und sie langsam aber sicher da sein mussten. So war es dann auch. Claudia parkte den Bus auf einem Gelände, auf dem sich überall verteilt kleine Häuser befanden. Da würden sie wohl drin schlafen. In der Mitte befanden sich zwei größere Häuser. In das eine lief Olaf direkt, um wohl die Schlüssel zu bekommen. Alle anderen stiegen langsam aus dem Bus aus und schauten sich dann erst ein wenig um. Erst als Olaf wieder kam, wurde die Gruppe wieder ruhiger.

"Also, ich hab hier die Schlüssel für die Häuser. Hier das große Haus links ist unser Gemeinschaftshaus. Alle anderen Häuser sind nach eurer Aufteilung nummeriert. Drinnen werdet ihr dann auch den heutigen Tagesplan finden. Aber jetzt findet euch erstmal zusammen, holt eure Schlüssel und bringt euer Gepäck in die Häuser. Dort seht ihr, wie es weiter geht. "

Robert stand etwas unentschlossen in der Gegend rum, als Christian auf ihn zu kam. Das erste Mal an diesem Tag. Er hatte ja keine Reaktion gezeigt, als verkündet wurde, dass sie sich ein Haus teilen würden.

"Worauf wartest du noch? So langsam wird es kalt hier draußen, lass uns mal den Schlüssel besorgen."

"Natürlich.", antwortete Robert nur kurz angebunden und lief dem Finanzminister hinterher. Scholz drückte ihm dann den Schlüssel in die Hand und Christian lief zum Haus mit der Nummer 5. Robert musste sich schon bemühen, um mit den schnellen Schritten des FDPlers mitzuhalten. Aber er war dann auch froh, als er im warmen Haus war. Zum Glück hatte er seine Winterjacke noch eingepackt. Das wäre sicherlich noch etwas wert. Aber jetzt sah Robert sich erstmal in dem kleinen Haus um. Christian konnte er schon gar nicht mehr sehen, er hörte nur eine Tür, die geöffnet wurde. Rechts konnte Robert auf jeden Fall ein kleines Wohnzimmer erkennen. Direkt vor ihm lag wohl das Badezimmer. Christian war nach links verschwunden. Ein Blick in das angrenzende Zimmer verriet ihm, dass dort das Schlafzimmer war. Und Christian sich in diesem befand.

"Warte mal, ist das das einzige Schlafzimmer? Oder hab ich etwas übersehen? Gibt es noch eine Etage? Die werden uns ja wohl kaum nur ein Schlafzimmer gegeben haben.", redete Christian aufgebracht vor sich hin.

"Wenn du dich umgeschaut hättest, wüsstest du, dass hier nicht mehr als diese Etage ist. Und ja, Olaf wird uns wohl nur ein Schlafzimmer gegeben haben. Sei froh, dass wir wenigstens getrennte Betten haben. Sonst hätte ich dich wahrscheinlich die ganzen Nächte unabsichtlich getreten oder so. Vielleicht auch absichtlich."

Schockiert schaute Christian zu Robert. Der FDPler konnte mit der Situation sichtlich nicht so gut umgehen. Robert machte es eher weniger aus. Es machte die Situation kaum schlimmer. Ob er jetzt mit Christian in einem Zimmer oder unter einem Dach wohnte, war letztendlich doch auch nicht mehr relevant. Christian sah das jedoch anders.

"Was? Im Ernst jetzt? Und dann auch noch so kleine Betten. Ich hoffe, du schnarchst nicht. Sonst kannst du gleich in einem anderen Raum schlafen.", sagte Christian mehr oder weniger verzweifelt. Genervt verdrehte Robert die Augen. Der Liberale sollte sich mal nicht so anstellen. Das hier war nunmal kein Luxushotel. Aber doch allemal geeignet für die nächsten 10 Tage. Er selber hatte schon deutlich schlimmeres erlebt.

"Nein, ich habe einen ruhigen Schlaf. Nur manchmal trete ich. Also sei froh, dass du am anderen Ende des Raumes liegst. Und jetzt nimm es hin, Olaf wird sich schon was bei der ganzen Sache gedacht haben. Auch wenn ich gerade noch nicht weiß, was es ist."

Christian seufzte und nickte einfach nur. Für ihn würden die nächsten Tage sicherlich nicht einfach werden.

Nochmal eine kleine Übersicht:

-Haus 1: Strack-Zimmermann, Bas
-Haus 2: Baerbock, Teuteberg
-Haus 3: Kühnert, Buschmann
-Haus 4: Klingbeil, Roth
-Haus 5: Lindner, Habeck

Danke fürs Lesen und dafür, dass so viele von euch auch bei dieser Story wieder dabei sind! Das freut mich wirklich wahnsinnig :) Ich hoffe, es gefällt euch.

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