26 - Robert

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Es dauerte nicht lange, da kamen die anderen zurück und hatten einige Kerzen und ein Feuerzeug dabei. Auch Olaf war wieder da. Und Robert verstand nicht, wie alle, abgesehen von Linda, so ruhig bleiben konnten. Hatten die denn alle keine Empathie? Naja, wenigstens war Christian bei ihm. Das war aber auch das einzige, was ihn in dieser Situation trösten konnte.

"Okay, wie ich sehe, habt ihr einiges gefunden. Ich habe mich informiert und offenbar ist durch das Wetter ein Strommast abgebrochen. Dadurch der Stromausfall und niemand kann so genau sagen, wie lange es dauern wird, bis das wieder läuft. Davon abgesehen habe ich sowohl mit der Feuerwehr als auch der Polizei telefoniert. Mir wurde versichert, dass wir auf jeden Fall nicht auf eigene Faust suchen sollen und wahrscheinlich bis Morgen früh warten müssen, denn dann wird das Wetter erst besser. Dann können wir die Einsatzkräfte unterstützen."

"Was? Morgen früh erst? Das ist doch viel zu spät. In der Nacht wird es verdammt kalt!", rief Linda aufgebracht. Robert hatte mittlerweile natürlich genau bemerkt, wie nahe Linda das Ganze ging. Und ihm war dadurch auch klar, dass da bei Linda und Annalena mehr war, als er gedacht hatte. Sonst würde sich Linda jetzt nicht so verhalten. Das war immerhin total untypisch für sie.

"Das sind jetzt wirklich offizielle Anweisungen von den Behörden. Darauf müssen wir hören und selbstverständlich wird alles getan, um Annalena zu finden. Aber vor Morgen früh gibt es kaum Chancen."

Robert schüttelte einfach nur den Kopf. Nein, nein, nein, nein. Das konnte nicht wahr sein. Wie sollte Annalena das schaffen, wenn sie alleine bei dem Wetter und der Kälte eine ganze Nacht überstehen musste? Robert kannte sich immerhin aus mit dem Wetter an der Küste und er wusste, dass es verdammt schwierig werden würde. Hoffentlich hatte Annalena einfach Hilfe gefunden. Oder sich einen Schutz gesucht.

"Ich schlage vor, dass ihr euch einfach ein wenig verteilt in den Räumen hier und erreichbar bleibt. Wir müssen nicht alle in einem Raum bleiben, vielleicht braucht der ein oder andere auch mal einen kurzen Moment für sich. Aber wehe, jemand verlässt das Haus. Ich zähle auf euer Verantwortungsbewussten. Noch mehr Vermisste brauchen wir wirklich nicht."

Claudia, Robert, Christian und Linda blieben wieder einmal alleine in dem Raum zurück. Das war Robert auch ganz Recht. Mit ihnen fühlte er sich in dieser Situation nicht allzu unwohl. Linda schien ähnlich wie er zu fühlen. Claudia musste sie einfach alle beruhigen und war ja sowieso auch eine gute Freundin. Und Christian war gerade einfach sein Fels in der Brandung. In dem Moment war er froh, dass er jemanden hatte, der ihm Halt und Sicherheit gab. Der ihm den Rücken stützte, wenn er die Gedanken nicht mehr ertrug. Wahrscheinlich all das, was Linda gerade fehlte. Wenn er denn richtig vermutete.

"Linda... Du und Annalena. Willst du uns davon erzählen? Vielleicht würde es dir ganz gut tun, jetzt mit jemandem zu sprechen. Und uns kannst du vertrauen, Christian und ich sind ja in einer ähnlichen Situation."

Christian schaute ihn mit einem Mal etwas grimmig an, wollte er doch eigentlich nicht, dass Robert noch mehr Menschen von ihrem Verhältnis, oder was auch immer das war, erzählte. Aber in dieser Situation zählte das alles nicht. Sie mussten jetzt auch für Linda da sein. Diese nickte nur leicht und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Es war ein trauriges Lächeln. Eins voller Wehmut.

"Aber bitte, verwendet es nicht gegen uns. Christian, ich möchte dich eigentlich um nichts bitten, du hast schon so viel in meinem Leben kaputt gemacht, aber bitte lass diese Sache aus allem heraus."

Christian nickte nur und griff nach Roberts Hand. Für ihn war das sicherlich auch nicht einfach. Er verschränkte seine Finger mit denen von Robert und hörte aufmerksam zu.

"Annalena und ich haben relativ schnell festgestellt, dass wir uns ziemlich sympathisch sind. Unsere Gespräche waren einfach super und von Leichtigkeit geprägt. In dieser kurzen Zeit hab ich sie einfach sehr in mein Herz geschlossen und ich glaube, dass sie das ähnlich sieht. An einem Abend haben wir uns dann über unsere verunglückten Beziehungen unterhalten und festgestellt, dass wir uns wieder nach einer Beziehung und dem was dazu gehört, sehnen. Und irgendwie kam es dann, dass wir uns angenähert haben und in den Tagen hier herausfinden wollten, ob das zwischen uns passt. Und bisher passte es einfach perfekt. Annalena ist so eine tolle Frau. Und jetzt ist sie weg."

Fahrt ins UngewisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt