25 - Linda

179 24 22
                                    

So langsam machte sich Linda Sorgen. Es hatte ziemlich starker Hagel eingesetzt und es regnete so sehr, dass die Sicht ziemlich schlecht war. Normalerweise würde Linda das als typisch nordisches Wetter verbuchen und es wäre ihr egal. Aber Annalena war, bevor das Wetter so umgeschwenkt hatte, nach draußen gegangen. Sie wollte ein paar Minuten an der frischen Luft alleine sein und nachdenken. Und bisher war sie nicht wieder gekommen. Linda hoffte so sehr, dass sie einfach im Gemeinschaftshaus unter gekommen war. Oder bei Robert oder Claudia. Einfach irgendwo! Aber sie hatte keine Ahnung. Denn Annalena hatte ihr Handy nicht mitgenommen. Verdammt! Linda fühlte sich so hilflos. Und sie machte sich wahnsinnige Sorgen. Sie hatte Annalena in den letzten Tagen so in ihr Herz geschlossen. So schnell. Es war eigentlich unglaublich. Diese Frau machte so einiges mit ihr. Und auch der Gedanke, dass Annalena noch da draußen war, machte so einiges mit ihr. Sie wollte einfach wieder wissen, dass sie bei ihr war. Ihre Nähe, ihre Wärme, ihre wunderschönen Lippen auf ihren eigenen spüren. Und nicht Angst um sie haben müssen.

Diese Gedanken ließen sie nicht in Ruhe, deshalb machte sie sich auf den Weg ins Gemeinschaftshaus. Es war auch eigentlich höchste Zeit. Alle anderen wären sicherlich schon da. Und hoffentlich Annalena auch. Das war ihre letzte Hoffnung. Wenn Annalena nicht da wäre, wenn ihr irgendetwas passieren würde, dann würde Linda sich das nie verzeihen! Sie hätte sie einfach aufhalten sollen. Sie hätte einfach mal gucken sollen, wie das Wetter wird. Dann müsste sie sich diese Gedanken jetzt nicht machen!

Irgendwie hatte sie es trotz des Wetters zum Gemeinschaftshaus geschafft. Und tatsächlich waren schon alle da. Nur Annalena nicht. Scheiße! Das konnte doch nicht sein! Wo war sie denn nur?

"Linda, wo hast du Annalena gelassen?", fragte Claudia noch gut gelaunt. Aber an Lindas Gesichtsausdruck konnte sie wahrscheinlich erkennen, dass etwas nicht stimmte.

"Sie ist nicht hier? Hat sie niemand von euch gesehen?"

Jetzt hatte Linda wirklich die gesamte Aufmerksamkeit. Olaf schaute sie schon irritiert an. Vielleicht lag es daran, dass sie so hektisch und impulsiv war, was eigentlich gar nicht zu ihr passte. Claudia schien jetzt auch besorgt, sorgte allerdings erstmal dafür, dass Linda sich setzte. Sie hatte wohl ein wenig Angst, dass die Liberale noch umkippt.

"Nein, Annalena war die ganze Zeit nicht hier. Was ist denn passiert?", fragte Claudia einfühlsam.

"Nein, das kann nicht sein. Das darf nicht sein! Sie ist, bevor das Wetter so schlecht geworden ist, nach draußen gegangen. Sie wollte einfach nur den Kopf frei bekommen und hat deshalb ihr Handy nicht mitgenommen. Und dann hat es so angefangen zu regnen und zu hageln. Sie ist nicht wieder zurück gekommen. Und wenn sie nicht hier oder bei jemandem von euch ist, muss sie noch draußen sein!"

Schockiert schlug sich Claudia die Hände vor den Mund und auch Robert schien mittlerweile ziemlich besorgt. Naja, eigentlich waren alle jetzt nicht mehr sonderlich ruhig.

"Scheiße, wir müssen sie suchen! Annalena verkühlt sonst noch oder es passiert was weiß ich nicht was.", entgegnete Robert jetzt. Annalena war auch immerhin mit ihm ziemlich gut befreundet. Das ließ ihn auch nicht kalt.

"Ja, wir müssen uns aufteilen! Wir können hier auf keinen Fall abwarten.", warf auch Christian ein.

Es waren schon alle auf dem Sprung, da gab es plötzlich einen Knall und das Licht im Raum erlosch. Linda hatte beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Was war das denn jetzt?

"Stromausfall!", rief irgendwer im Raum. Linda konnte nicht mehr erkennen, wer es war. Es war so dunkel, da der Regen jegliches Licht nahm. Und das Licht im Raum war auch erloschen. Lindas Atmung wurde immer hektischer, als Marie-Agnes die Taschenlampe ihres Handys anmachte. Einige andere taten es ihr gleich, damit der Raum wieder etwas erhellt war.

Fahrt ins UngewisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt