Es war kalt. Kalt und dunkel.
Hustend versuchte ich mich aufzurichten, rutschte jedoch wieder in den kalten Schnee zurück. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte und jeder Knochen fühlte sich an, als wäre dieser in der falschen Position. Nach einigen Minuten fing ich an mehr von meiner Umgebung wahrzunehmen.
Ich musste schon etwas länger bewusstlos am Boden liegen, denn die Sonne fing an hinter den Bergen unter zu gehen. Mein Jet lag einige Meter weiter rauchend und zerstört auf dem Boden.
Dann setzte eine gewisse Panik ein. Ich war im Feingebiet. Wer weiß wie lange ich hier schon lag und wer mich suchen würde. Der Rauch war verräterisch und teilte meine Position sowohl meinem Team als auch meinen Feinden mit. Dabei war ich mir nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand nach mir suchte oder ob ich erstmal auf mich alleine gestellt war.Ich richtete mich auf und schnallte den Rucksack samt Fallschirm ab, den brauchte ich nicht mehr. Unnötiger Balast der mich nur verlangsamte. Aus dem Rucksack holte ich meine Handfeuerwaffe und steckte sie mir in ein Holster am Bein, was ich zu Einsätzen immer trug, rein aus Vorsicht. Nun war es das erste Mal, dass dies zum Einsatz kam. Dazu steckte ich drei weiterer Magazine ein und checkte den Rest meiner minimalistisch gehaltenen Ausrüstung, bevor ich mich langsam aber sicher in Richtung Waldgrenze bewegte.
Vorsichtig, um nicht zu viele Geräusche zu verursachen, stapfte ich durch den Schnee. Dabei war dieser gerade nicht sonderlich von Vorteil. Ich hob mich mit meinem Fliegercombi deutlich von der Umgebung ab und hinterließ zeitgleich Spuren denen leicht zu folgen war.Immer schon hatte ich mir in meinen Träumen ausgemalt, wie es werden würde, würde ich vom Himmel geholt werden. Wäre ich direkt tot? Würde ich in der Hand des Feindes landen? Müsste ich wirklich auf jemanden schießen? Oder könnte ich dem Gefecht ausweichen?
Alles Fragen die sich hier und jetzt, an diesem einfachen Tag, beantworten lassen.
Meine Gedanken schweiften ab. Zurück in die Zeit, in der ich kleine Schulvorträge hielt und Kindern von meinem Job erzählte. Ich sollte sie sensibilisieren, eventuell auch irgendwann für das Vaterland einzutreten. Momentan, in der Lage in der sich die Welt befindet, würde ich mich nicht nochmal einschreiben lassen. Mit dem Wissen von heute und den Entscheidungen von damals wäre ich vielleicht Professorin oder sowas geworden, aber sicherlich kein Elite Navy Pilot. Sowieso war ich immer öfter am überlegen, ob ich nicht aufhören sollte. Immerhin wollte ich irgendwann eine Familie gründen und auch für meinen Mann und meine Kinder da sein. Die ganze Zeit auf See oder in fremden Ländern unterwegs zu sein, war nicht gerade das Bild einer Familie wie ich sie mir vorstellte.
Klar, lange Zeit war der Job alles was ich hatte, dort hatte ich meine Familie gefunden. Aber wie ihr euch sicher denken könnt, hat sich dies ein wenig geändert. Ghost, Arrow und Hawk werden immer meine Familie sein, doch nun habe ich auch noch Miles kennengelernt.Miles. Der Mann der mir auf irgendeine Weise mit seiner charmanten Art den Kopf verdreht hatte und mich vergessen ließ, dass ich mich ursprünglich von jeder Art Beziehung fern halten wollte. Es war für mich immer schon undenkbar gewesen, gerade seitdem meine Eltern verstorben waren, jemanden wieder so sehr ins Herz zu schließen.
Seine braunen Augen die solch eine Ehrlichkeit ausstrahlten, dass man ihm jedes Wort glaubte was er sagte und dieses Lächeln was meine Knie weich werden ließ.
Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre ich jetzt bei ihm anstatt durch den Schnee zu stapfen und zu hoffen, nicht auf Feinde zu treffen die mich töten wollten.Ich schreckte aus meinen immer weiter abschweifenden Gedanken, als ich einen knackenden Ast und Stimmen vernahm. Sie unterhielten sich, leise, auf russisch. Na klasse, genau das wollte ich vermeiden. Schnell versteckte ich mich hinter einem Baum und betete, dass die Patrouille von vier Mann an mir vorbei laufen würde. Und vor allem, dass sie die Spuren im Schnee nicht sahen, ansonsten war ich aufgeschmissen. Vorsichtshalber nahm ich die Pistole aus dem Holster und hielt sie schussbereit.
Natürlich war das Glück nicht auf meiner Seite und innerhalb weniger Minuten entdeckten die vier Männer die Spuren im Schnee. Sie folgten ihnen und wenn ich jetzt nicht bald eingreifen und schießen würde, würde ich sterben oder gefangen genommen werden.
Also zielte ich auf den Hals des Soldaten, der einzige Teil des Körpers, der zum beinahe sofortigen Tot führen würde und welcher nicht geschützt durch Helm oder Weste war. Ich feuerte, traf genau wie ich es geplant hatte und der erste Mann ging zu Boden. Die anderen Drei gingen in Deckung und das Feuergefecht ging los.
Es regnete Kugeln und ich hatte nur mit Mühe und ganz viel Glück ein kleines Fenster, was es mir erlaubte einen weiteren Soldaten zu treffen welcher schreiend zu Boden ging. Der Schrei ging durch Mark und Bein, meine Nackenhaare stellten sich auf und ich war mir sicher, dieses Geräusch werde ich so schnell nicht mehr vergessen.In einem unachtsamen Moment, in welchem ich meine Waffe nachlud, schaute mein Arm ein wenig hinter meiner Deckung hervor und einer der beiden Männer schoss und traf meinen Oberarm. Ich schrie auf und ließ beinahe meine Pistole fallen. Wie tausend Wespenstiche, hundert Hundebisse und Feuer aus der Hölle persönlich fühlte es sich an.
Ich erwischte mit zwei gezielten aber zitternden Schüssen beide Männer und nachdem ich mir sicher war, dass die Luft rein war, atmete ich auf und kümmerte mich danach um die Schusswunde. Es blutete fürchterlich und jede Bewegung schmerzte, die Kugel im Arm zerstörte bei jedem Muskelzucken weitere Sehnen und Nerven.Nachdem ich mich selber notdürftig versorgt hatte, ging ich weiter. Mir blieb kaum noch Zeit, nach den Schüssen haben beide Seiten gehört, dass etwas passiert war und Unterstützung für die Gegner war bestimmt schon auf dem Weg.
Ich war keine hundert Meter gelaufen, da hagelte es weitere Kugeln. Bevor ich mich in Deckung bringen konnte, traf mich eine weitere im Bein und ließ mich nach vorn in den Schnee taumeln. „Fuck!", rief ich und drehte mich zu den Gegnern um. Ich schoss zurück, doch mit nun zwei brennenden Wunden konnte ich mich kaum noch auf meine eigene Atmung konzentrieren.
Es war wie in einem Film. Wie in Zeitlupe kamen die Feinde weiter auf mich zu und zielten auf mich. Zwei weitere Schüsse trafen mich, davon ging einer in die schusssichere Weste und der andere traf mich am Oberschenkel.
„Es tut mir leid Miles. Ich habs versucht.", flüsterte ich, während ich weiterhin das Feuer erwiderte. Kampflos würden die Soldaten mich nicht bekommen.„Alpha!" Ich wurde gepackt und hinter einen Stein gezogen, während ein ganzer Trupp meiner Kameraden die feindlichen Soldaten unter Beschuss nahm. Vollkommen benebelt und kaum mehr fähig klar zu denken, reagierte ich nicht wirklich und innerhalb von nur 12 Stunden verlor ich das zweite Mal das Bewusstsein.
DU LIEST GERADE
Hold My Hand - A Miles Teller Story
FanfictionAls Soldat war das Leben nicht immer einfach. Nein, die Herausforderungen des alltäglichen Lebens waren anders als die eines Bürgers, der täglich zu seiner Familie heimkehren durfte. Alessia „Alpha" Janson ging mit 18 Jahren zur US Navy, machte eine...