Der Schießstand

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Eddie's POV

Julie konnte sich gar nicht mehr beruhigen, sie schluchzte heftig und ihr Atem ging viel zu schnell. Verzweifelt sah ich Steve und Robin an, in der Hoffnung dass sie einen Rat hatten, aber sie waren genauso hilflos wie ich. Julie krallte sich an meiner Jacke fest, als hätte sie Angst, dass ich verschwinden würde. Ich zog sie fester an mich und strich ihr über den Rücken. „Alles gut Baby, er ist weg. Er wird dich nie wieder anfassen, das verspreche ich dir."

Julie's schluchzen wurde irgendwann leiser und ihre Atmung normalisierte sich auch wieder. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie mich unter Tränen ansah. „Als er mich angefasst hat" stammelte sie und verzog angewidert das Gesicht „hab ich alles nochmal durchlebt, die Angst er würde mich umbringen, die Scham dass er mich anfasste und ich nichts dagegen tun konnte."

Sie lehnte sich wieder gegen meine Brust und lies all ihren Schmerz raus, den sie in den letzten Jahren gefühlt hat. Irgendwann löste sie sich von mir und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ihr Make-Up war verschmiert und man sah den Bluterguss von ihrem Vater. „Komm Sweetheart, ich bringe dich nachhause." sie schüttelte den Kopf. „Ich will noch nicht nachhause, bitte bring mich irgendwo anders hin." ich nickte und lächelte sie sanft an. „Wir entschuldigen euch, geht ruhig." ich nickte Steve und Robin dankbar zu und zog Julie auf ihre Beine. Sie war etwas schwach, aber sie fasste sich schnell wieder. Sie sah ihre Freunde dankbar an. „Danke für alles, ich hab euch sehr lieb. Wir sehen uns später zuhause."

Ich führte Julie zu meinem Van. „Fahren wir zu unserem Berg?" ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß was besseres, das wird dir gut tun. Vertrau mir." Julie lächelte mich liebevoll an. „Ich vertraue dir mit meinem Leben." ich fasste mir theatralisch an mein Herz, was Julie Gott sei Dank zum Lachen brachte.

Ich startete den Motor und fuhr los. Wir mussten etwas länger fahren, da wir in die nächste Stadt mussten. Beim Ziel angekommen, sah Julie mich ungläubig an. „Ein Schießstand?"

Julie's POV

Eddie sah mich ernst an und nickte. „Das wird dir gut tun, glaub mir. Ich kam in den letzten Jahren oft hier her. Danach wirst du dich besser fühlen." ich zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst, probieren wir es aus." Ich lächelte ihn an und wir stiegen aus. Er nahm meine Hand und wir gingen in den Laden. Eddie wurde sofort erkannt und begrüßt, ich stand schüchtern daneben und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.

„Was kann ich heute für dich tun?" fragte ein Mitarbeiter. „Meine Freundin muss ihre Wut raus lassen" Eddie zeigte auf mich. „Gib uns am besten irgendwas kleineres." ich lächelte den Mann überfordert an, er sah mein Gesicht und meinen Hals. „Ich verstehe. Nehmt am besten die hier. Magazine findest du da drüben. Viel Spaß euch." er drückte Eddie eine Pistole in die Hand und ich fühlte mich sehr unwohl bei der ganzen Sache. Für Eddie war wohl völlig normal, aber er kam ja auch schon öfter hier her.

Eddie schnappte sich vom anderen Tresen ein paar Magazine und nahm mich an der Hand. Er führte mich durch eine Tür zu dem Schießstand. 6 Stände waren aufgebaut, dazwischen immer eine kleine Kabine, als Schutz. Am anderen Ende des Raumes waren Zielscheiben angebracht, die wie Menschen aussahen. Wir waren ganz alleine hier, worüber ich sehr dankbar war. Eddie zog mich zu einem Stand. „Bist du bereit? Wenn du das nicht tun möchtest, verstehe ich das." er sah mich unsicher an, ich dagegen lächelte ihn an. „Ich versuch es einfach, was soll schon passieren." ich zuckte mit den Schultern und Eddie grinste mich an.

Eddie's POV

Ich erklärte Julie alles wichtige, setzte uns beiden den Hörschutz auf und ging ein paar Schritte zurück. Ich beobachtete sie ganz genau, bei dem kleinsten Anzeichen von Überforderung würde ich die Aktion abbrechen. Julie atmete tief durch und lockerte sich etwas. Sie streckte ihre Arme aus und hielt die Waffe fest und entschlossen in ihren Händen. Julie atmete ein letztes mal tief ein und aus und drückte ab. Sie zuckte vom Rückstoß kurz zusammen, aber schoss direkt danach nochmal und nochmal.

Von Feinden zu Liebenden ~ Eddie Munson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt