Leises Miauen hallte durch die leeren Flure. Auf leisen Pfoten schlich Cassandra durch das dunkle Haus und fragte sich, ob sie im Wachzustand schon einmal in einem solchen Gebäude gewesen war. Fast war es, als würde das alte Gemäuer atmen, wenn ein kalter Luftzug nach dem anderen an ihren Schnurrhaaren vorbei strich.
Dennoch schlug ihr Herz nicht wegen der unheimlichen Atmosphäre so schnell, sondern weil sie genau wusste, dass er hier war. Cassandra konnte es fühlen, in jeder Zelle ihres Körpers und heiße Sehnsucht ließ sie schneller über die knarrenden Dielen laufen. Wieder ein Miauen und ein verschwommener Schatten am Ende des Gangs.
So schnell ihr Katzenkörper konnte, rannte sie auf den schwarzen Kater zu, die Gedanken ungeordnet und doch voller Freude. Doch als sie die Stelle erreichte, sah sie nur einen leeren Raum vor sich, erfüllt von silbernem Mondlicht.
„Wo bist du?", rief sie und lauschte auf das Echo ihrer eigenen Worte.
„Hör auf zu versuchen mit mir zu träumen." Es war eindeutig die Stimme des schwarzen Katers, doch Cassandra konnte nicht ausmachen, woher sie kam. Halb panisch drehte sie sich um ihre eigene Achse und versuchte den vertrauten Mann im Katzenkörper zu entdecken.
„Warum?" Sie konnte nicht verhindern, dass das Wort die Verzweiflung verriet, die sie empfand.
Der Wunsch ihn zu sehen war so stark, dass sie für einige Augenblicke kaum atmen konnte. Sie wollte, musste ihm sagen, dass er der wichtigste Mensch in ihrem Leben geworden war und sie ihn unbedingt finden musste. Der Kater musste unbedingt erfahren, dass sie ihr Herz unwiederbringlich an ihn verloren hatte und nicht in der Lage war, ohne ihn zu sein.
'Das ist gefährlich Cassie', warte sie ihr Überlebensinstinkt. 'Ich weiß, aber das ist es wert.'
Fest entschlossen, den Kater in diesem verlassenen Haus zu finden, kehrte sie auf den Flur zurück und sah sich genau um. Abermals tauchte einige Meter weiter ein undeutlicher Schemen auf, doch dieses Mal konnte Cassandra sich nicht an dessen Verfolgung machen.
Lautes Rumpeln riss sie so unvermittelt aus dem Schlaf, dass sie sich in ihrem Bett kerzengerade aufsetzte. Ihr Herz schlug hart und schmerzhaft in ihrer Brust und sie fühlte, wie leichter Schwindel von ihr Besitz ergriff. Sie musste mehrmals blinzeln, um auch die letzten Reste des Schlafs abzustreifen. Unvermittelt knurrte ihr Magen so laut, dass es wohl im ganzen Haus zu hören war.
Ihr Blick schweifte durch das Zimmer und ein mutloses Seufzen drang aus ihrer Kehle: Jeder Gegenstand, von der filigranen Blumenvase bis zum massiven Schrank schwebten einige Meter in der Luft, trieben scheinbar schwerelos durch den Raum. Erst jetzt bemerkte sie das stete Fließen der Magie, die unkontrolliert alles in Cassandras Reichweite in ihren Bann zog.
„Das ist nicht fair", murmelte sie und ließ das Gesicht in die Hände fallen. Der Kontrollverlust war seit vielen Jahren nicht mehr so extrem gewesen und Cassandra fragte sich bang, ob dieses Mal etwas Schlimmes passieren würde.
'Sollte ich vielleicht doch zu Ilka gehen?' Der Gedanke war verlockend, doch diese Flucht wäre zu einfach und der Erfolg nur von kurzer Dauer.
Mittlerweile war sich Cassandra sicher, dass ihre einstige Stabilität nur durch die Verbindung zum schwarzen Kater gewährleistet gewesen war. Sollte ihr schlimmster Verdacht wahr werden und sie den Mann nie wieder sehen, musste sie wohl oder übel selbst mit ihrer eigenwilligen Magie fertig werden. Niedergeschlagen lugte sie zwischen ihren Fingern hervor und beobachtete das fliegende Mobiliar.
Einen leisen Fluch auf den Lippen, stieg sie aus dem Bett und machte sich daran, dass Zimmer wieder in Ordnung zu bringen. Mittlerweile war es für reine Gedankenkontrolle zu spät und Cassandra musste ihre Hände zur Hilfe nehmen. Eigentlich taten das nur sehr junge und unerfahrene Perveo, die im Umgang mit Magie keine großen Erfahrungen gemacht hatten.
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Dream With Me
FantasyKönnen Träume wahr werden? Cassandra ist eine besondere junge Frau: Als Tochter eines Menschen und einer Emendi kann sie Magie wirken. Doch diese ist launisch und Cassie hat oft Probleme, ihre Kräfte zu kontrollieren. Der junge Telekinet Joakim mach...