31 ~ Der alte Rat

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„Joakim!"

Schmerzhaft schlug Cassandras Herz in ihrer Brust und ihr war schwindlig, weil sie sich zu schnell aufsetzte hatte. Hektisch blickte sie sich um und ignorierte, dass ihr Magen gefährlich rebellierte. Ihre Lungen brannten unangenehm und sie glaubte, noch immer den Rauch des Feuers riechen zu können. Zwei Hände griffen nach ihr und sie schlug sie panisch fort.

„Wo bin ich?", fragte sie und begann heftig zu husten.

„Du bist in Warrens Haus." Das Gesicht ihrer Schwester kam in ihr Blickfeld und Cassandra wurde fast schwarz vor Augen vor Erleichterung. „Es ist alles gut, beruhige dich. Du bist in Sicherheit."

Tausend Gedanken jagten durch Cassandras Kopf, doch nur einer fand den Weg zu ihrem Mund. „Wo ist Joakim?" Sie musste ihn sehen, musste sich vergewissern dass es ihm gut ging und ihm von dem erzählen, was sie herausgefunden hatte.

Doch bevor Marie antworten konnte, flog die Tür auf und Joakim stand sichtlich außer Atem im Türrahmen. Hinter ihm erschienen ihre Eltern und andere bekannte Gesichter, doch im Moment war ihr das gleichgültig. Ohne darüber nachzudenken, was die anderen denken würden, streckte Cassandra ihm die Arme entgegen.

Ohne zu zögern kam er zu ihr herüber und zog sie so fest an sich, dass sie für einige Augenblicke keine Luft bekam. Sein sauberer Geruch hüllte sie ein und ließ ihre Haut kribbeln, wo sie sich berührten.

Zitternd vergrub Joakim das Gesicht an ihrem Hals und wisperte leise: „Ich dachte, ich hätte dich verloren." Cassandras Herz ging bei seinen Worten auf und sie schlich sich in seine Gedanken, verknüpfte sie miteinander und ließ ihn fühlen, wie sehr sie sich freute, ihn zu sehen.

Dezentes Räuspern zerstörte den kostbaren Moment ihrer Zweisamkeit und Cassandras Blick huschte zu ihrem Vater, der sie mit undefinierbarem Ausdruck musterte. Sie fühlte deutlich die magische Spannung in der Luft und wusste, dass sich vermutlich alle im Raum über Joakim und sie unterhielten, doch es war ihr auf erfreuliche Art und Weise egal.

Dennoch löste sie sich von Joakim, der trotzdem neben ihr sitzen blieb und ihre Hand hielt. Fast so, als hätte er Angst sie loszulassen, weil sie dann vielleicht verschwinden würde.

'Wenn das keine Liebe ist, dann ist es jedenfalls ein verdammt guter Ersatz dafür', wisperte ihr Herz und ließ Cassandra sanft lächeln.

„Geht es dir gut, mein Schatz?" Die Stimme ihrer Mutter holte sie zurück aus diesen faszinierenden Gedanken.

Ungern löste sie ihren Blick von Joakims grünbraunen Augen, um in die blassen von Ari zu blicken. „Ja, ich denke schon."

„Was ist passiert Cassie?" Unvermittelt zerplatzte die Sicherheit, in die sie sich gewiegt hatte und ihre Muskeln verkrampften sich.

Hinter ihren Eltern traten Silas und ihre Großmutter hervor, die sich sorgenvoll neben sie ans Bett stellten.

„Wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht", gestand Ilka Dulciten und saß dabei viel älter aus, als sie eigentlich war. Trocken schluckte Cassandra und begann zu erzählen.

Während sie erzählte, wie sie Joakim ihre Hilfe zugesichert und schließlich auf die Spur des Erpressers gekommen war, unterbrach sie niemand. Dennoch fühlte sie ganz deutlich, das vor allem ihren und Raphaels Eltern Fragen auf den Zungen brannten. Cassandra sah es nicht zuletzt an den kritischen Blicken, die sie immer wieder auf den Perveo neben ihr warfen.

Als sie an der Stelle ankam, an der sich das Narbengesicht eingemischt hatte, runzelte Joakim die Stirn. „Er hatte eine Narbe am Hals?"

Cassandra nickte langsam und versuchte die Gänsehaut zu ignorieren, die ihren Körper erfasste. Fast glaubte sie die eiskalte Berührung seiner Magie zu fühlen, mit der er sie umfangen hatte.

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