27 ~ Ein schlimmer Verdacht

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Unstet flackerte das Feuer im Kamin, ebenso aufgewühlt wie Joakim selbst. Starr saß er in seinem Sessel und starrte in die Flammen. An diesem Abend war ihm nicht danach, bis spät in die Nacht in seiner Werkstatt zu sitzen und sich neue Erfindungen auszudenken und bei dem Gedanken, unten bei seinem griesgrämigen Großvater zu sitzen, wurde ihm übel. Nach dem schrecklichen Fiasko vom Vorabend konnte er niemanden gebrauchen, der ihn weiter herunterzog.

'So hatte ich das nicht gewollt', dachte er, zum wiederholten Male an diesem Tag. Joakim wusste jedoch genau, warum er Cassandra nichts von dem erzählt hatte, was der Erpresser über ihn wusste: Er hatte schreckliche Angst gehabt, Abscheu und Verachtung in ihren schönen Augen zu sehen. Diesen Ausdruck musste er bereits bei seinen Eltern und seinem Großvater entgegenblicken, doch bei der temperamentvollen Halbemendi würde es ihn vernichten.

Schritte wurden auf dem Gang laut und er ließ den Kopf stöhnend gegen die Rückenlehne sinken. Er hatte keine Kraft, sich mit wem auch immer auseinanderzusetzen, der sich anschickte ihn zu stören.

Dennoch konnte Joakim nicht verhindern, dass es an seiner Tür klopfte und Marthas Stimme erklang: „Joakim, du hast Besuch."

„Wenn es keine blonde Frau mit blauen Augen ist, soll derjenige zur Hölle fahren", brummte er, jedoch so leise, dass die Emendi es nicht verstehen konnte. Laut sagte er: „Herein."

Joakim machte sich nicht die Mühe, sich nach seinem Besuch umzudrehen. 'Entweder ist es Leif oder Cedrik. Kein anderer kommt zu solch später Stunde noch zu mir.'

Der Gedanke war deprimierend und er verzog das Gesicht zu einem freudlosen Lächeln. Die Schritte vom weichen Teppich gedämpft, kam der Gast zu ihm an den Kamin. Unvermittelt stellten sich seine Nackenhaare auf, weil auf schwachem Niveau Magie durch den Raum strömte. Überrascht drehte er sich um und sah genau die Frau an, die er als letztes in diesem Haus vermutet hätte.

„Joakim, ich habe ihn gefunden", verkündete Cassandra und sah ihn eindringlich an. Ihr Gesicht wirkte seltsam fahl und ließ sie noch elfenhafter und zierlicher aussehen. Nur schwer konnte Joakim den Drang unterdrücken, sie zu sich auf den Schoß zu ziehen und solange ihr Gesicht zu küssen, bis sich die Falten auf ihrer Stirn geglättet hatten.

Doch statt diesem mächtigen Wunsch nachzugeben, fragte er verwirrt: „Wen?"

„Den Erpresser."

Überrascht riss er die Augen auf. „Wirklich? Wo, wer ist es?" Sie kam einen kleinen Schritt näher und er konnte die Maserung in ihrer Iris erkennen.

„Er lebt hier in Effero und heißt Leif Perduerk."

„Nein", platzte Joakim heraus.

Überrascht zuckte Cassandra zurück und sah ihn irritiert an. „Was, nein?"

Weil er es in seinem Sessel nicht mehr aushielt, stand Joakim auf und begann durch das Zimmer zu wandern. „Nein, er ist es nicht. Niemals."

Überzeugung sprach aus ihm. Wie konnte sie hierher kommen und seinen besten Freund beschuldigen? Sie musste verrückt geworden sein, wenn sie Leif beschuldigte. Joakim bereitete der Gedanke Übelkeit, dass selbst ein leiser Verdacht an dem Architekten laut werden könnte, der seinem Ruf schadete.

„Du musst dich irren."

Trotz sprach ihm aus Cassandras hellem Gesicht entgegen und sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ausgeschlossen, ich irre mich nicht. Wie kommst du überhaupt darauf? Kennst du diesen Mann?"

„Er ist mein bester Freund", knurrte Joakim zur Antwort. Cassandras sarkastisches Lachen verursachte ihm eine Gänsehaut.

„Das ist noch lange kein Ausschlusskriterium."

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