„Verdammt!", fluchte ich vor mich hin und sah dabei zu, wie er seinen Tequila wie Wasser hinunterkippte. Er war jetzt schon betrunken genug, da bräuchte er nicht noch mehr von dem Zeug. Und nun war ich auch noch schuld! Klar hatte ich den verletzten Ausdruck in seinen Augen gesehen! Schließlich war ich weder blind noch hohl. Aber was stellte er sich vor, dass ich ihn mit in den Darkroom nahm und morgen in der Früh so tat, als wäre nichts gewesen? Wut stieg in mir auf. Dieser blauäugige Idiot stellte meine Geduld in den letzten Tagen gehörig auf die Probe. Zog mich an und stieß mich ebenso schnell wieder ab, wenn nicht noch viel schneller. Und jetzt lehnte er an der Bar, bereits mit dem nächsten Glas in der Hand, immer noch halb nackt und betrank sich.
Eigentlich, ging es mich ja nichts an. Eigentlich, war er auch schon betrunken, bevor ich gekommen war. Eigentlich, wollte ich meinem Alltag entfliehen. Meinen Gedanken. Ja, eigentlich ...
‚Es hat sich gut angefühlt', flüsterte eine tiefe Stimme in mir drin. ‚Du magst ihn', machte sie erbarmungslos weiter. ‚Du kannst ihn niemals so zurücklassen. Was, wenn ihm etwas passiert? Was, wenn ihn irgendeiner dieser Kerle mitnimmt?'
„Ach, halt doch die Klappe!", fauchte ich der Stimme in meinem Kopf zu und setzte mich in Bewegung. Bei jedem Schritt verfluchte ich Leon und seine Anwesenheit hier in meinem Klub noch mehr. Hätte er sich nicht einen anderen aussuchen können. Wenigstens für diesen einen Abend?
„Wir gehen!", befahl ich, kaum, dass ich zu ihm getreten war. Griff nach dem schwarzen Shirt, das auf dem Barhocker neben ihm lag und warf es ihm zu. Blöde Idee. Dass seine Reaktionszeit nicht mehr die Beste war, hätte ich mir eigentlich denken können. So landete das Stück Stoff lediglich zu seinen Füßen. Knurrend bückte ich mich automatisch danach, und Leon schien das Gleiche zu tun, denn wir trafen uns in der Mitte, als unsere Köpfe hart zusammen stießen.
„Verdammt!", stieß ich fluchend aus und strich mir über die schmerzende Stelle. Nahm das T-Shirt, hob es erneut auf und drückte es ihm an die Brust. Wieder war da diese Wärme, dieses feine Kribbeln, kaum, dass ich seine Haut berührt hatte und ich zog meinen Finger augenblicklich weg. Ich wollte es nicht. Wollte es wirklich nicht fühlen. Welchen Zweck hätte es, außer, dass ich mich selbst quälte? Das mit Leon stand nicht zur Diskussion. Nicht in diesem Leben!
„Auf geht's!", fuhr ich ihn erneut an. Packte ihn am Handgelenk und zog ihn einfach mit. Wortlos stolperte er mir hinterher. Die letzten drei Gläser hatten ihm nicht gutgetan. Als er vorhin auf mich zu getreten war, war er viel trittsicherer gewesen. Jetzt musste ich echt aufpassen, dass ich nicht zu schnell wurde, weil er sich bei meinem schnellen Gang kaum auf den Füßen halten konnte. Es reichte, dass ich sein T-Shirt zweimal vom Boden aufklauben durfte, ich wollte mit ihm als Ganzes nicht auch noch weiter machen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit betraten wir das Freie und ich führte ihn zu meinem Wagen. Er schwieg immer noch. Langsam machte ich mir wirklich so meine Gedanken. Beim Auto angekommen, ließ ich ihn los und sah ihn zum ersten Mal wieder an. Seine Augen wirkten glasig und leuchteten nur noch intensiver. Die Wangen gerötet, verschränkte er die Arme und strich sich immer wieder darüber, als wäre ihm kalt.
„Wo wohnst du?", durchbrach ich die Stille und blinzelte, um seinem Starren aus zukommen. „Ich fahr' dich nach Hause." Schweigen. Also hob ich erneut meinen Blick. Er sah mich immer noch an. So intensiv, dass ich eine Gänsehaut bekam.
„Leon ...", flüsterte ich und streckte meine Hand aus, um ihn zu berühren. Ihn aus diesem Moment, in dem er so gefangen zu sein schien, zu befreien. Kurz sah er runter, sah meine Hand auf seinem Oberarm. Bevor er wieder hochsah und mir direkt in die Augen. Sein Blick war so klar, so entschlossen. Dass ich gar nicht so schnell reagieren konnte, wie er den einen Schritt, der uns trennte, überwand und sich erneut an mich schmiegte. Keine Sekunde später spürte ich seine Hände an meinen Wagen und seine weichen Lippen auf den meinen. Für einen winzig kleinen Augenblick erwiderte ich den Kuss. Konnte einfach nicht widerstehen. Es fühlte sich gut an. Zu gut! Er fühlte sich gut an. Bevor ich widerwillig nach seinen Armen griff und mich zum wiederholten Mal von ihm löste. Kurz huschte so etwas wie Traurigkeit über sein Gesicht, doch dann war da wieder diese verbissene Miene.
„Nein", sagte er bestimmt und ich musste kurz überlegen, was er meinen konnte. „Kann nicht heim", setzte er erklärend hinzu und verschränkte bockig die Hände vor der Brust. Ihm schien eindeutig kalt zu sein, warum er sein Shirt nicht überzog war mir echt ein Rätsel.
„Du musst aber ...", weiter kam ich nicht, weil er mich nicht ausreden ließ. Er hob seine Hand und griff kurz nach meiner, bevor er scheinbar selbst realisierte, was er da tat und mich wieder losließ. „Phil ... bitte ...", seufzte er niedergeschlagen und ließ den Kopf hängen. Der seidene Vorhang, seines schwarzen Haares fiel im ins Gesicht und verschleierte es. „... kann nicht ..."
Verzweiflung flutete meinen Körper. Was sollte ich bitteschön tun? Mittlerweile wollte auch ich nur noch heim und ins Bett. Morgen würde auch so ein verdammt langer Tag werden. Und das lange Aufbleiben hatte sich nicht einmal gelohnt. Statt meine Probleme zu vergessen, hatte ich gleich mal einen Sack voll mehr davon. Gott, daran wollte ich gar nicht erst denken.
„Wo dann?", presste ich zwischen den Zähnen hervor und betete ruhig bleiben zu können. Ich wollte ihn weder anschreien noch irgendwie fertig machen, aber meine Geduld war am Ende. Ich vermisste mein Bett! Schlaf ließ einen alles vergessen ...
„Ich geh' einfach ...", sagte er und wandte sich um. Tief sog ich die kühle Luft in meine Lungen. Es ging mich nichts an. Es ging mich verdammt noch mal ... „Nein!", stieß ich hervor und packte ihn hart am Handgelenk, um ihn aufzuhalten. „Steig ein", befahl ich, keine Widerrede duldend. Und scheinbar hatte ich an diesem Tag zum ersten Mal Glück, wenn man das denn so nennen konnte, denn Leon setzte ich tatsächlich in Bewegung und stieg ins Auto. Kaum, dass die Tür zu war, holte ich das Handy aus der Hose und wählte Mareks Nummer. Es dauerte eine Weile, bis er dran war. Verschlafen bellte er lediglich ein „Ja." In den Hörer. „Du musst Sven Bescheid geben, dass ich Leon besoffen in einem Klub angetroffen habe. Er will nicht heim, also nehm ich ihn mit nach Hause", fasste ich die Lage kurz zusammen.
„Bitte, was?", wollte mein Bruder irritiert wissen. Ich schien ihn tatsächlich aus dem Schlaf gerissen zu haben. Sein Pech. Ohne ihn hätte ich diese Probleme nicht in meinem Leben! „Leon ist betrunken und will nicht zu Sven. Ich nehme ihn mit. Ruf ihn an", wiederholte ich und legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Das sollte auch der letzte Volltrottel verstanden haben. Außerdem sollten wir schleunigst los, nicht dass ihm doch noch einfiel, mir ins Auto zu kotzen. Das würde den Tag echt perfekt machen.
Also packte ich das Handy weg, stieg ebenfalls ins Auto und fuhr los. Schielte dabei zwar immer wieder zur Beifahrerseite, aber Leon sah lediglich aus dem Fenster und schien mich total zu ignorieren.
„Wenn dir schlecht wird, sag Bescheid, dann halte ich an", bat ich ihn, erhielt aber keine Antwort. Also fuhren wir schweigend weiter. Und weiß Gott, es war ein unschönes Schweigen, eins, das schwer im Raum hing und allen Anwesenden nur allzu bewusst war.
„Willst du mir erzählen, was passiert ist?", versuchte ich erneut mein Glück, wenn auch in erster Linie, um die Ruhe zu durchbrechen. Aber auch diesmal bekam ich keine Antwort. „Dir ist aber schon klar, dass wir gerade nicht in der Arbeit sind? Also rein theoretisch dürftest du mit mir reden." Kurz blickte ich zu ihm hinüber, obwohl ich die Hoffnung auf eine Reaktion schon aufgegeben hatte. Und doch, er sah zwar weder zu mir herüber, noch sagte er etwas, aber kurz, wenn auch nur für einen Moment, gingen seine Mundwinkel nach oben. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus und ich lenkte meine ganze Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr. Alles andere war zu gefährlich. Ganz egal, ob für den Körper oder den Geist.
Als wir ankamen, folgte mir Leon in meine Wohnung. Wieder konnte ich nur bewundern, wie wenig man ihm seinen Alkoholspiegel an kannte. Auf dem Weg zum Auto, war er zwar kurz unsicher auf den Füßen, davon war jetzt aber nichts mehr zu kennen. Entweder er vertrug es sehr gut, oder war geübt darin. Ich hoffte aufs Erste. Ein Praktikant mit einem Alkoholproblem wäre das Letzte, was ich brauchen konnte.
Kaum hatte ich das Licht in der Diele eingeschalten, schon schoss uns Dante entgegen und begrüßte Leon. Natürlich! Wen denn sonst? Als würde ich auch nur eines Blickes gewürdigt, wenn Leon an meiner Seite stand. Mein unerwünschter Gast ging in die Hocke, konnte das Gleichgewicht aber nicht halten und plumpste auf seine vier Buchstaben. Dante schleckte ihn fröhlich ab, während Leon belustigt gluckste. Augenrollen trat ich an dem innig verschlungenem Pärchen vorüber und entledigte mich Schlüssel und Geldbeutel. Streifte die Schuhe von den Füßen und sah mich nach den beiden um, die immer noch schmusten. Man könnte meinen, mein Hund hätte noch nie im Leben Streicheleinheiten erhalten und würde von mir sonst nur vernachlässigt werden. Genervt über diese Innigkeit verschränkte ich die Arme.
„Wir sollten dann langsam ins Bett, ich muss früh auf. Und auch du hast seit neustem ein Praktikum, wo du pünktlich erscheinen solltest, hab ich gehört!", konnte ich mir meinen genervten Ton nicht verkneifen. „Dante, ab ins Körbchen!", befahl ich dem Verräter, der mich immer noch weder wahrgenommen noch begrüßt hatte. Wenigstens reagierte er sofort, ließ von Leon ab und verschwand ins Wohnzimmer. Dieser hingegen stellte sich gerade relativ doof an, wieder vom Boden hochzukommen, also streckte ich ihm die Hand hin, nach der er tatsächlich nach einem kurzen zögernd griff und zog ihn mit Schwung in die Höhe. Stolpernd kam er kurz vor mir zum Stehen.
„Willst du duschen?", fragte ich und ging auf Abstand. Diese Nähe zu ihm machte mich ganz kirre. Auf der einen Seite war es so verlockend ihn an mich zu ziehen, auf der anderen eben auch gefährlich. Er war nicht nur irgendein Kerl. Keiner, mit dem ich ab morgen so einfach getrennte Wege gehen konnte.
„Ja, bitte", sagte er und seine Stimme klang rau. So, als hätte er schon ewig nicht gesprochen. Und irgendwie war es ja auch so. „Na, dann komm, ich zeig' dir alles", schlug ich vor und ging voran. Schob alle Gedanken beiseite und versuchte im Hier und Jetzt zu bleiben. Was brachte es schon, sich etwas anderes auszumalen. Das mit uns zweien war weder richtig noch gut. Was auch immer es war. Nichts! Ganz genau. Es war ein Haufen nichts!
„Verdammt!", schnaubte ich. Jetzt dachte ich schon wieder darüber nach, statt endlich damit aufzuhören. Öffnete mit Schwung die Badezimmertür, sodass sie an die Wand schlug und uns wieder entgegenkam. Vielleicht sollte ich es tatsächlich mal mit Yoga probieren, unsere Sporttherapeutin schwor darauf. Ich war in den letzten Tagen echt nicht mehr ausgeglichen, und in Leons Gegenwart schon gar nicht.
„Handtücher", deutete ich auf das offene Regal, in dem sich die Badetücher stapelten. „Duschgel und Shampoo sind in der Dusche. Ich hol' dir Wäsche zum Schlafen", erklärte ich weiter und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten. Mein Bett schrie nach mir, diesem Ruf sollte ich schleunigst folgen. Vielleicht sah der Tag morgen besser aus. Hoffen durfte man doch noch?
Im Schlafzimmer holte ich eine Boxer und ein Shirt von mir und lief wieder zurück. Klopfte an die Tür und erhielt ein „herein". Das Wasser rauchte und die Scheiben waren beschlagen. Mein unliebsamer Gast stand unmissverständlich unter der Dusche. Schnell klappte ich den Deckel des Klos hinunter und legte die Sachen darauf. Holte aus dem Spiegelschrank eine neue Zahnbürste und legte sie dazu, bevor ich ohne eines weiteren Blickes zu ihm, wieder aus dem Bad verschwand. Ging rüber ins Wohnzimmer und kniete mich runter zu Dante, um ihn zu kraulen. Ja, ich war ein Softie und konnte ihm einfach nicht länger beleidigt sein. Wer konnte es ihm verübeln, irgendwie mochte ich Leon ja auch!
Dann fiel mein Blick ganz unbewusst auf das Sofa, auf mein winziges Zweisitzsofa. Und zum ersten Mal, nach dem ich mich dazu entschlossen hatte, ihn mit zu mir nehmen, wurde mir bewusst, dass Leon, mit seiner Größe, gerade mal zur Hälfte auf jenes passen würde und ich keine Luftmatratze besaß.
„Oh scheiße", fluchte ich und mein Hund runzelte fragend die Stirn. „Ich bin so ein Idiot!", redete ich weiter und legte meine Stirn gegen Dantes. Was stimmte nur nicht mit mir? Wieso setzte mein Gehirn seit Tagen ständig aus? Wenn das so weiter ginge, würde ich diesen Monat nicht überleben. „Was mach' ich nur mit Leon?", fragte ich meinen Vierbeiner, der aber scheinbar nur Leon verstand, sich von mir losriss und in Richtung Bad stürmte. Diese Zecke! Schnaubend erhob ich mich, und ging rüber ins Schlafzimmer und eine zweite Schlafgarnitur zu beziehen. Es war Zeit, diesem Tag ein Ende zu setzten!
Das Tapsen von nackten Füssen und Pfoten kündigte an, dass meine beiden liebsten Wesen auf diesem Planeten, jeden Augenblick das Zimmer betraten. Ich sah nicht auf, legte stattdessen das zweite Kissen, mit so viel Abstand von meinem, dass es grade so nicht von Bettrand herunterfiel. Und selbst das war für meinen Geschmack noch viel zu nahe.
„Mein Sofa ist zu klein", erklärte ich, ohne gefragt worden zu sein. „Und ich bin zu alt, um auf dem Boden zu schlafen. Also hast du die Wahl. Mit mir im Bett, oder auf dem Boden." Ich sah nicht auf. Legte aber die Decke zusammen. Wofür genau wusste ich nicht, aber so waren wenigstens meine Hände beschäftigt.
„Im Bett, wenn es für dich okay ist. Für den Boden fühl' ich mich auch zu alt", setzte er hinzu und ich hörte das Schmunzeln aus seiner Stimme. Wie schön, wenn sich wenigstens einer amüsierte!
„Was auch immer", erwiderte ich und war von mir selbst genervt, dass ich dabei so pampig klang. „Bin dann ebenfalls im Bad", sagte ich noch und verschwand mit meinen Anziehsachen, um mich ebenfalls bettfertig zu machen.
Zehn Minuten später betrat ich erneut mein Schlafzimmer und blieb erstarrt im Türrahmen stehen. Mein Bett wurde regelrecht belagert. Beide hatten sich darin ausgebreitet, sodass kein Platz mehr für mich übrig war. Wenn die davon ausgingen, ich würde im Körbchen schlafen, hatten sie sich getäuscht. Also schnalzte ich mit der Zunge und Dantes Kopf ruckte in die Höhe. „Ab ins Bett", befahl ich, keine Widerworte duldend und er gehorchte. Zwar nur widerwillig und sehr langsam, aber letzten Endes hüpfte er doch aus dem Bett und trottete aus dem Zimmer.
„Und wer kuschelt jetzt mit mir?!", seufzte Leon traurig, und ließ seinen Blick über mich wandern. Ich hatte lediglich meine Schlafanzughose an, mehr trug ich sonst nicht zum Schlafen und würde auch heute nicht damit anfangen. Mir seines Blickes nur allzu bewusst, verschränkte ich fröstelnd die Arme vor der Brust.
„Schau mich gar nicht so an!", pfefferte ich ihm entgegen. „Du kannst froh sein, dass ich dich in meinem Bett schlafen lasse. Wenn du kuscheln willst, hol' ich dir einen Teddy." Wieder überfiel mich das Gefühl, eine allzu große Klappe zu haben. Doch statt eingeschnappt, oder beleidigt zu reagieren, zuckten seine Mundwinkel erneut. Wieder war da dieses Ziehen in meinem Bauch. Er sah dabei aber auch irre sexy aus. Verdammt! Was war nur los mit mir? Was, dachte ich mir schon wieder? Hatte ich es echt so dringend nötig?
„Schlafenszeit", knurrte ich nur und knallte mit der Hand gegen den Lichtschalter. In Dunkelheit gehüllt, trat ich ans Bett und schlüpfte unter die Bettdecke. Seufzend entließ ich die Luft aus der Lunge und versuchte mich zu entspannen. So angespannt wie ich gerade war, würde das gewiss nichts mit Schlafen werden.
„Phiiiil ...", ertönte es lang gedehnt neben mir und ich schloss die Augen. „Hmmm ...", gab ich zurück. „Danke ...", seufzte Leon. Dann wurde meine Bettdecke angehoben und er rutschte zu mir ran. „Was wird das?", fragte ich panisch und versuchte von ihm wegzurutschen und wäre fast aus dem Bett gefallen. „Nur ganz kurz ...", murmelte er und griff nach mir, um mich zu sich zu ziehen. "Bitteeeee ...", setzte er etwas verzweifelt hinzu. Dieser bescheuerte Ton ließ mich weich werden und bevor ich mich versah, rutschte ich ihm entgegen und er kuschelte sich in meine Arme. Was zur Hölle tat ich da bloß? War ich bescheuert?
„Nur ganz kurz!", zischte ich ihm zu.
„Hmmm...", seufzte er gegen meine Halsbeuge und sog die Luft ein. „Du riechst so gut." Im selben Augenblick spürte ich weiche Lippen, die federleicht immer wieder meine Haut streiften.
„Leon!", schimpfte ich und ein leises Lachen ertönte.
„Ich mach' doch gar nichts", nuschelte er heiß gegen die feuchte Haut, die er zuvor geküsst hatte, und küsste sich erneut weiter. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass mich sein Verhalten, bei weitem nicht kaltließ?
„Du schläfst gleich auf dem Boden!", gab ich bestimmt zurück und fragte mich im selben Moment, woher ich diese Selbstbeherrschung aufbrachte.
„Spielverderber", seufzte er und küsste ein letztes Mal meinen Hals. Dann legte er seinen Kopf auf meine Schulter und wurde ruhig. Auch ich schloss die Augen und entspannte mich. Irgendwie war es schön, hier mit ihm zu liegen. Ihn an mich gekuschelt zu spüren. Es war verdammt lange her, dass jemand bei mir über Nacht geblieben war. Über fünf Jahre, um genau zu sein. Aber an Jannik wollte ich jetzt wirklich nicht denken.
Seufzend zog ich Leon fester an mich und er verschlang augenblicklich seinen Fuß mit meinem. Dabei schnurrte er wie ein Kätzchen, was mich schmunzeln ließ. Dann wurde es still zwischen uns beiden und einige Zeit später fing der Mann in meinen Armen an zu schnarchen. Wieder musste ich grinsen. Aber mir mein Schnarchen vorwerfen! Schon recht!
Jetzt wäre wohl der beste Zeitpunkt gewesen, mich von ihm zu lösen und ihn auf seine Seite rüber zu rollen. Aber dabei hätte ich ihn bestimmt geweckt, redete ich mir ein. Nein, das wollte ich nicht. Er brauchte seinen Schlaf ganz dringend. Und ich? Ich brauchte diese Nähe gerade auch, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Also zuckte ich lediglich mit den Schultern und schlief nun, endlich wieder zur Ruhe kommend, ein.
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Unter Verrückten
RomanceJetzt hatte ich schon wieder alles verbockt! Mal wieder, aber dieses Mal so richtig! Ein Wunder, dass mir Sven dafür nicht den Kopf abgerissen hatte ... stattdessen drückte er mir diese bescheuerte Visitenkarte auf. "Privatklinik Schloss bei den Buc...